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Interview mit Andy Rubin auf cnet.com

Interview mit Andy Rubin auf cnet.com

Letzte Woche gab es auf cnet.com ein vielbeachtetes Interview mit Andy Rubin. Für all diejenigen, die noch nicht wissen wer Andy Rubin ist: Andy ist der Chefentwickler für Android bei Google und sowas wie der Vater des Betriebssystems.

Ich fand dieses Interview so lesenswert, dass ich mich entschieden habe es vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Natürlich übernehme ich für Übersetzungsfehler keine Haftung... 

Was man zusammenfassend aber sagen kann, ist, dass Andy das ausspricht, was sich viele von uns hier schon denken. Android hat das Potential ein echter Standard bei mobilen Betriebssystemen zu werden. Und er erklärt - für meine Begriffe - recht gut, warum Palm oder Apple Nischenprodukte sein werden, bzw. sind. An dieser Stelle sei der guten Ordnung halber aber auch gesagt, dass es sich als Apple auch recht gut leben lässt, wenn man so eine große Nische wie das iPhone gefunden hat.

Nun wünsche ich Euch viel Spaß beim Lesen. Und ich freue mich natürlich über Kommentare, Anmerkungen bzw. Anregungen, aber auch gerne über Hinweise zu evtl. Übersetzungs-, Interpunktions-, oder Rechtschreibfehlern.

Das Interview führte Tom Krazit bei cnet.com

Frage: Wie vereinbaren Sie die Ziele offen für die Notwendigkeit zu sein, dass Carrier ihre eigenen Lösungen brauchen und Kompatibilitätsproblemen, die damit einher gehen können?

Rubin: Was traditionellerweise ein Problem für Endgerätehersteller darstellt, ist, dass sie auch System Integrators sind. Was dabei herauskommt ist eine Art kleinster gemeinsamer Nenner von Funktionalität und Usability [Nutzungsfreundlichkeit], weil die Software von verschiedenen Parteien entwickelt wurde, und dabei niemand wirklich in der Gesamtheit über die User Experience nachgedacht hat.

Dabei geht es darum wie Menschen erwarten, dass diese Produkte funktionieren und was die verschiedenen Möglichkeiten sind wie ein Nutzer diese Produkte bedient. Keine Firma hat darüber nachgedacht.

Und deshalb ist der große Vorteil dieser offenen Plattform, das sie vollständig ist. Es ist an sich alles was man braucht um ein Telefon zu bauen. Manchmal ist der Grund warum Dinge nicht richtig funktionieren, weil die Plattform unvollständig ist und dann andere Teile einbauen müssen. Und wenn Du dann die Teile einbaust, läuft man Gefahr Inkompatibilität zu haben. 

Es ist möglich ein komplett anderes User Interface mit einem völlig anderen Look&Feel zu haben, was aber immer noch kompatibel ist. Und das wird bewiesen werden. 

Es wird einige Veröffentlichungen geben. Wir haben sehr viel Aufmerksamkeit in China erzeugt. Die Use Cases in China weichen ein bißchen von denen in den USA ab. Typischerweise bevorzugt man in China wegen der asiatischen Schreibweise ein Interface, was mit einem Stift bedient wird, da sie dort davon ausgehen, dass ein Stift geeignet sei um die komplexen Schriftzeichen zu schreiben. Aufgrunddessen hat sich der Use Case komplett verändert, aber wir haben dennoch die Kompatibilität erreicht.

Frage: Wie hat sich das Ziel von Android verändert, nachdem es bei Google integriert wurde?

Rubin: Das Ziel war ziemlich das Selbe, aber das Geschäftsmodell hat sich ganz offensichtlich verändert. Das Geschäftsmodell von Google ist das Werbegeschäft und deshalb ist es für Google nur die Erweiterung ihres Geschäftes. Wir wollen nur mehr Menschen erreichen, die dann hoffentlich Google verwenden und wir dann so über die Werbung Geld verdienen.

Übrigens glauben wir so an unser Werbegeschäft und unsere Fähigkeit Menschen dabei zu helfen Informationen zu finden, dass wir nicht auf irgendeine Art und Weise verlangen Google zu verwenden. Wenn jemand Android dazu verwenden will ein Yahoo-Phone zu bauen - bitte!"

Haben Sie jemals daran gedacht ein Telefon zu machen? Ein Google Phone?

Rubin: Ja, ich meine, es macht Spaß wenn Du ein Telefon baust. Ich bin eher der Typ der eine Plattform baut die dazu in der Lage ist auf verschiedenen Telefonen zu laufen, anstatt sich nur auf ein einzelnes Produkt zu fokussieren. 

Ein einzelnes Produkt wird eventuell Einschränkungen haben. Sogar dann, wenn es zwei Produkte sind. Wenn es aber hundert Produkte gibt, kommen wir langsam dahin, wo Google glaubt, dass Menschen Informationen abrufen wollen.

Um zum Thema "Geschäftsmodell" zurück zu kommen: Google hat ein großartiges Geschäftsmodell rund um das Thema "Werbung", und es gibt eine natürliche Verbindung zwischen Open Source und dem Geschäftsmodell mit Werbung. Open Source ist grundsätzlich eine Distributionsstrategie, die Einstiegshürden für die Annahme [eines Systems] gänzlich entfernt. 

Als Android ein Start-Up Unternehmen war, war es immer ein Razor-Razor Blade Business (Anmerkung: das ist eine Verkaufstaktik, bei der ein Gut zu verschiedenen Preisen verkauft wird. Das eine Gut wird mit einem Rabatt verkauft, während das Andere zu einem höheren Preis veräußert wird). Der "Razor", der kostenlose Teil, war das Open Source Betriebssystem. Im ursprünglichen Geschäftsmodell von Android war das "Blade" grundsätzlich Lösungen, die wir an Mobilfunkbetreiber verkaufen wollten, die dann wiederum auf das Open Source System zugriffen. Das war kein bewiesenes Geschäftsmodell, würde ich sagen. Und natürlich war dann auch das Feedback, als wir eine Finanzierungsrunde machen wollten, dass dies kein bewiesenes Geschäftsmodell war. 

Ich war schon fast soweit es [Android] fallen zu lassen. Aber dann kamen Larry und Sergey und Eric und sagten "es ist vielmehr mit dem Kerngeschäft und Businessmodell von Google abgestimmt, und Du wirst es sehr viel leichter haben es innerhalb von Google umzusetzen". Und rückwirkend betrachtet stimme ich zu.

Geht es hier um Marktanteile? Geht es dabei darum die mobile Welt zu erobern?

Rubin: Wir schauen dabei erstmal auf die Skalierung. Die Mission ist dabei die Informationen dieser Welt zu organisieren und sie allgemein und sachbezogen zugänglich zu machen. Zum Thema "zugänglich machen": denken Sie an eine Welt in der Sie irgendwie davon abgehalten werden die Information zu erlangen, die Sie haben möchten. Wenn ich in ein Hotel gehe und die $19,95 zahle [, die das Hotel haben möchte] und sie [das Hotel] dann eine Firewall haben, die mich nicht auf meinen Exchange Server lässt, werde ich zum Tier.

Ich schaue auf die Dinge - und Google schaut auf Dinge - im Sinne von in welcher Weise sich die Landschaft verändert, dass Konsumenten, die Google Services nutzen möchten es aber nicht können.

In diesem ehrlichen Ziel Konsumenten nicht zu blockieren und ihnen zu erlauben Informationen abzurufen, hilft es auch unseren Mitbewerbern. Was wir nicht machen möchten, ist irgendjemanden zu benachteiligen, nur weil wir die Einzigen sind. Wir wollen nicht irgendeine eigene Struktur kreieren, in der Menschen nur Google nutzen können. Und das ist die Definition von Offenheit: es nicht nur Open Source, es die Freiheit die Informationen zu bekommen, die Du gerade suchst. 

Wieso ist diese Herangehensweise besser als das was Apple oder Palm macht, wo diese das gesamte Gerät kontrollieren?

Rubin: Das gesamte Gerät zu kontrollieren ist großartig, aber wir sprechen von 4 Milliarden Endgeräten. Wenn man das gesamte Gerät kontrolliert, ist die Möglichkeit schnell Neuerungen einzuführen eingeschränkt, wenn dieses von einem Lieferanten kommt.

Du kannst gelegentlich Innovationen bringen. Du kannst die Firma oder bestimmte Interface Techniken festlegen, oder Du kannst das "Web-im-Handset"-Business festlegen. Aber Du kannst nicht alles machen! Du wirst immer in einer Nische sein.

Worüber wir sprechen ist aus einer Nische herauszugehen und Menschen die Möglichkeit zu geben das Internet so zu benutzen wie sie es erwarten würden, dass man es benutzt. Ich möchte keine Ableitung des Internets schaffen, ich möchte auch nicht nur ein Stück vom Internet, ich möchte nicht irgendwo in der Ecke sitzen mit einer geistlosen Version des Internets. Ich möchte IM Internet sein!

Selbst dann, wenn es auf Kosten der Kompatibilität oder Fortschritten beim User Interface geht? Wenn Sie das Telefon für jedermann sein wollen, müssen Sie einige Opfer erbringen, oder?

Rubin: Ich glaube nicht, dass wir das sehen werden. Ich denke, wir haben einen ziemlich guten Job gemacht. Nochmal, wir sprechen über eine völlig neuartige Technologie die es vor einigen Jahren noch nicht gegeben hat. Deswegen glaube ich auch, dass das eine Revolution sein könnte.

Können Sie sich daran erinnern, als Leute "write once, run everywhere" herausposaunt haben? Ich glaube, dass wir genau an diesem Punkt sind. Ich glaube, wenn wir damit beginnen über die Möglichkeiten [Android an] Notbooks und Navigationssystemen auszuprobieren, werden wir möglicherweise verschiedene Prozessortypen haben. Da gibt es Intel, ARM und Set-Top Boxen haben MIPS.

Es gibt einen Haufen verschiedener Prozessorarchitekturen. Und die Typen mit Altlasten haben Probleme diese Märkte mit einer einzigen Lösung anzusprechen. Ich glaube, Android ist potentiell die einzige mögliche Lösung, die all diese Märkte ansprechen kann. Und sie neu, sie ist revolutionär. Das wird das gesamte Spiel ändern.

Wenn es eine Revolution ist, wieso haben wir dann nicht schon mehr von diesen Telefonen gesehen?

Rubin: Es dauert etwa 18 Monate um ein Telefon von A bis Z zu bauen. Was wir für unseren Markteintritt machen wollten, was sicherzustellen, dass wir einen erfolgreichen Showcase haben, um zu beweisen, dass das Produkt verlässlich, robust und "ready-to-go" ist. Wir haben uns hierfür HTC als Partner ausgesucht.

In dem Moment, als wir unseren Quellcode am 7. November 2007 offenlegten, war der Moment als viele dieser Leute [Firmen] es in die Finger bekamen. Wir sind immer noch in diesem 18-Monate-Fenster, in dem Produkte gebaut werden. Und was sie bald sehen werden ist eine ganze Reihe von Produkten, die auf den Markt kommen.

Was haben Sie von Android 1.0 zu 1.5 gelernt?

Rubin: Ich habe gelernt, dass 1.5 das Produkt war, welches ich mir für 1.0 gewünscht hätte. Der Grund hierfür ist, dass es ein unterschiedliches Business für Google ist, nämlich der Industrie dabei zu helfen ein Betriebssystem für ihre Handys zu bauen. 

Im Web kann man Dinge sehr schnell wiederholen und Du kannst Dinge in einem Beta-Stadium herausbringen, um dann Bugs sprichwörtlich stündlich zu fixen. Auf Handys haut man etwas in ein ROM auf einem Gerät, welches gerade gebaut wird, bei dem Du alle Einzelteile just-in-time orderst, das Lagerrisiko hast, usw. Die Widgets werden sprichwörtlich am Fließband gefertigt und wenn die Software am Ende nicht fertig ist, fällt sie auf den Boden und türmt sich auf. Und das koset eine Menge Leute eine Menge Geld. Und wenn Du das nicht richtig hinbekommst, bist Du in ziemlich großen Schwierigkeiten.

Was wird darüber entscheiden, wer in diesem Markt gewinnt und verliert? Wir alle haben verschiedene Dinge, die wir in einem Telefon haben möchten. Wie versuchen Sie das Telefon für jedermann zu sein und mit der Entwicklung Schritt zu halten?

Rubin: Wir versuchen etwas wirklich einzigartiges zu sein, und ich glaube nicht, dass jemand etwas Vergleichbares anbietet. Wir haben unseren Fokus ganz klar auf "Offenheit" gelegt. Und Offenheit ist das Mittel um das Produkt zu bekommen, das Du haben möchtest.

Ist Menschen Offenheit wichtig? Ich meine, der Industrie ist es vielleicht wichtig, die Partner in der Open Handset Alliance ist es vielleicht wichtig, aber was ist mit den Konsumenten?

Rubin: Sie [die Offenheit] macht es möglich! Ich bin nicht auf einer Marketingkampagne um Konsumenten zu erziehen was Offenheit [für sie] bedeutet. Tatsächlich werden Sie, wenn Sie jemanden auf der Straße fragen 10 verschiedene Meinung zu Offenheit [des Systems] bekommen. Die Jungs von Symbian werden sagen "ich bin offen", und die Jungs von LiMo werden sagen "ich bin offen". 

Vielleicht gibt es sowas wie einen Royal Flush von Offenheit, bei dem Du Deine Karten auf den Tisch legst und sagst "offen, offen, offen, offen, offen", und das ist dann der Typ mit dem offensten System, der gewinnen wird.

Ich glaube, dass wir das sind. Ich glaube, wir haben ein offenes Ecosystem, wir haben eine Open Source Plattform, wir haben die richtige Lizenz ausgesucht, es gibt keine virales Aspekte, es ist zu 100% kostenlos, es ist vollständig, es ist alles was man dazu benötigt um ein Telefon zu bauen. Wenn man all dieses Zeugs zusammen nimmt, all diese Zutaten, werden wir eventuell - der Beweis steht noch aus - ein richtig erfolgreiches Produkt erhalten.

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Zu den Kommentaren (1)
Fabien Röhlinger

Fabien Röhlinger
Co-Founder

Smartphones und ich – das ist seit 2007 eine echte Symbiose. Mobiltelefone haben mich an sich schon immer interessiert. Aber der Start des iPhones hat bei mir sowas wie einen Booster gezündet. Im Jahr 2009 habe ich dann AndroidPIT gegründet. Die Idee war, dass Android das Gegengewicht zu Apple und iOS schaffen würde. Aus AndroidPIT wurde dann im Jahr 2019 NextPit. Es gab tatsächlich noch keine Generation des iPhones, keine der Apple Watch oder des iPads, die ich ausgelassen hätte. Viele meiner Arbeitsprozesse basieren auf den vielen Möglichkeiten, die Apple-Geräte bieten.

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  • Jörg W. 64
    Jörg W. 03.04.2016 Link zum Kommentar

    Schöner Artikel

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