MIL-STD-810 steht für einen militärischen Qualitätsstandard der Vereinigten Staaten von Amerika. Für die Zertifizierung nach dieser Norm wird die Beständigkeit der Geräte unter bestimmten Rahmenbedingungen, denen sie während ihres Lebenszyklus ausgesetzt sein können, geprüft. Die Norm legt entsprechende Testmethoden fest, die die Auswirkungen von bestimmten Einflüssen auf das Gerät reproduzieren, anstatt diese Umgebungen nur zu simulieren.

Die Methoden sind in der Norm wie folgt festgelegt:

  • Nachweis, dass die vertraglichen Anforderungen eingehalten wurden
  • Definition zum Ablauf der Umweltbelastungstests
  • Angaben zum Lebenszyklus des Geräts
  • Lücken und Mängel bei der Konstruktion von Geräten, deren Materialien, Herstellungsverfahren, Verpackungstechniken und Wartungsmethoden (falls erforderlich) feststellen
  • die Leistung von Geräten bewerten, wenn sie einen Zyklus mit Umweltbelastungstests ausgesetzt waren
  • Entwicklung von Analyse- und Prüfkriterien, die den Geräten und ihrem Lebenszyklus entsprechen

Die Geschichte der militärischen Norm geht auf das Jahr 1962 zurück und wurde seitdem mehrfach überarbeitet:

MIL-STD-810

Version Datum  Fokus
MIL-STD-810 14. Juni 1962

Laborprüfmethoden, die als Leitfaden für die Implementierung Umweltbeständiger Teile dienen und detaillierte Spezifikationen enthalten. Auch Infos zur Bauweise enthält der erste Standard.

MIL-STD-810A 23. Juni 1964 Unwesentliche Änderungen im Vergleich zu MIL-STD-810.
MIL-STD-810B

15. Juni 1967

Die Norm legt Verfahren zur Bestimmung der Widerstandsfähigkeit eines Gerätes gegen die Auswirkungen natürlicher und künstlicher Umgebungen fest, die für den militärischen Einsätze typisch sind.
MIL-STD-810C 3. Oktober 1975 Unwesentliche Änderungen im Vergleich zu MIL-STD-810B.
MIL-STD-810D 19. Juli 1983

Ein neuer Abschnitt über die Verarbeitung erklärt nun, wie man verschiedene Umwelteinflüsse während des gesamten Prozesses der Materialentwicklung berücksichtigen kann.

Erklärungen und Diagramme über den Prozess zur Umweltanpassung und die Geschichte des ökologischen Lebenszyklus verschiedener militärischer Hardwareklassen.

MIL-STD-810E 14. Juli 1989 Wie MIL-STD-810D, jedoch mit neuen grafischen Darstellungen.
MIL-STD-810F 1. Januar 2000

Der neue 54-seitige „Teil Eins“ erklärt, wie der Prozess der umweltgerechten Anpassung während des gesamten Materialbeschaffungszyklus umgesetzt werden kann, wobei der Schwerpunkt separat auf den Rollen der verschiedenen Nutzungsszenarien liegt. Enthält eine Anleitung zum Programm Umwelttechnik. Die Leitlinien gehen über Labortests hinaus und umfassen Feldversuche in der Natur. Alternativen zum Testen von Hardware-Prototypen (z.B. Modellierung und Simulation) werden als Standard-Prüfverfahren der Umwelttechnik anerkannt.

MIL-STD-810G 31. Oktober 2008

Die gravierendste und detaillierteste Änderung der Norm, die sich auf Schock- und Vibrationstests konzentriert. Eine enorme Rolle spielt die Annäherung der Tests an die realen Bedingungen. Im MIL-STD-810G ist das Verfahren 527 für Schwingungsprüfungen implementiert worden, das 3 axiale Prüfungen durch eine ersetzt, die mehrachsige Schwingungen erzeugt, die der tatsächlichen Schwingung so nah wie möglich kommen.

Was bedeutet das in der Praxis?

Nehmen wir zum Beispiel die Zertifizierung MIL-STD-810G, die derzeit im Einsatz ist. Ein Gerät mit einer solchen Zertifizierung soll widerstandsfähig sein gegen:

  • Feuchtigkeit und Eis
  • Stürze aus mindestens 1,2 Metern Höhe
  • Vibrationen und Stöße
  • Große Höhen (Niederdruck)
  • Hohe Temperaturen (55° Celsius)
  • Niedrige Temperaturen (-20° Celsius)
  • Temperaturschocks
  • Rost, Schimmel und salzige Umgebungen
  • Wasser und Regen
  • Staub und Sand

Die Einschränkungen beim MIL-STD-810

Die Norm als solche schreibt dem Hersteller allerdings nicht vor, dass die Tests tatsächlich durchgeführt werden und dass das Gerät diese auch bestehen muss. Das wird in den jeweiligen Vertragsbestimmungen zwischen Hersteller und Abnehmer bestimmt und nicht in der Norm. Das bedeutet auch. Wirbt ein Hersteller mit der Norm, muss das betroffene Gerät nicht zwangsweise auf alle Teile der Norm geprüft worden geschweige denn die Tests bestanden haben.

Die Norm MIL-STD-810 wird in der Regel von einer allgemeineren Ingress Protection Zertifizierung, allgemein bekannt als IP, begleitet. Ein Smartphone mit MIL-STD-810- und IP67-Zertifizierung hält eine Tiefe von 1 Meter im Wasser für nur 30 Minuten aus, während ein nach MIL-STD-810- und IP68-Normen geprüftes Gerät eine Tiefe von bis zu 3 Metern kontinuierlich übersteht.

Einige der nach den Standards von MIL-STD-810 getesteten Geräte sind das LG G7 ThinQ, CAT-Smartphones und die TicWatch S2 von Mobvoi.  

Achtet Ihr beim Kauf eines Smartphones auf MIL- oder IP-Zertifizierung? Und wie wichtig ist Euch die Robustheit Eures Smartphones?