Überraschende Varianz in den Ergebnissen
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin hat sich eingehend mit der Genauigkeit von Online-Rechnern für PV-Anlagen beschäftigt. Dabei fielen drastisch unterschiedliche Autarkiegrade zwischen 76 Prozent und 99 Prozent auf – und das bei identischen Rahmenbedingungen. Die Diskrepanz ist besorgniserregend, denn realistisch sind laut Experten maximal 80 Prozent unter optimalen Bedingungen. Durchschnittlich werden eher 76 Prozent bei einem Musterhaus mit den eingegebenen Daten erreicht. Realistisch können sich die Werte von gut aufeinander abgestimmten PV-Anlagen mit Stromspeichern zwischen 60 und 80 Prozent bewegen.
Qualität der Berechnungen nimmt ab
Die Vielzahl der ungenauen Tools hat zugenommen. Besonders auffällig: Ein Rechner versprach einem System mit 10 kW PV-Anlage und 9 kWh Speicher einen Autarkiegrad von 99 Prozent beim Jahresstrombedarf von 5.000 kWh. Das ist utopisch. In der Realität erreicht kaum ein Haus derartige Werte. Selbst unter besten Solarbedingungen und idealen Anlagen kann diese Quote gar nicht ohne Zunahme weiterer Technologien erreicht werden. Die Forscher von HTW Berlin stellten zudem fest, dass nicht nur die Autarkiegrade, sondern auch die wirtschaftlichen Vorteile übertrieben dargestellt werden. Viele Tools gehen von jährlichen Strompreissteigerungen über 5 Prozent aus, um die Wirtschaftlichkeit von Stromspeichern anzuheben. Diese Annahmen könnten jedoch weit an der Realität vorbeigehen und Nutzer täuschen.
Qualitätsinitiative für Solarrechner gestartet
Um der Unzuverlässigkeit entgegenzuwirken, hat die HTW Berlin eine Initiative gestartet, unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und dem Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV). Ziel ist die Entwicklung neuer Standards, die sicherstellen, dass die Berechnungen auf realistischen Annahmen basieren. Darunter zählen bisher die folgenden definierten Eckpunkte:
- Verwendung gemessener Verbrauchsprofile statt Standardlastprofile
- Erforderliche zeitliche Auflösung max. 15 Minuten
- Gemessene Daten sollten gegenüber synthetisch generierten Profilen bevorzugt werden
- Transparente Dokumentation der wichtigsten Annahmen
- Berücksichtigung wesentlicher Faktoren wie Batteriealterung
- Verzicht auf unrealistische Strompreissteigerungen als Grundlage
Online-Tools für PV-Anlagen sollten aus unabhängiger Quelle stammen
Insgesamt ist es entscheidend, dass Ihr auf vertrauenswürdige Quellen setzt, wenn Ihr Investitionen in PV-Anlagen plant. Achtet darauf, welche Annahmen Online-Rechner treffen und wie diese mit realen Betriebsdaten abgleichen. Idealerweise solltet Ihr immer wenigstens einen Online-Rechner verwenden, der nicht von einem Unternehmen stammt, das von Eurer Investition direkt profitiert. Nur so könnt Ihr langfristig kluge Entscheidungen treffen und Enttäuschungen vermeiden. Einige nützliche Tools, die ich selbst bereits verwendet habe, haben wir für Euch in diesem Artikel zusammengefasst.
Quelle: HTW Berlin, PV Magazine, HTW Berlin
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