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NFT, Krypto & Metaverse: Warum ich versuche, neue Hypes zu verstehen

Antoine Meta Cripto NFT TikTok
© nextpit

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"Wenn du mit 50 Jahren noch kein JPEG für 10.000 Dollar in deinem Wallet hast, hast du nichts erreicht im Leben". Fühlt Ihr Euch von den neuesten Tech-Trends überfordert? Keine Sorge, springt mit mir auf den Hype-Train, der drei Jahre zu spät ankommt, da ich ihn höchstpersönlich fahre!

In diesem Beitrag werde ich mich nicht als Lehrer aufspielen oder so tun, als ob ich Euch nach ein paar Google-Recherchen über NFT oder Bitcoin aufklären könnte. Aber ich werde versuchen, Euch zu erklären, warum ich bei bestimmten Phänomenen wie NFTs, Kryptowährungen, Metaverse und ... *durchatmen* TikTok. Ja, TikTok. T-I-K...T-O-K!!! ... versuche, am Ball zu bleiben.

Wir nähern uns dem Ende des Jahres. Ich bin wiederum Ende 20 und muss zugeben, dass ich mit Dogecoin und "nicht fungiblen Token" überhaupt nichts anfangen kann. Ich schäme mich sogar ein wenig, das zuzugeben. Schließlich bin ich ein Technikjournalist und sollte über alles, was mit Technik zu tun hat, absolut allwissend sein, oder nicht?

Aber stattdessen habe ich das Gefühl, dass ich immer mehr abgehängt werde. Dass ich eine ganze soziokulturelle Schicht samt ihrer Möglichkeiten verpasse und mich in meiner sehr smartphone- und hardwareorientierten Nische verschließe. Kurz gesagt: Ich habe ein wenig das Gefühl, ein Boomer zu werden.

ben boomer
Mein Kollege Ben sieht manchmal auch ganz schön alt aus. / © NextPit

Vorurteil: NFTs, Krypto und TikTok sind Hype-Culture wie sie im Buche steht

Was meine ich mit diesem x-ten dämlichen Anglizismus? Für mich bedeutet Hype-Culture, dass man den Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung künstlich in die Höhe treibt, indem man sie eher mit Emotionen als mit greifbareren Elementen wie der Herstellungsqualität in Verbindung bringt.

Durch das Ansprechen von Emotionen, insbesondere der Angst, etwas zu verpassen oder nicht auf dem neuesten Stand zu sein (FOMO, "fear of missing out"), wird die Nachfrage nach dem Produkt oder der Dienstleistung, die diese Angst überwinden soll, gesteigert. Dazu kommt noch ein Seltenheitseffekt durch limitierte Auflagen und die Schaffung von Codes, Witzen und Memes, die nur Eingeweihte verstehen können. Zack, fertig ist das gehypte Produkt.

Dieses Phänomen ist weder ultra-neu noch exklusiv für die Tech-Branche oder den ITK-Markt. Nehmen wir Nike, die ihre Turnschuhe in bewusst begrenzter Menge und per Losverfahren verkaufen, um sie dann auf StockX für das Zehnfache weiterzuverkaufen. Das ist das gleiche Prinzip wie Clubhouse, die sich mit ihrem System der limitierten Einladungen als Privatsphäre 3.0 aufspielten.

Das letzte und für mich auffälligste Beispiel ist Carl Pei, der sich als Anthony Hopkins in Westworld sieht und über Ambient Computing philosophiert. Nur um dann mit den Nothing Ear (1) True-Wireless-Kopfhörer herauszubringen, die zwar qualitativ hochwertig, aber nicht wirklich besonders sind. Ich erschlage Euch mit diesen erklärenden Absätzen, um Euch meine Vision von NFTs, Krypto und all diesem "Zoomer-Zeug" zu veranschaulichen.

  • Eine Nachhilfestunde darüber, was NFTs sind, vom Wall Street Journal (Englisch):

Über Blasen, die zu platzen drohen

Ich dachte zum Beispiel, dass die meisten Kryptowährungen, die nicht Bitcoin oder Ethereum sind, lediglich Schneeballsysteme sind, die nur darauf warten, zusammenzubrechen. Und dass sie nur durch einen Hype aufrechterhalten wurden, wobei die Hypes der neuen Käufer nur den Wert der Brieftaschen derer in die Höhe trieben, die vor ihnen gekauft hatten – und sonst nichts.

Dasselbe gilt für NFTs, diese Eigentumstitel an virtuellen "Objekten", die in meinen laienhaften Augen lediglich darin bestanden, zu zeigen, wie reich man ist. Denn man zahlt schließlich Millionen für ein PNG, das jeder kostenlos kopieren oder herunterladen könnte. Im Englischen spricht man von "fuck you money", wenn man so viel Geld hat, dass man buchstäblich auf jeden scheißen könnte. Aber für mich war das so, als würde ich dafür bezahlen, dass ein Stern nach mir benannt wird. Mit anderen Worten: Ich fand das total bescheuert.

Und was ist mit TikTok? Dessen Algorithmus ist darauf ausgelegt, dass Ihr Euch wie ein Prominenter fühlt, selbst mit einer durchschnittlichen Anzahl von Videoaufrufen. Dabei sind diese völlig unverhältnismäßig, verglichen mit dem, was beispielsweise auf YouTube passiert. Oder Facebook, das zu Meta geworden ist und glaubt, das Rad neu erfunden zu haben. Dabei bestätigt die Existenz von Second Life oder VR Chat, dass Meta auch schon hier zu spät dran ist.

Kurz zusammengefasst: viel Hype, aber nicht viel Konkretes. Ich habe diese Trends einfach als Meme betrachtet. Eine Modeerscheinung, die eine Gruppe von Early Adoptern und ihre Mitläufer pflegen, um ihr Zugehörigkeitsgefühl zu steigern und Neulinge alias potenzielle Käufer anziehen, indem sie den Wert ihrer Vermögenswerte fälschlicherweise aufblähen.

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Im Q2 2021 gab es mehr Verkäufer als Käufer von NFT. / © NonFungible.com

Was ich aus der Rolle als "Devils Advocate" gelernt habe

Wir kommen zum Kern dieses Artikels – dem Teil, in dem ich mich gewaltsam von meinen so bequemen Vorurteilen löse und versuche, nicht diese neuen Konzepte selbst, sondern ihren Sinn zu verstehen. Denn wenn man mit etwas derart Exklusivem zu tun hat, das nur eine Handvoll Kenner wirklich durchblicken, hat man nicht unbedingt Bock, mitzumachen.

Aber letztendlich denke ich mir, dass der Hype nicht grundsätzlich gut oder schlecht ist. Sondern viel mehr davon abhängt, was man daraus macht. Nehmen wir zum Beispiel die Kryptowährungen. Ja, der Markt hat eine Vielzahl von alternativen Kryptos hervorgebracht. Die meisten von ihnen haben sich als Betrug oder zumindest als reine Spekulationsblasen erwiesen, die dazu geschaffen wurden, um sich auf Kosten anderer zu bereichern. Daher kursiert im Netz auch das Wort "Shitcoin" für diejenigen Währungen, die Murks sind.

Bei Dogecoin allerdings ist das anders. Eine Kryptowährung, die aus einem einfachen Witz entstand und sich zu einem weltweiten Meme entwickelte. Sie hat dazu geführt, dass sich auch Laien und vor allem "normale" Menschen für Krypto als Kultur- und nicht nur als Finanzprodukt interessieren.

Man sieht nun Menschen, die sich an Finanzmärkten als eine Form des Konsums beteiligen, zur Unterhaltung und für ein Gemeinschaftsgefühl genauso wie für die Investition selbst. Und diese "kulturellen Vermögenswerte" sind zwangsläufig viel volatiler, da sie von der Gemeinschaft abhängen, die sie am Leben erhält. Solange wie der Witz halt noch lustig ist.

Aber in einer Wirtschaft, die immer digitaler und offener wird, bringen Witze die Märkte in Bewegung. Die Story rund um die GameStop-Aktien in den USA hat uns das deutlich vor Augen geführt. Obwohl der Erfolg nur von kurzer Dauer war.

  • Die GameStop-Affäre in 5 Minuten von BBC (englisch):

Into the NFTaverse

Und wie könnte man die kulturelle Dimension neuer digitaler Vermögenswerte besser veranschaulichen als mit NFTs? Auch hier könnte man angesichts der Volatilität des Marktes, dem Missverhältnis zwischen Käufern und Verkäufern und dem Preisanstieg alarmiert sein. Letzterer hat einige NFT-Schöpfer sogar dazu veranlasst, sich mit ihrem Krypto-Paket aus dem Staub zu machen. Und man kann sich auch über die Absurdität des Konzepts wundern, ein nicht materielles Gut zu besitzen. Denn schließlich könnte das jeder praktisch identisch reproduzieren, selbst wenn man der einzige ist, der das Original besitzt.

Aber ich denke mir, dass die Wiedereinführung einer Art Eigentumsrecht an digitalen Kulturgütern im Zeitalter der Dematerialisierung gar keine so schlechte Idee ist. Wir haben in den letzten Jahren viel Einfluss auf Games oder auf Musik verloren, die wir kaufen und über die wir nicht einmal frei verfügen können. Ich würde gerne einen Teil eines Videospiels kaufen, das mich beeindruckt hat, bevor es nicht mehr vermarktet wird und der Hersteller es aus den Stores nimmt. (Ein sehr interessantes Video zu diesem Thema über das Spiel Driver: San Francisco).

Natürlich darf man nicht naiv sein. Denn es ist kein Zufall, dass Ubisoft als einer der profitgierigsten Videospielverleger und -entwickler der Welt sich in den letzten Jahren zu einem der führenden Anbieter von Videospielen entwickelt hat. Und dabei als eines der gierigsten Unternehmen der Branche in das Blockchain-Gaming (französischer Link) mit NFTs in Verbindung mit Ingame-Elementen eingestiegen ist. Aber stellt Euch vor, ein Entwickler würde diesen Wahn noch ein bisschen weiter treiben. Ihr könntet zum Beispiel einen Charakter kaufen, der im Spiel einzigartig ist, und diesen Charakter im Spiel weiterentwickeln und Verbesserungen freischalten. Eine skalierbare NFT, die wirklich einen Zweck erfüllt.

Das ist interessanter als der Kauf von Vinyl, Sneakers oder sogar Sammlerfiguren, die man nie aus der Schachtel nimmt und die im Schrank verstauben. Das auf der E3 2021 vorgestellte Spiel "Blankos Block Party" von Mythical Games ist einer der ersten Versuche, genau das zu tun, und ich finde das Konzept faszinierend.

  • Das Präsentationsvideo zum Spiel Blankos Block Party (englisch):

Und all das ergibt noch mehr Sinn, wenn man sie im Rahmen eines "Metaverse" betrachtet. Der Wert eines Gutes oder dessen Nützlichkeit sind in der Regel Korollare. Je nachdem, wie wir sie wahrnehmen, kann die Kluft zwischen den beiden jedoch mehr oder weniger groß sein. Ein Regenschirm hat denselben Nutzen, egal ob es in Strömen regnet oder man mitten in der Wüste wohnt. Allerdings hat er nicht denselben Wert.

Dasselbe gilt für NFTs. Wenn Ihr Euch nicht mit sozialen Netzwerken oder Videospielen im Allgemeinen beschäftigen und Eure sozialen Interaktionen hauptsächlich physischer Natur sind, ist der Besitz eines virtuellen Gegenstands von geringer Bedeutung. Wenn Ihr aber einen großen Teil Eurer Zeit in einer virtuelle Welt abhängt und dort Beziehungen zu Menschen aufgebaut haben, wird das ganze schon relevanter.

Wenn Ihr süchtig nach einem Multiplayer-Spiel wart, das In-App-Käufe anbietet, wisst Ihr, wovon ich spreche. Nur dass Ihr hier innerhalb und außerhalb des Spiels über Euren Skin und Eure Ausrüstung verfügen könnt. Ich persönlich sehe das als eine Mischung aus Skins bei Counter Strike Go und Pokémon-Karten.

Das Metaverse wird nichts neu erfinden, was es nicht auch schon in der Second-Life-Ära gab oder was es derzeit im VR-Chat gibt. Es geht darum, neue Wege zu finden, um die gleichen Dinge zu erleben. Man kann das Konzept, mit Menschen zu reden / das Treffen von Menschen, gemeinsam Kunst zu genießen, Fiktion zu schaffen, Kunst zu schätzen oder Dinge zu kaufen, nicht neu erfinden. Das sind Verhaltensweisen, die wir schon immer hatten. Aber es geht darum, neue Wege, neue Medien zu finden, um sie auszuprobieren.

  • Dieser deutsche "Techtoker" erfindet das Testen von Smartphones nicht neu, hat mich aber ein wenig mit TikTok versöhnt:

Fazit

Ihr müsst kein Krypto-Bro sein. Ihr müsst auch kein Milliardär werden, indem Ihr PNG-Dateien verkauft. Und Ihr müsst Euch auch sicher nicht von einer 28-jährigen Rotznase wie mir das Leben erklären lassen.

Dieser lange Artikel soll Euch nicht dazu bringen, Eure Meinung über irgendetwas zu ändern. Er ist lediglich eine Einladung, UNSEREN Horizont zu erweitern. Nicht, um Euch mit meiner Weisheit zu erleuchten, sondern um Euch neugierig zu machen oder sogar selbst weniger unwissend zu werden, zum Beispiel durch Eure Kommentare unter diesem Artikel.

Ob in der "Technosphäre" oder in jeder anderen Nische: Das Ziel ist es, Dinge zu diskutieren und vor allem neue Dinge zu diskutieren. Ist es gut? Ist es schlecht? Ist es wirklich neu im Vergleich zu dem, was früher gemacht wurde? Es stimmt: je mehr Zeit vergeht, desto weniger sind wir bereit, unsere Gehirne mit neuen Informationen zu füllen, die es zu verarbeiten gilt. Im Jahr 2021 ist die verfügbare Gehirnzeit buchstäblich Geld.

Aber ich denke, wenn ich diese Investition, diese Investition in meine Freizeit, nicht mehr tätigen würde, würde ich auf lange Sicht auf der Strecke bleiben. Das ist jedenfalls meine Befürchtung. Und vielleicht ist es wieder einmal die FOMO, die da aus mir spricht spricht. Aber für heute habe ich schon genug philosophiert.

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Zu den Kommentaren (3)
Antoine Engels

Antoine Engels
Head of Editorial nextpit France

Schwarzer Gürtel beim Lesen von Datenblättern. OnePlus-Fanboy in der Remission. Durchschnittliche Lesezeit für meine Artikel: 48 Minuten. Fact-Checker für Tech-Tipps in seiner Freizeit. Hasst es, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Wäre in einem früheren Leben gerne JV-Journalist gewesen. Versteht keine Ironie. Head of Editorial bei NextPit France.

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3 Kommentare
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  • 1
    Jason Ramsdale 14.01.2022 Link zum Kommentar

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  • Conjo Man 52
    Conjo Man 16.12.2021 Link zum Kommentar

    Kryptowährungen bzw Bitcoin...da fällt mir nur meine lustige Geschichte ein, die vielleicht der Ein oder Andere in ähnlicher Form erlebt hat. Ich meine es muss so zum Ende meiner Java Handy Zeit gewesen sein, als man noch Java Handy Spiele kaufen konnte. Da gab es die Möglichkeit die 4,50€ auch mit 4 Bitcoin zu bezahlen. Ich wollte mir damals unbedingt Bitcoins für 50€ kaufen, wusste jedoch nicht wie und wo ich mir diese beschaffen konnte...schade heutzutage hätte ich mir damit statt nem Handy Game ein EFH kaufen können :-)

    Ich persönlich lass die Finger davon, weil es mir nicht transparent genug ist... wünsche jedoch Jedem hier ein glückliches Händchen und viel Erfolg beim Handeln damit.


  • 42
    rolli.k 16.12.2021 Link zum Kommentar

    ....und muss zugeben, dass ich mit Dogecoin und "nicht fungiblen Token" überhaupt nichts anfangen kann. Ich schäme mich sogar ein wenig, das zuzugeben.

    Musst dich nicht schämen, ist eh nur irrationaler Kram.

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