Android und die Custom-ROMs
Moderne Smartphones sind langlebiger denn je. Dank leistungsstarker Hardware und verbessertem Software-Support sind viele Modelle auch nach Jahren noch technisch auf der Höhe. Samsung gehört hier zu den Vorreitern und bietet für aktuelle Mittel- und Oberklasse-Geräte bis zu sieben Jahre lang Updates und Sicherheitspatches.
Auch wenn Ihr Euer Smartphone vielleicht nicht so lange nutzt, wird es oft innerhalb der Familie weitergegeben oder auf dem Gebrauchtmarkt verkauft. Denn selbst nach dem offiziellen Supportende gab es bisher eine Lösung: Custom-ROMs. Diese von der Community entwickelten Android-Versionen ermöglichen es, ältere Geräte mit aktuellen Sicherheitsupdates und Features auszustatten. Oft funktioniert alte Hardware mit den schlankeren Custom-ROMs besser als zuvor. Manche ROMs wie PixelExperience oder LineageOS sind für unzählige Geräte verfügbar. Auch wenn diese ROMs durch längere offizielle Updates etwas an Bedeutung verloren haben, sind sie gerade unter technikbegeisterten Nutzern weiterhin beliebt.
Samsung muss Bootloader sperren
Doch mit dem kommenden Update macht Samsung die Installation unmöglich. So entfernt man mit dem Update auf Android 16 und One UI 8.0 die Möglichkeit, den Bootloader zu entsperren. Das erfolgt, um einer neuen EU-Richtlinie gerecht zu werden, die neue Sicherheitsanforderungen an Smartphones stellt. Samsung teilt uns in einer Stellungnahme Folgendes mit:
Mit dem kommenden Update auf One UI 8 wird das Entsperren des Bootloaders nicht mehr möglich sein. Diese Anpassung erfolgt im Zuge der EU-Richtlinie 2014/53/EU (Radio Equipment Directive), die ab dem 1. August 2025 strengere Cybersicherheitsanforderungen für mobile Geräte vorschreibt. In Europa dürfen dann nur noch Smartphones verkauft werden, die verhindern, dass unautorisierte Software installiert wird. Dazu gehört auch das Entsperren des Bootloaders. Für Samsung hat der Schutz der Daten seiner Nutzer*innen höchste Priorität.
Das bedeutet für Euch, dass Custom-ROMs künftig nicht mehr installiert werden können – zumindest nicht auf Geräten, die auf Android 16 upgedatet wurden oder bereits damit ausgeliefert werden. Auch andere Hersteller wie Google oder Xiaomi müssen der neuen Richtlinie Folge leisten, wenn sie ihre Smartphone weiterhin hier verkaufen wollen.
Die Tage von Custom ROMs und der Möglichkeit, eure Smartphones auch nach Ende des offiziellen Supports sicher weiterzuverwenden, sind also gezählt.
Für Apple gab es noch nie die Möglichkeit, Custon-ROMs zu installieren. Der Bootloader ist fest gesperrt. Huawei und Honor hat sich vor einigen Jahren dazu entschieden, die Möglichkeit zum Entsperren des Bootloaders offiziell einzustellen. Das hat die Custom-ROM-Community für neuere Huawei-Geräte praktisch zum Erliegen gebracht.
Das Entsperren des Bootloaders bei Samsung löst einen Sicherheitsschalter aus, der als KNOX-Counter bekannt ist. Dieser Counter wird permanent auf 0x1 gesetzt, was dazu führen kann, dass einige Samsung-Dienste (z. B. Samsung Pay oder der sichere Ordner) dauerhaft deaktiviert werden. Die Installation ist technisch also möglich, aber mit einem permanenten Verlust von Funktionen verbunden, was viele Nutzer abschreckt.
Die Information, dass Samsung mit dem Update auf Android 16 und One UI 8.0 die Möglichkeit zur Bootloader-Entsperrung entfernt, ist derzeit eine Spekulation und kein bestätigtes Faktum.
Sollte es so kommen hätte dies nicht nur Nachteile, sondern auch entscheidende Vorteile:
Erhöhte Sicherheit für den Nutzer:
Böswillige Software könnte ohne diesen Schutz tief in das System eindringen. Kritische Daten, Passwörter oder Bankinformationen sind auf einem gesicherten System besser geschützt. Unoffizielle oder fehlerhafte Software (Custom-ROMs) kann die Stabilität des Geräts beeinträchtigen oder sogar zu bleibenden Schäden führen.
Schutz des Herstellereigenen Ökosystems
Das Samsung-Ökosystem ist eng mit der Sicherheitsebene Knox verbunden. Viele wichtige Funktionen und Dienste wie Samsung Pay oder der Sichere Ordner funktionieren nur, solange die Knox-Sicherheit nicht durch das Entsperren des Bootloaders kompromittiert wurde. Ein komplett gesperrtes System stellt sicher, dass diese Dienste einwandfrei funktionieren und das Vertrauen der Nutzer in die Markenfunktionen erhalten bleibt.
Vereinfachte Wartung und Support
Ein Smartphone mit einem Custom-ROM kann unvorhersehbare Fehler aufweisen. Für den Kundenservice ist es oft unmöglich, diese Fehler zu diagnostizieren oder zu beheben. Durch das Sperren des Bootloaders reduziert ein Hersteller die Anzahl der Support-Anfragen und Gewährleistungsfälle, die durch von Dritten verursachte Softwareprobleme entstehen.
Apple macht es schon immer so – und wurde deshalb nie kritisiert – im Gegenteil: es wurde immer als Vorteil dargestellt. Von "geplanter Obsoleszenz" war da noch nie die Rede. Die Entscheidung von Huawei, die Entsperrung des Bootloaders komplett zu unterbinden, hat gezeigt, dass ein solches Vorgehen möglich und für Hersteller attraktiv sein kann, um die volle Kontrolle über ihre Geräte zu behalten.
Kaum macht es Samsung (eventuell – ist ja nur reine Spekulation), ist es negativ.
Ich verstehe Eure Logik nicht…
Dass der Bootloader nicht mehr entsperrt werden kann, ist Fakt. Die EU-Richtlinie 2014/53/EU schreibt dies nämlich ab sofort für alle hierzulande verkauften Smartphones vor. Google, Xiaomi und Co. müssen hier also auch nachziehen.
Wäre es so, dann macht der negative Sound gegen Samsung schon gar keinen Sinn.
Zitiere bitte den dazugehörigen Wortlaut.
Bei der EU-Richtlinie 2014/53/EU handelt es sich um die Funkgeräterichtlinie (RED). Sie regelt die Anforderungen an elektronische Geräte, die Funkwellen senden, wie Smartphones, um die Gesundheit und Sicherheit der Nutzer zu gewährleisten.
Soweit ich das deute, enthält
diese Richtlinie keinerlei Bestimmung, die sich auf die Entsperrung von Bootloadern bezieht oder Herstellern vorschreibt, diese zu sperren.
Es würde schon Sinn ergeben, wenn die Funkrichtlinie in einer neuen Fassung die Entsperrung des Bootloaders verbieten würde.
Ob ein Nutzer die Sicherheit seines Gerätes durch Entsperrung des Bootloaders und die Installation eines Custom-Roms verschlechtert, könnte man ja ihm überlassen. Ein Originalbeptriebssystem das nicht mehr mit Updates versorgt wird, ist außerdem definitiv unsicher, ein Customrom das noch mit Updates versorgt wird, dürfte die Cyberresilienz des Gerätes sogar erhöhen, auch wenn dann Knox nicht mehr funktioniert. Und eine Verlängerung der Lebensdauer von Geräten im Bestand durch längere Updates wäre sogar im Sinn der EU-Nachhaltigkeitsstrategie in diesem Bereich.
Der EU-Kommission ist aber schon länger ein Dorn im Auge, dass durch Custom-Roms auch funktechnische Eigenschaften der Geräte manipuliert werden können, die den Betrieb des Gerätes mit funktechnischen Vorschriften im Unionsraum inkompatibel werden lassen. Z.B. ist in manchen Märkten der Betrieb der WLAN-Schnittstelle mit 200 mW Sendeleistung zulässig, in Deutschland und weiteren EU-Ländern aber nur mit 100 mW (2,4 GHz, im 5 GHz Bereich gelten andere Werte). Um nicht für unterschiedliche Märkte unterschiedliche Funkmodems zu benötigen, sind solche Eigenschaften und weitere, wie zulässige Frequenzen usw. per Firmware einstellbar (Software Defined Radio). Die Möglichkeit mit Custom-Roms solche funktechnischen Manipulationen durchzuführen, die eben auch nicht nur den Nutzer selber betreffen, sondern auch andere Funkteilnehmer, könnten der Grund für die Kommission sein, auf gesetzlichem Weg die Entsperrbarkeit des Bootloaders zu unterbinden.
"…wenn die Funkrichtlinie in einer neuen Fassung …"
Das würde bedeuten, das diese Aussage falsch oder unwahr ist:
"Dass der Bootloader nicht mehr entsperrt werden kann, ist Fakt."
?
Immerhin sind seit Inkrafttreten (mindestens) 8 Jahre vergangen. Und seit dieser Zeit verstößt Samsung gegen geltende Gesetze/Richtlinien?
Diesem Tex:t:
https://de.xiaomitime.com/eu-verbietet-android-bootloader-entsperrung-ab-1-august-59455/#google_vignette
entnehme ich, dass die Funkrichtlinie, die bereits 2014 (!!) veröffentlicht wurde, aber 2022 wohl erweitert wurde, zumindest in diesem Punkt – Sperrung des Bootloaders – (genau genommen Sicherstellung der Authentizität der Software) erst am 1. August dieses Jahres wirksam wurde. Ich habe mich mit der Funkrichtlinie nicht im Detail auseinandergesetzt, aber lange Übergangsfristen sind in der EU-Gesetzgebung nichts Ungewöhnliches.
Weder die ursprüngliche Richtlinie noch der delegierte Rechtsakt enthalten eine Klausel, die explizit die Entsperrung des Bootloaders verbietet oder von Herstellern verlangt, diese Funktion zu entfernen. Der Fokus der Richtlinie liegt auf der Cybersicherheit und dem Schutz der Endnutzer, nicht auf der Einschränkung von Nutzerfreiheiten.
Gerne kann mir das Gegenteil bewiesen werden. Das ist bis jetzt nicht gelungen.
Samsungs Schritt, die Bootloader-Entsperrung zu deaktivieren, war eine unternehmensinterne Entscheidung.
Die Aussage "Dass der Bootloader nicht mehr entsperrt werden kann, ist Fakt. Die EU-Richtlinie 2014/53/EU schreibt dies nämlich ab sofort für alle hierzulande verkauften Smartphones vor." widerspricht dem Geist anderer aktueller EU-Initiativen wie dem "Digital Markets Act (DMA)" und dem "Recht auf Reparatur", die darauf abzielen, die Kontrolle und die Wahlmöglichkeiten der Nutzer zu stärken, nicht zu verringern.
Das aber ist nur Beiwerk. Mir geht es um den negativen Sound gegen Samsung. Andere wurden und werden nicht dafür an den Pranger gestellt. Bei Apple wurde das immer als Vorteil dargestellt. Diese Logik verstehe ich nach wie vor nicht.
Macht die EU sicher nur zum "Schutz der Bürger". Man will bestimmt nicht dadurch ermöglichen, dass man über die großen Multimilliarden-Dollar-Konzerne leichteren Zugang zu den Nutzerdaten bekommt über entsprechende Verordnungen und finanziellen Druck. Beispielsweise Hintertüren in Verschlüsselungen etc.
Da hat der Timo doch klammheimlich den Artikel geändert! Oder kam die Zensur von oben?
🤔
Hier war/ist Samsung der Böse – dort die EU: inside-digital.de/news/alle-5-jahre-eu-zwingt-dich-zum-smartphone-neukauf
"Am Ende dürfte die gesetzlich vorgeschriebene, geplante Obsoleszenz den Herstellern mehr Verkäufe bereiten, für mehr Neukäufe sorgen und den Gebrauchtmarkt schrumpfen lassen."
Bevor hier der Artikel geändert/gekürzt wurde, bekam Samsung die "geplante Obsoleszenz" noch in die Schuhe geschoben – trotz 7 (statt nur 5) Jahren Support.
Hatte Jahrelang verschiedene Roms auf verschiedenen Handys und nie Probleme aber wenn die EU meint dann muss man das ja umsetzen. Waren sicher alles Fachleute am Werk.
chip.de/news/software/verwirrung-um-neue-eu-regel-werden-android-nutzer-bald-eingeschraenkt_97ea8007-8154-4d6e-8b9b-1e0f045c0e3b.html
Berichte über ein Bootloader-Entsperrverbot durch die EU seien falsch.
Dem stimme ich zu.
"… Schutz des Herstellereigenen Ökosystems
Das Samsung-Ökosystem ist eng mit der Sicherheitsebene Knox verbunden. Viele wichtige Funktionen und Dienste wie Samsung Pay oder der Sichere Ordner funktionieren nur, solange die Knox-Sicherheit nicht durch das Entsperren des Bootloaders kompromittiert wurde. Ein komplett gesperrtes System stellt sicher, dass diese Dienste einwandfrei funktionieren und das Vertrauen der Nutzer in die Markenfunktionen erhalten bleibt. …"
😂 Von welcher Samsung-Seite hast Du das denn abgeschrieben?
Echt jetzt? Unfähig, selbst zu googlen? 🤔
Aber typisch: es geht nicht um die Sache, es geht um die Person. Keiner daheim, den Du ärgern kannst?
Nein hab niemand zum Ärgern, sind alle stärker. 😉
Aber hast Du mal gelesen und verstanden, was Du da kopiert hast?
Der Text, den ich zitiert habe, ist ein Widerspruch in sich und belegt, wie fehlerhaft das System wirklich ist.
Wie kann man nur auf die Idee kommen, einem Konzern wie Samsung seine Zahldaten zu geben und deswegen sein eigenes, bezahltes, Gerät mit Ablauf zu entwerten…?
Ich kenne Dich nicht und würde Dich niemals persönlich angreifen, vielleicht verstehst Du, dass ich die Verletzlichkeit unserer Freiheit aufzeigen möchte.
"…Samsung seine Zahldaten zu geben…"
Was meinst Du mit "Zahldaten"? Daten für Samsung Pay? (nutze ich nicht)
DESWEGEN entwertet man sein eigenes Gerät?
Habe ich nun – ohne Samsung Pay zu nutzen – mein Gerät auch "entwertet"? Oder nicht? Oder doch? Oder was?
Aus Samsungs "geplanter Obsoleszenz" (wie es vor der Zensur hier zu lesen war) machst Du eine Entwertung durch den Eigentümer selbst. Klingt fast wie eine Täter-Opfer-Umkehr. Egal.
Du magst darin einen Widerspruch sehen, dass ein System vorgibt, dem Nutzer zu dienen und ihn zu schützen, indem es ihm gleichzeitig die Entscheidungsfreiheit entzieht. Das Samsung-System lässt dem Nutzer keine Wahl: entweder er nutzt alle Dienste des Samsung-Ökosystems oder er verliert dauerhaft Funktionen, die mit dem Gerät erworben wurden.
Was Du beschreibst, ist bei vielen anderen Herstellern längst Praxis. Beim iPhone war es nie anders. Seltsamerweise wurden und werden sie dafür gelobt. Jedes iPhone war schon immer mit dem Kauf entwertet.
Dafür hat(te) der Käufer für einen gewissen Zeitraum das gute Gefühl von Sicherheit. Ich wage zu behaupten, dass die wenigsten User das Entsperren des Bootloaders (um eine Custom-ROM zu nutzen) vornehmen wollen oder gar können; wenn sie denn überhaupt davon wüssten. Ich sehe darin keinen Widerspruch ("in sich"). Power-User wissen ohnehin, worauf sie sich einlassen.
Hersteller, die es ermöglichen, den Bootloader relativ einfach zu entsperren, ohne wesentliche Dienste dauerhaft zu verlieren, findet man nur (noch) in der Nische. Aber laut diesem Artikel sind deren Tage auch gezählt – denn "die EU-Richtlinie 2014/53/EU schreibt dies nämlich ab sofort für alle hierzulande verkauften Smartphones vor".
Wie verhinderst Du (dann), dass "unsere Freiheit verletzt wird"?