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Künstliche Intelligenz: Daran arbeiten Facebooks KI-Experten

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© TY Lim/Shutterstock

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Facebook gehört zu den wichtigsten Firmen, wenn es um die KI-Entwicklung geht. Vor allem auf drei Projekte konzentriert man sich - und gibt für die entsprechenden Technologien, Patente und Mitarbeiter große Summen aus.

Der Kampf um die klugen Köpfe bei der KI-Forschung ist hart. Wer etwas auf dem Kasten hat in Sachen Künstliche Intelligenz, kann sich fast schon aussuchen, bei welchem großen Unternehmen man anheuert. Facebook arbeitet vor allem in drei Bereichen bei der KI-Entwicklung, und hierfür hat Mark Zuckerberg mit seinem Team zahlreiche kleinere Unternehmen gekauft, um ihr Know-How und ihre Mitarbeiter unter das Dach von Facebook zu bekommen.

1. Gesichts- und Spracherkennung

Facebook lebt von Gesichtern und Sprache in vielen Formen, seien es Fotos, Videos, Textnachrichten, Aufnahmen und vieles mehr. Auf diesem Gebiet baut das weltgrößte Social Network seine Aktivitäten immer weiter aus, und zwar vor allem durch Zukäufe von gleich vier Unternehmen in wenigen Jahren. Alle haben andere Schwerpunkte.

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Gesichtserkennung verbreitet sich immer mehr. / © NextPit

Den Anfang machte Face.com, das von Mark Zuckerberg bereits im Jahr 2012 übernommen wurde. Das israelische Unternehmen ist einer der Pioniere, wenn es um Gesichtserkennung und die Erfassung von biometrischen Daten geht. Facebook legte für Face.com damals rund 100 Millionen Dollar auf den Tisch, löste Face.com auf und beschäftigte die wichtigsten Mitarbeiter im eigenen Team weiter.

Mit Wit.AI ging Facebook weiter auf Einkaufstour. Gerade einmal anderthalb Jahre nach der Gründung stieß das Team aus Palo Alto zu Facebook. Wit.AI arbeitete an Spracherkennungssystemen mit Künstlicher Intelligenz für Apps - das passt für Facebooks Ambitionen perfekt. Die Technologie von Wit.AI wird genutzt, um dem Facebook Messenger die Sprachsteuerung beizubringen.

Ebenfalls 2017 folgte mit dem Kauf von Ozlo eine weitere Übernahme auf diesem Gebiet, mit der Facebook vor allem seinen eigenen Messenger verbessern möchte. Der Assistent, den Ozlo entwickelt hat, heißt schlicht "M" und versteht Experten zufolge feinste sprachliche Nuancen. M soll aber nicht komplett in Facebook integriert werden, sondern nur Teile der Technologie. Ein Kaufpreis ist nicht bekannt, das kleine Team dürfte jedoch nicht übermäßig teuer gewesen sein - das Kapital von Ozlo wurde auf 14 Millionen Dollar geschätzt.

Mehr Videos zu aktuellen Technik-Themen findest Du auf unserer Video-Seite.

Den bisherigen Abschluss machte Ende 2018 die Übernahme von Dreambit, das es weniger auf Sprache, sondern mehr auf Gesichter abgesehen hat. Professorin Ira Kemelmacher-Shlizerman von der University of Washington hatte mit Dreambit eine KI-basierte Face-Swapping-Technologie entwickelt, die auf Basis von dreidimensionalen Gesichtsmodellen arbeitet. Kemelmacher-Shlizerman begann die Entwicklung bereits, bevor sie Professorin wurde, und auch Google war kurz davor, hier zuzuschlagen. Am Ende der ziemlich spannenden Geschichte griff jedoch Facebook zu, für einen unbekannten, aber sicher nicht eben niedrigen Preis. Ihre Professur hat Kemelmacher-Shlizerman jedoch neben ihrer Tätigkeit für Facebook behalten.

2. Kampf gegen Fake News

Facebook ist für viele Menschen die wichtigste Quelle für tägliche Nachrichten. Nun schreibt Facebook diese allerdings nicht selbst, sondern überlässt es den Nutzern, Dinge zu verbreiten und zu teilen, die ihnen wichtig erscheinen. Der Anteil an Fake News, an tendenziösen, schlicht falschen oder missbräuchlichen Inhalten, wird immer mehr zum Problem. Vielen geht das Engagement von Facebook gegen Fake News nicht weit genug, doch genau hier soll die Künstliche Intelligent ansetzen und die menschlichen Mitarbeiter im Kampf gegen die Windmühlen unterstützen.

Im vergangenen Jahr übernahm Facebook das Unternehmen Bloomsbury AI aus London. Bloomsbury AI hat eine Technologie entwickelt, die mit Hilfe von Natural Language Processing (NLP) Inhalte analysiert und maschinell Fragen dazu beantwortet. Mit den selbst entwickelten Algorithmen durchsucht Bllomebury AI Artikel, Dokumente und künftig wohl auch Facebook-Posts. William Tunstall-Pedoe, der bei Amazon an der Entwicklung von Alexa beteiligt war, hatte auch bei Bloomsbury AI als Investor Pate gestanden. Mit einem Kaufpreis von kolportierten 30 Millionen Euro war die Übernahme von Bloomsbury AI für Facebook fast noch ein Schnäppchen. Die von dem Unternehmen entwickelte Plattform Cape-API steht bei Github zur Verfügung.

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Facebook hat den Fake News den - teuren - Kampf angesagt. / © 13_Phunkod/Shutterstock

3. Online-Shopping

Bei Facebook denken die meisten Menschen nach wie vor nicht primär ans Einkaufen, doch das soll sich künftig ändern. Mit dem Marketplace hat Facebook bereits eine eigene Shopping-Plattform ins Leben gerufen, wenngleich bisher wenig erfolgreich. Damit sich das ändert, hat das Social Network mit GrokStyle ein weiteres KI-Unternehmen aufgekauft. GrokStyle, 2015 von Kavita Bala und Sean Bell gegründet, hat ein System entwickelt, mit dem Kunden Gegenstände via Augmented Reality betrachten können, um herauszufinden, wie gut beispielsweise ein neues Möbelstück in das eigene Zuhause passt. Ähnliche Apps gibt es von zahlreichen Anbieter, die von GrokStyle gilt jedoch als beste auf dem Markt. Nicht umsonst hatte Ikea als erster Großkunde direkt angebissen.

Gerade im Zusammenspiel mit den VR/AR-Bestrebungen von Facebook mit Oculus ergibt die Übernahme von GrokStyle Sinn. Die Smartphone-Kamera hat Facebook ebenfalls bereits in die eigene App integriert, dieses Feature ließe sich leicht mit den Funktionen von GrokStyle anreichern. Auch seine anderen Plattformen wie Instagram verwandelt Facebook Schritt für Schritt in digitale Einkaufsmeilen. Der Marketplace, auf dem die Anwender gebrauchte Artikel anbieten können, mag derzeit noch wie die Ramsch-Ecke im Ein-Euro-Laden wirken, doch wenn das Sortiment, die Präsentation und die Preise stimmen, kann sich das schnell ändern.

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Zu den Kommentaren (8)
Steffen Herget

Steffen Herget
Senior Editor

Steffen ist seit 2009 in der bunten Welt des Technik-Journalismus aktiv und seit März 2017 bei Android PIT. Android hat eine Weile gebraucht, um sich gegen iOS und vor allem Windows Phone durchzusetzen, gegen die Flexibilität und Vielseitigkeit des Google-Systems ist am Ende aber kein Kraut gewachsen. Gute Displays und Kameras und ordentliche Akkus sind für ihn wichtiger als das letzte Bisschen mehr Taktfrequenz.

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8 Kommentare
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  • 33
    Gelöschter Account 26.06.2019 Link zum Kommentar

    FB ist eine Krake, das ganze ist nur der Anfang, nach sehr kurze Zeit ist die überall... Ganz schlimm, er hat Geld, viel Geld, Investoren warten nur den Zuckerberg mit Geld zu versorgen, er geht aber einen anderen Weg, mit Libra und Millionen WA-Benuter wird er
    unabhängig und mächtig...
    Kommt die zweite Metropolis ?
    KI hat Zukunft, sie wird viel selbst entscheiden, aufgrund von medizinischen Daten werden Menschen verpaart, einen Überschuss an Menschen wird es nicht geben, KI-Drohnen werden die menschliche Population kontrolieren.
    Alles ist nur Frage der Zeit..
    Wer von der Commodore- und Amigageneration könnte sich sowas mächtiges wie Smartphone voerstellen.
    Wer heute von der KI begeistert ist, ist nur ein Dummkopf , mehr nicht

    Willfried S.


  • 17
    Willfried S. 26.06.2019 Link zum Kommentar

    Meine persönliche Meinung: Ich kann nur vor Mark Zuckerberg und seinen Firmen warnen, das könnte schlimm enden. Noch ein paar Jahre und weiteren Firmeneinkäufen, kann er machen,was er will. Es sind dann zu viele in seine Abhängigkeit geraten. Bin gespannt, wie lange WhatsApp noch halbwegs selbständig bleibt.
    Jedenfalls kommt nichts, was mit ihm und seinen Firmen zu tun hat auf mein Smartphone.
    Wann wird er Google kaufen❓😉😉😉

    Tenten


  • Mr. Android 52
    Mr. Android 26.06.2019 Link zum Kommentar

    Die Gesichts/Spracherkennung ist nur ein weiterer Grund keine FB-App auf dem Handy zu haben!

    Seit der EU-Anhörung hat sich im Bereich Datenschutz rein gar nichts getan bei den US Unternehmen!

    Die EU muss sich mal mit großen Geldstrafen wehren und endlich mal was tun!

    Wenn die KI Fakenews abhalten kann... Ist immerhin etwas gutes für die digitale Welt entstanden!

    Willfried S.Othmar Wyss


    • 103
      Tenten 26.06.2019 Link zum Kommentar

      Bist du dir da sicher? Heutige KI ist eigentlich nichts anderes als pattern recognition im großen Stil, was heißen soll, sie lernt offenbar nur, wenn sie mit irrwitzig vielen Vorlagen gefüttert wird. Wer sucht diese Vorlagen aus? Ist diese Auswahl objektiv oder meinungsbeeinflussend gefärbt? Ja, KI kann nach Millionen Katzenbildern eine Katze einigermaßen sicher erkennen, aber was sind die Vorlagen für Wahrheit? Und wer legt diese fest?

      Gelöschter AccountWillfried S.


      • 54
        Gelöschter Account 26.06.2019 Link zum Kommentar

        Tenten, genau so sehe ich das auch.


  • omi uhr 26
    omi uhr 26.06.2019 Link zum Kommentar

    Hm, wenn ich jetzt so KI lese, muss ich an den Apfel für Schneewittwitchen, von ihrer bösen Stiefmutter denken. Die eine Seite ist genieß bar, die andere giftig.

    Gelöschter AccountOthmar WyssMr. Android


    • 17
      Willfried S. 26.06.2019 Link zum Kommentar

      Für die KI sehe ich das auch so. Für Facebook gilt eindeutig die giftige Seite!

      H G


  • 103
    Tenten 26.06.2019 Link zum Kommentar

    Fake News sind meines Erachtens aber auch nur wirklich ein Problem in Verbindung mit micro targeting. Falschmeldungen, auch bewußt lanciert, gab es auch schon in der Zeit vor dem Internet und auch vor Facebook. Nur waren diese aufgrund der Streuung schnell enttarnt.

    Interessant in dem Zusammenhang finde ich die Frage, was genau denn eigentlich eine Fake News ist? Ich habe den Eindruck, dass man damit meist schon Meldungen brandmarkt, die einem nicht ins eigene politische Bild passen, aber keineswegs falsch im Sinne von "nicht der Wahrheit entsprechen" sind. Zumal bei einem großen Teil von Nachrichten der tatsächliche Sachverhalt nur sehr schwer festzustellen sein dürfte, man beachte da nur mal die ganzen Aussagen über die Straße von Hormuz und wer denn da nun im Recht gewesen sei.
    Somit wird dann eine KI, die eigentlich Manipulation durch Fake News bekämpfen soll, Teil dieser Manipulation und kann im schlimmsten Fall sogar gezielt dafür eingesetzt werden.

    Gelöschter AccountMichael K.Willfried S.

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