Eine Chance für Deutschland? Dieser Mann wird Digitalminister


Die Namen der CDU-Ministerkandidat:innen sind aufgetaucht und bieten einige Überraschungen. Dazu gehört auch der Kandidat für das Amt des allerersten deutschen Digitalministers. Wenn alles so läuft wie geplant, wird Karsten Wildberger, Vorstandsvorsitzender der Ceconomy AG und Geschäftsführerposten der Media-Saturn-Holding GmbH, diesen Posten übernehmen. Was ich davon halte und wer dieser Mann ist? Erfahrt Ihr hier!
Die Regierungsbildung schreitet voran und nimmt mit der Benennung der Kandidat:innen für die verschiedenen, der CDU zugeteilten Ministerien, eine weitere Hürde. Vorab muss ich Euch gestehen, dass ich dieser neuen Regierung mit einigen Bedenken gegenüberstehe und mir gewünscht hätte, dass nicht ausgerechnet Friedrich Merz das Kanzleramt übernimmt.
Gute Nachricht: Ein Experte wird Digitalminister!
Aber blindes Eindreschen ist leicht und vermutlich auch ein wenig unfair, bevor die neue Regierung überhaupt ihre Arbeit aufgenommen hat. Deswegen versuche ich jetzt einen möglichst neutralen Blick auf die gehandelten Namen zu werfen, bzw. hauptsächlich auf den des kommenden Digitalministers. Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich dabei um Karsten Wildberger, der aktuell noch die Geschicke der Ceconomy AG und der Media-Saturn-Holding lenkt. Er ist also ein waschechter politischer Quereinsteiger.
Bevor ich Euch verrate, was ich von dieser Entscheidung halte, möchte ich Euch den Mann und seinen Werdegang kurz vorstellen. Er studierte Physik an der TU München und der RWTH Aachen; promovierte im Bereich Festkörperphysik und Computational Physics. 2000 erwarb er darüber hinaus seinen MBA an der INSEAD (Institut Européen d’Administration des Affaires) – immerhin eine der angesehensten Business Schools der Welt.
Er begann seine Karriere bei der Boston Consulting Group als Unternehmensberater mit Fokus auf Strategie und Digitalisierung. Später kamen internationale Führungspositionen bei T-Mobile, Vodafone und dem australischen Telekommunikationsunternehmen Telstra dazu. Bei Telstra verantwortete er als Vorstand die Retail- und Serviceorganisationen, Produktentwicklung, digitale Transformation sowie das Privat- und Geschäftskundensegment.
Als er 2016 bei der E.ON SE Mitglied des Vorstands wurde, war er auch neben dem Vertrieb und Marketing auch wieder für IT und für die digitale Transformation zuständig. Seit 2021 schließlich ist er Vorstandsvorsitzender der Ceconomy AG sowie Geschäftsführer der Ceconomy-Tochter Media-Saturn-Holding GmbH, verantwortlich für über 1000 Märkte in zwölf Ländern im Bereich Consumer Electronics.
Erste Reaktionen lassen vermuten, dass die Industrie mit dieser Wahl gut leben kann. So äußert sich der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) wie folgt:
„Mit Dr. Karsten Wildberger hat die Union einen Bundesdigitalminister vorgeschlagen, der die Branche bestens kennt und mehr als ein Jahrzehnt lang an der Spitze großer Konzerne aus der TK-Branche entscheidend zu deren wirtschaftlichen Erfolgen beigetragen hat. Wir sind der festen Überzeugung, dass in den kommenden, für die Digitalisierung Deutschlands so herausfordernden Jahre ein erfahrener Entscheider dem Digitalministerium vorstehen muss.“
Wenn Ihr mich fragt: DAS ist ein wirklich guter Kandidat
Wieso ich glaube, dass diese Wahl eine wirklich gute für Deutschland ist? Weil die CDU sich hier nicht auf das übliche Posten-Geschachere eingelassen hat, sondern einen Namen aus dem Hut gezaubert hat, der fürs Amt einfach perfekt passt. Ich muss zugeben, dass ich den Namen bis heute Morgen gar nicht auf dem Schirm hatte und dementsprechend bei der Schlagzeile "MediaMarktSaturn-Chef wird Wirtschaftsminister" kurz Bedenken.
Danach informierte ich mich über den Mann: Ein promovierter Physiker, der in vielen großen, internationalen Unternehmen nicht nur Führungsrollen innehatte, sondern mehrfach auch die digitale Transformation vorantrieb. Ganz ehrlich – viel passender kann man dieses neue und so wichtige Amt des Bundesministers für Digitalisierung und Staatsmodernisierung nicht besetzen.
Und klar, ich kann Eure Kritik förmlich spüren: Eine gute Führungskraft in der Privatwirtschaft macht noch längst keinen guten Politiker und erst recht keinen guten Bundesminister. Zudem sind Probleme und Hürden der Öffentlichkeit andere als die in der Privatwirtschaft. Er muss also erst noch beweisen, dass er auch Politik kann. Aber ganz ehrlich: Mich freut es, dass es jemand macht, der einfach seit vielen Jahren die digitale Transformation auf dem Zettel hat und nicht irgendein CDU-Politiker, der mit diesen Themen noch gar nicht in Berührung kam.
Ich glaube zudem, dass es wichtiger ist, dass der politische Unterbau des Ministeriums stimmt. Oben gibt also ein echter Experte die Richtung vor, darunter sind Staatssekretäre und weitere Politikprofis, die Wildberger den politischen Feinschliff verpassen können.
Lasst mich aber gerne wissen, ob Ihr anderer Meinung seid. Bin ich Euch etwas zu vorschnell und etwas zu optimistisch? Oder glaubt Ihr auch, dass der Kandidat Karsten Wildberger die richtige Besetzung sein könnte?
Ein schmaler Grat zwischen Verantwortung und Verpflichtung.
Wird er die Digitalisierung voranbringen oder seinen Kaufmanskollegen die Kosten dafür ersparen?
Wegen der politischen Ausrichtung traue ich dem eher nicht. Aber das sehen wir erst in einigen Jahren.
Es muss ja keiner sein, der selber mal ne LSA-plus-Leiste aufgelegt hat oder nen alten Telefonfernsprecher repariert hat, aber sowas wie die Dorothee darfs nimmer werden.
Ich bin noch nicht ganz überzeugt. Einerseits hat er sicherlich mehr Erfahrung mit digitaler Transformation als so mancher Politiker und die Tatsache, dass er mal von heute auf morgen praktisch auf ein Gehalt verzichtet, lässt vermuten, dass es ihm ernst ist mit dem Amt. Andererseits hat er für meinen Geschmack doch relativ viele unterschiedliche Posten bisher durchlaufen und seine Kernkompetenz liegt eher im Finanzmanagement und in der Lobbyarbeit. Es wird sich zeigen müssen, ob dies als Rüstzeug ausreicht, um den angelandeten Frachter öffentlicher Dienst ganz allein wieder ins Wasser ziehen zu können. Wenn man sich das ständige Kompetenzgerangel zwischen Bund, Ländern und Kommunen so ansieht, dann gewinnt man schnell den Eindruck, dass es zunächst erstmal darum gehen muss, ein über Jahrzehnte etabliertes System an Verweigerungshaltung und Stillstandsbewahrung durchbrechen zu müssen, bevor man jede Amtsstube ans Internet anschließen kann. Verwaltung zu überzeugen war immer schon ein fast unmögliches Unterfangen. Ich drücke ihm die Daumen.
Einer alleine wird nichts bewegen können. Es gibt noch zuviele "Digital-Dummies" in der Regierung. ;-)
Er bringt genug Fachwissen und Softskills mit, um in großen Dimensionen zu denken. Und in einer Regierung bedarf es solcher (Fach-)Leute in wichtigen Posten. Meiner Meinung nach Jemand, der eine absolute Vernunftauswahl darstellt. Hoffentlich bringt er unser digitales Deutschland voran.
Bin ganz Deiner Meinung, Casi – es ist auf jeden Fall eine bessere Besetzung als irgendein Altgedienter, der jetzt halt irgendeinen Posten zugeschanzt bekommt, damit er eben auch in der Regierung sitzt.