Parler: Ist die konservative Twitter-Alternative am Ende?

Parler hat sich als ernstzunehmende Alternative bei denjenigen etabliert, die der Meinung sind, dass sie auf Plattformen wie Twitter zu stark zensiert werden. Jetzt droht aber Ungemach, denn nicht nur die Tech-Riesen Google, Apple und Amazon machen Parler derzeit das Leben mehr als schwer.
Parler – Spielwiese von Rechtsextremen
Noch vor wenigen Tagen jubelte Parler-CEO John Matze über den riesigen Zuspruch für seine App. Parler wird als konservative Twitter-Alternative betrachtet und hat tagelang die Download-Charts in den App-Stores dominiert. Erst recht seit der Verbannung des US-Präsidenten Donald Trump ziehen seine Supporter in Scharen zu dieser Ersatz-Plattform. Die ist allerdings nicht wirklich "konservativ", denn der wesentliche Unterschied zu Twitter ist das Fehlen von Regeln und Moderation.
Damit hat man Hetzern, Querdenkern, Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern und nicht zuletzt Rassisten eine herrliche Spielwiese gegeben, auf der sie sich nach Herzenslust austoben konnten. Hier können sie sich austauschen, ohne dass ständig vermeintliche Gutmenschen dazwischengrätschen, hier sollen auch die Angriffe auf Capitol Hill besprochen und koordiniert worden sein.
Harter Gegenwind für Parler
Jetzt aber wird der Gegenwind für Parler härter und härter. In den letzten Tagen haben sich die News überschlagen, beginnend mit Apple und Google, die diese App aus ihren Stores verbannten. So wurde es möglichen Interessenten deutlich erschwert, sich Parler zu installieren und Teil des Netzwerkes zu werden. Seitens Google begründete man diesen Schritt damit, dass dort weiterhin Beiträge gepostet würden, die die Gewalt weiter anstacheln.
Als wäre das noch nicht schlimm genug für Parler, meldete sich mit Amazon der nächste Tech-Gigant und traf den Dienst noch empfindlicher: In der Nacht auf Montag hat man dem bei den Amazon Web Services (AWS) gehosteten Service die Server ausgeknipst. Seitdem sind die Lichter also aus bei Parler und jüngsten Erklärungen des CEO zufolge sitzt man auch länger als gedacht daran, dieses Problem beseitigt zu bekommen.
Niemand will mit Parler spielen
Bislang hat es Parler nichts ausgemacht, dass man so ein bisschen die Schmuddelkind-Version von Twitter war, was jetzt aber anders aussehen dürfte. Parler findet nämlich keinen Hoster, kein Unternehmen bietet sich an, um mit Parler gemeinsame Sache zu machen und selbst die eigenen Anwälte wollen nicht mehr. Genau dieser Zeitpunkt ist also der richtige für – exakt – einen Datenschutzskandal!
Ja, richtig gehört. Wenig überraschend ist man ziemlich nachlässig mit dem Datenschutz umgegangen und mit der Sicherheit des Dienstes, so dass es Aktivisten jetzt gelungen ist, 70 TByte an Daten der Parler-Nutzer zu erbeuten, wie unsere Kollegen von golem.de berichten. Postings, Fotos, Videos – alles war dabei und es dürfte gerade für die Personen, die an den Geschehnissen des letzten Mittwochs in Washington beteiligt waren, noch haarig werden.
Um sich bei Parler den "Verified Citizen"-Status zu sichern, mussten die Nutzer Vorder- und Rückseite ihres Führerscheins hochladen – die zuständigen Strafverfolgungsbehörden, denen all diese Daten zugänglich gemacht werden, reiben sich vermutlich längst begeistert die Hände. Auf Reddit könnt ihr nachlesen, wie dieser ganze Coup über die Bühne gegangen ist.
War es das schon für Parler?
Damit können wir festhalten, dass Parler aktuell down ist, dass die Plattform nicht über Google Play oder den Apple App Store herunterzuladen ist, niemand mit Parler zusammenarbeiten möchte und ein riesiger Berg Nutzerdaten mit zum Teil strafrechtlich relevanten Inhalten in den Händen der ermittelnden Strafverfolgungsbehörden landen wird. Vermutlich nicht die beste Woche im Leben des Parler-CEO John Matze.
Wir können jetzt spekulieren, wie es diese Plattform jemals wieder schaffen möchte, auch nur in die Nähe der Relevanz zu gelangen, die man in den letzten Wochen und Monaten erreichen konnte. Gut möglich, dass sich Parler von diesem Schlag nicht mehr erholen wird und die pöbelnde, hetzende Karawane weiterzieht zum nächsten Service, der sich sicher finden wird.
Wir werden zu dem Thema noch weiter berichten und dann auch hinterfragen, ob die Tech-Unternehmen, die hier gemeinschaftlich agiert haben, nicht genau mit diesem Vorgehen bewiesen haben, dass sie längst zu übermächtig geworden sind. Teilt uns in den Comments ruhig eure Meinung dazu mit und wie ihr Parler und den Umgang mit Parler seht.
Quelle: New York Times, Spiegel
Telegram soll jetzt auch aus den App Stores entfernt werden, die Diktatur schreitet voran ^^
Twitter und Facebook waren früher auch nicht moderiert. Aber die zunehmende Verbreitung von Falschmeldungen, Gewaltverherrlichung und die unterschiedliche Gesetzeslage in den Staaten hat Moderation erforderlich gemacht. Das nutzen Polemiker aus und unterstellen Zensur, dabei sind sie es, die soetwas hervorgerufen haben.
Dass Parler am Ende zu sein scheint, ist gut, aber es wird ein neues Netzwerk auftauchen. Das ist nur eine Frage der Zeit. Fabien stellt in seinem Kommentar das Dilemma sehr gut dar. Es liegt letztlich an uns allen, wirklich querzudenken, dabei aber auch darauf zu achten, wo uns Leute nur halbe Tatsachen mitteilen. Mit dem harten Kern wird man leben müssen, aber die Mitläufer, die sich durch Halbwahrheiten und Lügen einfangen lassen, muss man zurückgewinnen.
> Mit dem harten Kern wird man leben müssen, aber die Mitläufer, die sich durch Halbwahrheiten und Lügen einfangen lassen, muss man zurückgewinnen.
Das bringt es für mich auf den Punkt.
Wenn ich weiß wie: Isch kandidiere!
Stimme Dir da zu - wir alle sind gefragt, mitzuhelfen. Wir brauchen mehr öffentliche Gegenrede, mehr Medienkompetenz und es steht zu befürchten, dass es kontraproduktiv ist, wenn sich "die anderen" in ihre Filterblasen und Echokammern zurückziehen. Und ja, zweifellos wird es immer wieder Apps und Plattformen geben, die ihnen die perfekte Heimat bieten, zumindest für eine gewisse Zeit.
Ich hatte dabei an die Medienkompetenz gedacht. Halbwahrheiten verbreiten auch die sogenannten renomierten Medien. Deshalb sind sie aber noch lange keine Lügenpresse, sondern da hat jemand nicht richtig recherchiert. Fehler kommen wohl an jedem Arbeitsplatz vor.
Gegenrede hat nach meiner Erfahrung - auch hier - wenig Erfolg. Argumente werden schlicht nicht aufgenommen.
Ja, da stimme ich zu. Beim Thema Medienkompetenz müsste man allerdings sehr früh, also spätestens in der Schule ansetzen. Das aber würde voraussetzen, dass es dafür geeignete Lehrkräfte gäbe. Hier sehe ich noch großen Nachholbedarf.
Medienkompetenz in der Erwachsenenbildung stelle ich mir noch schwieriger vor.
Ist das nicht auch eine Domäne von C.F.?
Weihnachten habe ich mich mit meiner Nichte (17 Jahre) unterhalten. Ich war bezüglich ihrer Medienkompetenz sehr positiv überrascht! Sie macht aber dieses Jahr Abitur und auf Gymnasien wird soetwas mehr gefördert als auf anderen Schulen, wie ich selbst aus dem Freundeskreis weiß, die von der Realschule aufs Gymnasium gewechselt sind. Auf Mittelschulen (wie es jetzt heißt) dürfte das noch weniger ausgeprägt sein.
"Ist das nicht auch eine Domäne von C.F.?"
Bedingt ja. Meine Frau hat das letzte halbe Jahr ein Nachhilfeinstitut gegründet und jetzt im Januar eröffnet. Letzten Sommer dachte ich noch: "Voll digital mit den neusten Mitteln. Kein Problem".
Denkste!
Bei Interesse kann ich gerne mehr über meine Erfahrungen berichten.
Was die Medienkompetenz angeht: ein Smartphone in der Hand eines Kindes kann genau so gefährlich sein, wie ein geladener Revolver - Thema Mobbing bereits in der Grundschule. Von daher bin ich nach wie vor der Meinung, das Thema Medienkompetenz und der Umgang mit den dazugehörigen technischen Mitteln sollte Prüfungspflichtfach in der Schule werden und gleichzeitig gehörten die Eltern entsprechend gecoacht. Denn nur, was ich gelernt und auch verstanden habe, kann ich entsprechend benutzen und mein Wissen an andere weiter geben.
...Thema Medienkompetenz und der Umgang mit den dazugehörigen technischen Mitteln sollte Prüfungspflichtfach in der Schule werden und gleichzeitig gehörten die Eltern entsprechend gecoacht...
Das Problem sind leider zu oft die Eltern. Was ich manchmal bei Facebook so lesen muss. Von Rechtschreibung und Grammatik mal ganz abgesehen (ich versuche mich immer noch daran zu gewöhnen, dass das Internet offensichtlich ein rechtschreib- und grammatikregelfreier Raum ist), betrachten viele Eltern/Erwachsene das Internet und diverse Foren offensichtlich als rechtsfreien Raum. Was da an Beleidigungen, Unterstellungen, Unverschämtheiten, Halb- und Unwahrheiten von den Schreiberlingen vom Stapel gelassen wird erschreckt mich immer wieder und zeichnet kein gutes Bild unserer Gesellschaft.
Ich finde, da muss echt was geschehen. Es entstehen regelrechte "Schattengesellschaften", die der Meinung sind, dass nur sie im Besitz der reinen Wahrheit sind.
MMn gibt es das überall, auch bei Facebook und anderen Plattformen.
Von mir aus könnte man den ganzen Kram auch verbieten, den Einfluss, den diese Beiträge haben, sehen wir ja immer mehr (Einflussnahme auf Wahlen, Querdenker und Corona-Leugner, Sturm auf das Kapitol, aber auch arabischer Frühling), auch wenn viele das sicher anders sehen. Die Verbreitung von Inhalten muss viel stärker reglementiert werden, wenn man den gesellschaftlichen Status Quo aufrecht erhalten will. Ansonsten schlittern wir in eine Spirale, an deren Ende Zerfall, Gewalt und Zerstörung liegt. Es muss nur jemand kommen, der genug Leute beeinflusst, und dann geht es los. Das haben wir jetzt schon oft genug gesehen.
Komisch, mir ist aufgefallen dass die "richtig" denkenden immer der Meinung sind dass sie im Besitz der Wahrheit sind. ^^ 🤔🤔🤔
Die Wahrheit basiert auf Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das gilt für alle Menschen. Die Frage ist nur oftmals, ob man sie anerkennen mag oder nicht.
Es wird immer Menschen geben, die Fakten nicht anerkennen. Es gibt da welche, die behaupten steif und fest, die Erde sei eine Scheibe und sterben bei Versuchen eben jenes zu beweisen. Andere leugnen die Evolution und wieder andere verharmlosen und derzeitiges Problem. Das sind einfach Menschen, die sich ihre eigenen Fakten in der einen Hirnhaelfte schaffen und dann die andere davon ueberzeugen, dass sie der Wahrheit entsprechen. Da kommt man nicht gegen an.
In diesem Fall mag ich dem ITler sogar bedingt zustimmen, auch wenn er generell ganz andere Meinungen vertritt als ich. Aber ich sehe es in der Tat auch so, dass grundsätzlich ja jeder denkt, auf der richtigen Seite zu stehen. Der Knackpunkt ist, dass es zwar Themen gibt, bei denen verschiedene Standpunkte zulässig sind - beispielsweise, wenn wir darüber reden, ob Schulen geöffnet werden sollen oder geschlossen bleiben sollen. Da gibt es halt Argumente für beides. Aber es gibt nun mal auch Fakten und wir müssen dahin zurückfinden, dass die stets die Basis für alle Diskussionen und Überlegungen sind, egal welcher Meinung man persönlich ist. Um beim Beispiel zu bleiben, sollte es als Fakt zumindest mal gegeben sein, dass wir in einer Pandemie leben, dass wir Covid-19 nicht mit einem "Schnupfen" vergleichen sollten und dass es Sinn ergibt, Kontakt zu so vielen Menschen wie möglich zu vermeiden.
Die Frage ist wer erstellt diese Fakten? Und wie glaubwürdig sind diese? Wie weiter unten geschrieben, nicht jeder Covid geführte Tote ist AN Covid gestorben.
Und du sagst ja schon wieder, dass die "anders" denkenden sich ihre eigenen Fakten erschaffen, insofern stellt sich mir die Frage ob die vermeintlich "richtig" Denkenden nicht etwas mehr nachdenken sollten.
Aus meiner Sicht stellst Du hier die falschen Fragen, ITler. Nein, nicht jeder geführte Covid-Tote ist wirklich an den Auswirkungen des Virus gestorben. Nimm Dir dann einfach die Übersterblichkeit her – und zack, würdest Du sehen, dass es gewaltig mehr Tote gibt als üblich.
Wie heißt es so schön: Zahlen lügen nicht. Es gibt hier kein falsches und richtiges Denken, sondern eben nur den Beweis, dass Covid-19 Millionen von Menschen das Leben gekostet hat.
> Die Frage ist wer erstellt diese Fakten? Und wie glaubwürdig sind diese?
Du stellst alles in Frage. Es betrifft doch die ganze Welt. Meinst Du wirklich, dass plötzlich alle Regierungen an einem Strang ziehen, die sich bekriegen?
Wenn ich etwas nicht weiß, muss ich mich auf Fachleute verlassen. Das betrifft jeden Lebensbereich. Aber dank Internet kann sich jeder ja Wissen in Bereichen aneignen, mit denen er zuvor nie zu tun hatte.
Du willst kritisch sein, aber postest Links mit Behauptungen ohne jegliche Grundlage. Alle Links konnte ich Dir innerhalb kürzester Zeit als falsch oder unvollständig nachweisen.
Ahoi again.
Und schon sind wir wieder im Reich der Fantasie und der alternativen Fakten. Zum Einen gibt es keine Übersterblichkeit mit Millionen von Toten (falls doch bitte ich um seriöse Quellen), zum Anderen hat man eben nicht zack die Zahl der an Covid-19 gestorbenen, wenn man sich die Übersterblichkeit anschaut. Wir hatten vor zwei Monaten auch einen Corona-Toten (81 Jahre) in der Familie zu beklagen. Der ist allerdings nicht am Virus verstorben, sondern an einem Herzinfarkt, weil er sich geweigert hat, bei den ersten Anzeichen in die Klinik zu fahren, aus Angst, sich dort zu infizieren.
Auf der anderen Seite hat es einen gesunden Freund (53 Jahre) von uns im März schlimm erwischt. Er wurde drei Wochen beatmet. Wir haben ihn dann für ein paar Wochen bei uns aufgenommen, weil der nicht einmal selbstständig die Toilette aufsuchen konnte. Er hätte sonst in eine Pflegeeinrichtung gehen müssen. Inzwischen kann er sich wieder selber ver- und entsorgen, ist allerdings noch schwer angeschlagen. Ob er je wieder arbeiten kann, wird bezweifelt. Statistisch wird er als "von Corona geheilt" geführt. Fakten
Warum muss man in Kommentaren eigentlich immer Quellen angeben, wenn der fragende sich diese doch selbst suchen kann?
In Deutschland gibt es eine Übersterblichkeit von etwa 23% im Vergleich zum Mittelwert 2016 bis 2019:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Gesellschaft/bevoelkerung-sterbefaelle.html
https://de.statista.com/infografik/21523/anzahl-der-sterbefaelle-in-deutschland/
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/114349/USA-Uebersterblichkeit-uebertrifft-die-Zahl-der-gemeldeten-Todesfaelle-an-COVID-19
Die endgültigen Zahlen kommen erst noch, der Trend ist aber mehr als eindeutig!
Diese Quellen kann man natürlich als unseriös bezeichnen, aber dann sind wir im Bereich der Reichsbürger, die ja auch nichts staatliches akzeptieren. Dann ist aber jegliche Diskussion zum Scheitern veruteilt.