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Geschlechtsspezifisches Marketing für Wearables: Ein zweischneidiges Schwert?

nextpit Garmin Lily 2 Side Test
© nextpit

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Als Einstieg lade ich Euch zu einer kurzen Übung ein: Stellt Euch eine Smartwatch für Frauen vor. Wie sieht sie aus? Welche Funktionen bietet sie? In welcher Preisklasse liegt sie? Welche Marke kommt Euch in den Sinn? Wen könntet Ihr Euch vorstellen, der sie trägt?

Auf den ersten Blick mögen diese Fragen ganz einfach erscheinen. Geht aber mal tiefer und überlegt, warum diese bestimmte Smartwatch in euren Gedanken aufgetaucht ist. Welche grundlegenden Wahrnehmungen und Einflüsse haben Euer Bild geprägt? Diese Selbstbeobachtung kann viel über unsere unbewussten Vorurteile und die mächtige Rolle von Marken und gesellschaftlichen Erwartungen in unseren Entscheidungsprozessen verraten.

Nachdem ich die "Garmin Lily 2"-Smartwatch getestet habe – eine sogenannte "modische" Smartwatch für Frauen –, verfolgt mich ein Gedanke auf Schritt und Tritt: Macht es Sinn, Wearables nach Geschlechtern zu sortieren? Oder ist das alles nur Marketing? Es stellt sich heraus, dass das Gerät eine großartige App-Unterstützung, relevante Funktionen und ein kompaktes Design hat, das wir selten sehen. Aber als eine Person, die ständig mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen konfrontiert ist, erscheint mir das nicht richtig. Kann es sein, dass ich falsch liege?

Man nennt es "Gender-Targeted Marketing"

Geschlechtsspezifisches Marketing ist eine Form des Marketings, bei der Produkte oder Werbung so gestaltet sind, dass sie Männer oder Frauen ansprechen. In der Wearables-Branche bedeutet das oft, dass Geräte entwickelt werden, die auf die wahrgenommenen geschlechtsspezifischen Vorlieben abgestimmt sind. Smartwatches für Frauen werden zum Beispiel häufig mit Funktionen wie Menstruationstracking, kleineren Größen und eleganteren Designs beworben.

Diese Strategien sind effektiv, weil sie die Identität und die Vorlieben der Verbraucher:innen ansprechen. Für Unternehmen kann geschlechtsspezifisches Marketing den Absatz steigern, indem es auf spezifische Bedürfnisse und Wünsche eingeht. Erfolgreiche Kampagnen, wie z. B. die Garmin-Serie für Frauen, heben Funktionen wie angeleitete Atemübungen und modisches Zubehör hervor und sprechen damit direkt die Interessen der weiblichen Verbraucher an.

Eine Person trägt eine Garmin Lily 2 Uhr
Die Garmin Lily 2 zeichnet sich durch ein kompaktes Design und großartige Funktionen aus und wird durch die Marketingauswahl stark segmentiert. / © nextpit

Der psychologische Einfluss auf die Verbraucher

Geschlechtsspezifisches Marketing beeinflusst das Verbraucherverhalten, indem es unbewusste Vorurteile ausnutzt. Wenn Verbraucher:innen Werbung für Wearables sehen, die mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmen, haben sie eher das Gefühl, dass das Produkt auf sie zugeschnitten ist. Das kann die Attraktivität und den wahrgenommenen Wert des Produkts erhöhen.

Außerdem prägen diese Strategien die Geschlechtsidentitäten und -wünsche. Sie schaffen eine Rückkopplungsschleife, in der die Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher durch das Marketing geformt werden, was wiederum das zukünftige Produktdesign beeinflusst. Dies kann jedoch auch zu einem Druck führen, den Geschlechternormen zu entsprechen, was sich auf das Selbstwertgefühl und das Selbstbild auswirkt, vor allem bei Frauen, die das Bedürfnis haben, einem vermarkteten Ideal zu entsprechen.

Geschlechtsspezifisches Marketing hat eine zweischneidige Natur

Während geschlechtsspezifisches Marketing sehr effektiv sein kann, hat es auch erhebliche Nachteile. Ein Hauptproblem ist die Verstärkung traditioneller Geschlechterstereotypen. Indem sie die Vorstellungen darüber, was Männer und Frauen wollen sollten, aufrechterhalten, können diese Marketingstrategien die Vielfalt der Verbraucherauswahl einschränken und überholte Normen verstärken.

Außerdem kann dieser Ansatz nicht-binäre oder geschlechtsuntypische Personen ausgrenzen, die sich in der Vermarktung dieser Produkte nicht wiederfinden. Dieser Ausschluss kann zum Verlust potenzieller Kunden führen und dem Unternehmen den Ruf einbringen, mit der modernen gesellschaftlichen Dynamik nichts mehr zu tun zu haben.

Aus wirtschaftlicher Sicht kann geschlechtsspezifisches Marketing zwar den Umsatz kurzfristig ankurbeln, es birgt aber auch das Risiko langfristiger Konsequenzen. Die Unternehmen müssen mit Rückschlägen rechnen, weil sie Stereotypen aufrechterhalten oder nicht auf die Bedürfnisse einer breiteren Zielgruppe eingehen, was zu einem Verlust der Markentreue führen kann.

Ein Beispiel dafür ist die kürzlich vorgestellte OnePlus Watch 2. Während der Veranstaltung wurde das Gerät durchweg mit traditionell männlichen Bezügen beschrieben: Sportwagen, militärische Zertifizierungen und Robustheit. Interessanterweise enthielten die Pressematerialien trotz dieser klaren Ausrichtung Bilder von jungen Männern und Frauen. Nachdem ich die OnePlus Watch 2 selbst getestet habe, ist klar, dass sie nicht mit Blick auf ein breites Publikum entwickelt wurde, sondern speziell auf eine stereotype männliche Zielgruppe zugeschnitten ist.

Person trägt eine OnePlus Watch 2
Die OnePlus Watch 2 ist nicht für ein breites Publikum gedacht. / © nextpit

Ethische Überlegungen

Die ethischen Dilemmata, die mit geschlechtsspezifischem Marketing verbunden sind, sind erheblich. Es ist ein schmaler Grat zwischen dem Appell an die Vorlieben der Verbraucher und der Aufrechterhaltung schädlicher Stereotypen. Die Unternehmen sind dafür verantwortlich, Inklusion zu fördern und die Verstärkung einschränkender Geschlechternormen zu vermeiden.

Die Balance zwischen effektiven Marketingstrategien und ethischen Überlegungen erfordert einen differenzierten Ansatz. Die Unternehmen müssen sich der Botschaften bewusst sein, die sie aussenden, und sich bei ihren Produktdesigns und Marketingkampagnen um Inklusivität bemühen. Dazu kann es gehören, eine größere Bandbreite an Funktionen anzubieten, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, oder geschlechtsneutrales Marketing zu fördern.

Die Zukunft des Geschlechts bei der Vermarktung von Wearables

Die sich abzeichnenden Trends in der Wearables-Branche deuten auf einen Wandel hin zu einem integrativeren und geschlechtsneutralen Marketing. Die Unternehmen erkennen allmählich, wie wichtig es ist, eine vielfältige Kundschaft anzusprechen. So starten einige Marken Kampagnen, die sich auf die funktionalen Vorteile ihrer Produkte konzentrieren und nicht auf geschlechtsspezifische Eigenschaften.

Ein hervorragendes Beispiel für ein integratives und geschlechtsneutrales Marketing sind die Apple Watches. Apple hat erkannt, wie wichtig es ist, tragbare Geräte zu entwickeln, die sich an den eigenen Stil anpassen lassen, ohne dass die Funktionalität darunter leidet. Dieser Ansatz spricht nicht nur ein breiteres Publikum an, sondern verkörpert auch ein zeitgemäßes Verständnis von Geschlecht und zeigt, dass Technologie sowohl persönlich als auch inklusiv sein kann.

Außerdem glaube ich, dass Google mit seiner Pixel-Watch-Reihe das Gleiche tut, wenn auch im Moment in kleinerem Maßstab.

Die Nachfrage der Verbraucher:innen nach Veränderungen treibt diesen Wandel voran. Da das Bewusstsein für Geschlechtervielfalt wächst, steigt der Druck auf die Unternehmen, inklusivere Marketingpraktiken einzuführen. Das ist wirtschaftlich sinnvoll und steht im Einklang mit den sozialen Bewegungen für Gleichberechtigung und Repräsentation.

Zum Beispiel, 9to5mac berichtet, dass die Verkäufe der Apple Watch im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent gestiegen sind. Zu diesem Wachstum trug vor allem der starke Absatz der Apple Watch SE bei, einem erschwinglichen Gerät mit vielen Funktionen. Ich glaube zwar nicht, dass dieser Erfolg allein auf die Inklusivität der Apple-Produkte zurückzuführen ist, aber ich bin überzeugt, dass Ihr großer wirtschaftlicher Erfolg auch breitere gesellschaftliche Werte fördert.

Apple Watch SE am Handgelenk
Die Apple Watch SE ist eine Smartwatch mit Funktionen, die alle ansprechen, unabhängig vom Geschlecht. / © nextpit

Ein zweischneidiges Schwert

Zu Beginn dieses Artikels habe ich mich gefragt, ob ich mit meiner Kritik an der geschlechtsspezifischen Vermarktung einiger Wearable-Serien vielleicht falsch liege. Nachdem ich mir die Wearable-Branche genauer angesehen habe, wird jedoch klar, dass geschlechtsspezifisches Marketing ein zweischneidiges Schwert ist. Es kann zwar den Absatz ankurbeln, indem es bestimmte Gruppen gezielt anspricht, birgt aber auch die Gefahr, schädliche Stereotypen zu verstärken und viele potenzielle Kund:innen auszuschließen.

Ehrlich gesagt, ist die Medienbranche auch nicht gerade hilfreich. Fast jedes Mal, wenn eine Liste mit den "besten Smartwatches für Frauen" oder ein Kaufratgeber veröffentlicht werden, verstärken sie das geschlechtsspezifische Marketing. nextpit ist auch daran schuld, obwohl ich versucht habe, alternative Wege zu finden, um dieses Thema anzugehen. Aber vergessen wir nicht, dass Google die Suchmaschine kontrolliert, und auch die Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist entscheidend dafür, dass die Menschen das finden, was sie im Internet suchen.

Können Unternehmen diese Herausforderungen meistern, indem sie Ihr Marketing inklusiver gestalten? Ich glaube, das können sie. Indem sie stärkere und vielfältigere Kundenbeziehungen aufbauen, werden die Unternehmen finanzielle Vorteile erzielen und zu einem faireren und repräsentativeren Markt beitragen, während sich die Branche weiterentwickelt. Unternehmen wie Apple, und warum sollte man hier nicht auch Whoop erwähnen, sind hier, um mich in meiner Sicht zu bestätigen.

Außerdem bin ich mir sicher, dass die Menschen diese Produkte ablehnen werden, sobald sie merken, dass einige Produkte keine Funktionen haben, weil das Marketingteam sie nicht für notwendig erachtet hat. Letztendlich liegt die Zukunft des Marketings in der Wearable-Industrie darin, geschlechtsspezifische Anreize mit der Notwendigkeit, Vielfalt und Inklusion zu fördern, in Einklang zu bringen.

Silvia Sousa, meine Freundin und Modedesignerin, hat es bei unserem Gespräch am letzten Wochenende zu diesem Thema gut ausgedrückt: "Das Design sollte universell sein. Es geht darum, ein Problem zu lösen und ein Bedürfnis zu erfüllen, unabhängig vom Geschlecht. Idealerweise sollte ein Produkt beides können – es sollte das Problem lösen und auch noch gut aussehen."

Dieser universelle Designansatz wird die Zukunft der Wearables bestimmen und dafür sorgen, dass sie sowohl funktional als auch ansprechend für alle sind.

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Zu den Kommentaren (13)
Camila Rinaldi

Camila Rinaldi
Head of Editorial

Mit über einem Jahrzehnt Erfahrung in der Bewertung von Technik habe ich mich kürzlich in die Welt der Wearables vertieft und eine Leidenschaft für digitale Gesundheitsinnovationen entwickelt. Obwohl ich nun tief im Apple-Ökosystem verwurzelt bin, brennt meine Begeisterung für Android weiterhin stark. Als ehemaliger Chefredakteur von AndroidPIT und Canaltech in Brasilien teile ich jetzt meine Erkenntnisse mit dem US-amerikanischen Publikum. Neben der Technik schätze ich meine Vinylsammlung sehr und bin der Meinung, dass man einen Ort am besten durch sein Essen kennenlernen kann. Begleiten Sie mich auf meiner Reise durch die Schnittstelle von Technologie und Kultur in unserem täglichen Leben.

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13 Kommentare
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  • 70
    Michael K. vor 1 Monat Link zum Kommentar

    Mir hat der Artikel ehrlich gesagt nicht sonderlich gut gefallen. Ich halte ihn für kopflastig, er beschreibt ein Problem, das so möglich ist, das aber in der Realität bestenfalls für eine verschwindende Minderheit von Relevanz ist.
    Dass eine Frau sich genötigt fühlen muss, eine frauenspezifische Smartwatch zu kaufen, nur weil sie angeboten wird, und deshalb von den Herstellern zu verlangen, nur noch Uni-Gender-Modelle anzubieten, das halte ich schon für weltfremd. Könnte man dann nicht genauso gut umgekehrt argumentieren, dass in dem Fall Männer genötigt werden, für Funktionen wie die Menstruationsüberwachung zu bezahlen, die sie mit Sicherheit nie benötigen werden?
    ich selber könnte bei einer bestimmten Smartwatch gar nicht sagen, ob es sich um ein Modell speziell für Frauen handelt, ohne über die Modellbezeichnung danach zu recherieren. Bei klassischen Armbanduhren ist das viel einfacher, und erst recht bei "Wearables" ausserhalb des Techbereichs. High-Heels oder Röcke sind typisch für Frauen hergestellte Produkte, und ihre Hersteller gibt es meistens nicht, obwohl sie diese Produkte herstellen, sondern eben weil sie sie herstellen.
    Geschlechtsspezifische Unterschiede sind ein Fakt und je nach Weltanschauung evolutionsbedingt, gottgegeben oder beides. Ziel moderner Gesellschaften sollte es sein, über biologische Notwendigkeiten hinaus kein Manko oder keinen Nachteil aus dem werden zu lassen, als das man geboren wurde. Eine Frau sollte so wenig deshalb benachteiligt werden, weil sie Frau ist wie ein Mann benachteiligt werden sollte, weil er Mann ist, und wer als nicht binärer Mensch eine andere Rolle einnehmen will, als seine biologische, eine Superposition von Mann und Frau oder keines von beiden sein will, soll auch das dürfen. Freiheit erlaubt das. Aber Freiheit bedeutet eben auch, seine biologische Rolle bewusst anzunehmen und bei sich bietenden Gelegenheit auch bewusst betonen zu dürfen.
    Sollte eine Frau sich bei bietender Gelegenheit nicht im schicken Abendkleid und mit High-Heels präsentieren dürfen, wenn sie das will, nur weil sich möglicherweise eine Minderheit genötigt fühlen könnte, solche Produkte allein deshalb kaufen zu müssen, weil es diese Produkte gibt? Und wäre es nicht eine Bevormundung der Mehrheit durch die Minderheit, deshalb von Herstellern zu verlangen solche Produkte nicht mehr herzustellen, obwohl sie sich bestens verkaufen? Ich halte Emanzipation für richtig, wenn es um Gleichberechtigung und Chancengleichheit geht, ich halte sie aber für verfehlt, wenn es um Gleichmacherei geht, wo es faktisch Unterschiede gibt, und die von den Betroffenen mehrheitlich als das empfunden werden, was sie tatsächlich sind: eine Bereicherung, ohne die das Leben sehr viel langweiliger und öder wäre.
    Ich persönlich kenne keine Frau, die sich nicht gerne schicke Schuhe oder Kleider kauft, und trotzdem Turnschuhe oder Jeans trägt, wenn es bequem sein soll. Dieser Eindruck muss nicht repräsentativ für die Mehrheit sein, es würde mich aber sehr wundern, wenn das ein isoliertes rein individuelles Weltbild wäre.

    LaazaruslongTobias G.OlafThomas Oppenheim


    • Olaf 45
      Olaf vor 1 Monat Link zum Kommentar

      Die von dir beschriebene bzw. befürchtete Bevormundung der Mehrheit durch die Minderheit ist längst ein gesellschaftliches Phänomen geworden, welches sich durch viele Bereiche des alltäglichen Lebens zieht.

      Voraussetzung ist hierbei lediglich, dass die Minderheit lauter sein muss. Als ein paar aktuellere Beispiele aus Berlin seien hier die zuletzt nur noch "Klimakleber" genannten Aktivisten erwähnt, die rund anderthalb Jahre lang den Berufsverkehr an neuralgischen Punkten lahmgelegt haben, ohne dass es - mit Ausnahme von Ordnungswidrigkeitsanzeigen in Einzelfällen - irgendwelche Konsequenzen gegeben hötte.

      Genau dasselbe Prinzip in größerem Behinderungsmaßstab: Bauernproteste mit Traktoren. Dass diese "Wutbauern", bei denen es sich um wenige Tausend handelte, nicht mal vom eigenen Bauernverband akzeptiert wurden: Ebenso geschenkt wie die Rechtsradikalen, die sich mit ihren Bannern darunter gemischt haben. Und die Verantwortlichen, die nächtens Misthaufen und Gülle auf der nahegelegenen B5 abgelassen haben und dadurch einen Verkehrsunfall mit Schwerverletzten verursachten, sind bis heute unbekannt.

      Schließlich noch die 200 bis 300 "Aktivisten", welche kürzlich die Humboldt-Universität wegen der Israel-Politik besetzt hielten, dort wie die Vandalen hausten und lustige Hamas-Symbole an die Wände schmierten, während die Studierenden deswegen daheim bleiben mussten und mit etwas Glück zumindest noch ein paar Online-Vorlesungen abgreifen konnten.

      Alles Beispiele, in denen eine laute Minderheit den öffentlichen Diskurs bestimmt und der Mehrheit mit etwas Glück einfach nur maximal auf die Fackel geht, im ungünstigsten Falle (siehe B5) sogar Gefahr für Leib und Leben Dritter billigend in Kauf nimmt.

      Laazaruslong


    • 35
      Tobias G. vor 1 Monat Link zum Kommentar

      Danke, ich fand den Artikel leider auch nicht so richtig passend. An vielen Stellen verstehe ich die stereotypischen Benachteiligungen oder Andersbehandlungen von Frauen, Männern & Co.

      In Sachen "Mode" kann ich das allerdings nicht nachvollziehen. Meine Frau kauft sich z.B. einfach, was sie schick findet. Und wenn es etwas technisches ist, dann stehe ich beratend zur Seite. Andersrum finde ich auch die Meinung meiner Frau wichtig, wenn ich als Mode-Legastheniker Kleidung kaufe.

      Unternehmen jetzt anzuprangern, die bei Wearables geschlechterspezifisch bewerben...hm, ich kann mir schlimmeres vorstellen. Ich stelle mit ein Wearable "für Frauen" jetzt auch nicht kategorisch "elegant" vor. Je nach Geschmack und Einsatzzweck darf es sicher anders aussehen. Wenn Unternehmen sich jetzt einschränken, dann ist das zwar ggf. unklug im Sinne der schmaleren Zielgruppe, aber solange es Käufer gibt....? Ich denke nicht, dass sich Frauen gezwungen fühlen, etwas weiblich beworbenes zu kaufen. Und wenn doch, dann ist das ggf. nicht zwingend das Problem der Unternehmen.

      Da finde ich es viel wichtiger, früher anzusetzen, damit aus den potentiellen Käufern mündige Bürger werden, die selbst entscheiden können. Unser Nachwuchs ist z.B. so gut es geht nicht mit diesen Stereotypen, wie Rosa/Blau, Jungen sind stark, spielen Räuber und Gendarm mit Pistolen, Mädchen sind die kleinen braven, tragen immer Kleider, haben lange Haare und lieben Einhörner aufgewachsen. Unser Nachwuchs wurde weitestgehend nicht in sowas gezwängt. Aber Wearables für Frauen anzubieten....ich finde wir haben in der Gesellschaft wichtigere Themen, so doof das auch klingt. Vielleicht habe ich den Artikel auch nur nicht richtig verstanden.


    • 62
      René H. vor 1 Monat Link zum Kommentar

      Auch bei klassischen Armbanduhren spielt das Geschlecht kaum noch eine Rolle, zumindest im Consumer-Bereich. Es gibt Frauen die Männeruhren tragen. Wenn es ihnen gefällt, spricht nichts dagegen.

      Laazaruslong


      • 70
        Michael K. vor 1 Monat Link zum Kommentar

        Klassische Uhren, die sich spezielle an die weibliche Zielgruppe richten, sind meistens sehr viel kleiner, und auf den ersten Blick als Damenuhren zu erkennen. Bei Smartwatches ist der Größenunterschied längst nicht so ausgeprägt, und oft gibt es Herren- oder Uni-Gendermodelle in der selben kleineren Größe dann auch noch.
        Wie geschrieben, könnte ich eine klassische Damenuhr auf den ersten Blick erkennen, während mir das bei einer Damen-Smartwatch nicht möglich wäre.
        Wie bei Schuhen oder Hosen (obwohl es auch spezielle Damenjeans gibt) legen viele Frauen wohl keinen Wert auf speziell für sie hergestellte Produkte. Da anderseits spezielle Damenuhren in jedem besserem Kaufhaus und Online in großer Modellvielfalt angeboten werden, kann mit Recht angenommen werden, dass sie Käuferinnen finden, es also sehr wohl nicht wenige Frauen gibt, die keine Herrenuhr stattdessen wollen.
        Speziell bei Smartwatches gäbe es also für eine Frau keinen Grund sich "genötigt" zu fühlen, das Damenmodell zu wählen, denn den Unterschied würde ohnehin kaum jemand bemerken. Aber auch bei klassischen Uhren, Schuhen oder Kleidung muss sich keine Frau nach dem richten, was die Hersteller für sie speziell anbieten, und wie Du selber schreibst, machen das ja viele auch längst nicht mehr.
        Wer aber meint, selbst bei einer Uhr sich nach dem richten zu müssen, was andere über ihn denken oder denken könnten, sollte besser an seinem Selbstbewusstsein arbeiten, als von Herstellern oder der Gesellschaft zu erwarten, dass sie darauf Rücksicht nehmen, denn das wird so schnell nicht passieren.


  • Laazaruslong 27
    Laazaruslong vor 1 Monat Link zum Kommentar

    Danke für deine Sicht der Dinge. Ein gelungener Artikel mit der nötigen Kritik an den Unternehmen.

    Auf was du leider nicht ausreichend eingehst, ist die Selbstbestimmtheit.
    Jeder kann und muss selbst entscheiden und darf das nicht einem Unternehmen überlassen.

    Hier zeigt sich die negative Seite von Apple. Denn sie sind nicht neutral sondern bieten nur für schlechter bezahlte Mitglieder der Gesellschaft ein billigeres Produkt an.
    Das ist nicht nett sondern eiskalte Ausnutzung einer (bewusst herbeigeführten?) Marktsituation.

    Ich selbst nutze seit zwei Jahren eine Watch 4 40mm und habe die Uhr nur zum Blutdruck messen gekauft. Ich habe sie gekauft weil selbst die Watch 5 pro keinen Mehrwert ggü dem kleineren Model bot.
    Bedarfsgerechtes kaufen sollte immer im Vordergrund stehen, beim Kauf von Wegwerfprodukten wie elektronischen Kleingeräten. Nachhaltig wäre das auch.


  • 25
    Thomas Oppenheim vor 1 Monat Link zum Kommentar

    Unser tägliches Opfer gib uns heute. Frauen können heute alles tun, was sie möchten. Auch den sonstigen Geschlechtern steht es offen, ihre eigene Wahl zu treffen. Ich finde es ziemlich anmaßend, ganzen Bevölkerungsgruppen die Fähigkeit abzusprechen, eigene Entscheidungen zu treffen. Wer oder was hindert eine maskuline Frau daran, eine fette Smartwatch oder einen Ford Mustang zu erwerben?
    Wer der Entwicklung der Mehrheit so viel voraus ist, muss sich halt ein wenig gedulden. Der geschlechtslose und mit allen Anderen gleiche Mensch wird kommen. Bis die Dummen ausgestorben sind, dauert es noch ein wenig.

    René H.Tobias G.Laazaruslong


  • 104
    Tenten vor 1 Monat Link zum Kommentar

    Vielen Dank für diesen wichtigen und sehr guten Artikel. Meiner Meinung nach ist das Problem nicht nur das Marketing sondern oftmals auch das Design der Produkte. Oftmals liegt das nicht mal an den Designerinnen und Designern, denn die wissen schon seit über 50 Jahren ob der Problematik um geschlechterspezifisches Design und noch länger um das der geschlechterspezifischen Werbung. Ich denke, es liegt daran, dass in diesen Konzernen an Entscheidungsstellen immer noch fast ausschließlich Menschen sitzen dürften, deren Bild von Geschlechterrollen Mitte des letzten Jahrhunderts geprägt wurde, und die ein Problem damit haben, sich auf Veränderungen einzustellen. Das müssen nicht zwingend die viel zitierten alten weißen Männer sein, ich kenne etliche jüngere Menschen, die so ein Bild von ihren Eltern angenommen haben. Speziell bei Smartwatches kommt natürlich noch hinzu, dass die Techbranche seit jeher schon eine Domäne ist, die viele Männer als die ihre ansehen (wie die Automobilbranche ja auch) und in der sie sich wie Platzhirsche fühlen und oftmals auch benehmen. Meine Frau arbeitet seit Jahrzehnten in der IT und kann dicke Bücher schreiben über die Männer, die bei einer Frau in diesem Metier entweder sofort davon ausgehen, dass es sich nur um eine Sekretärin handeln könne und/oder sie besser gleich einen männlichen Kollegen hinzuziehe, weil sie als Frau ja schließlich keine Ahnung davon haben könne. Ich denke mal, alle Frauen, die mit der Techbranche zu tun haben, kennen solche Situationen. Stereotype Muster werden als solche nicht erkannt und die Bereitschaft, darüber auch nur nachzudenken geht gegen Null. Im Gegenteil, man geht oftmals in den Angriff über, aus Angst, das eigene Weltbild könne ja vielleicht tatsächlich veraltet sein.
    Die Shitstorms gegen angeblich "woke" Unternehmen wie z. B. Disney zeugen ja davon.
    Ich denke auch, wir brauchen keine speziellen Techprodukte für Frauen und übrigens auch nicht für Senioren (denn auch hier findet sich eine Form der Ausgrenzung und Diskriminierung), sondern anpassbare Produkte und Funktionen. Das Produkt muss sich auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer anpassen lassen und nicht umgekehrt. Wer ein Techprodukt kauft, will nicht seine Bedürfnisse an die Produkte anpassen oder gar nur aus einem kleinen Nischenangebot wählen, weil die Hersteller ihnen ihre Bedürfnisse vorzuschreiben versuchen. Die Techbranche war eine Weile lang unheimlich spannend. Seit Jahren aber dümpelt sie in Ideenlosigkeit vor sich hin und wird immer uninteressanter. Dass ihre Werte, Anschauungen und Ziele aber inzwischen auch für viele als aus der Zeit gefallen und altmodisch angesehen werden, machts leider nicht besser. Es wird wirklich Zeit, aufzuwachen und endlich im 21. Jahrhundert anzukommen.


  • route 9 22
    route 9 vor 1 Monat Link zum Kommentar

    Ich kann dich verstehen, Camila. Mir geht es als Mann in anderen Bereichen genauso. Ich denke da zum Beispiel an Bekleidungsgeschäfte. Viele davon, vor allem Boutiquen führen ausschließlich Frauenmode, reine Herrenausstatter sind sehr selten und führen kaum Alltagskleidung. Der Rest ist so gestaltet, dass ich als Mann jedesmal bis in den allerletzten Winkel des Stores pilgern muss um endlich Männerbekleidung zu erspähen. Grundsätzlich bestehen fast alle Bekleidungsgeschäfte mindestens zur Hälfte aus der Damenabteilung, 1/4 aus Kinderbekleidung und höchstens 1/4 aus Männerbekleidung. Dieses kärgliche 1/4 besteht dann zu 50 Prozent aus schicken Anzügen, Hemden und Sakkos, die eigentlich nur von einem geringen Bruchteil der Männer im Alltag getragen werden.

    Wie schon gesagt, ich kann dich gut verstehen, Camila. Auch mich stört das, und es fällt nur denen auf, die davon betroffen sind.

    Laazaruslong


    • 104
      Tenten vor 1 Monat Link zum Kommentar

      Das kann ich so überhaupt nicht nachvollziehen. Ich kaufe ja auch nicht jedesmal einen neuen Anzug, wenn ich Kleidung brauche und ich finde, es gibt genug Geschäfte, die für Männer Alltagskleidung anbieten und das nicht nur in einer kleinen Nische ohne Angebot. Hängt aber sicher auch immer vom jeweiligen Wohnort ab. Allerdings tragen daran sicherlich die Männer selbst die Schuld, weil sie was Mode angeht, nicht gerade gern und viel einkaufen. Geh mal am Samstag vor z. B. C & A vorbei, da stehen ganze Trauben von Männern vor der Tür, rauchen und warten, bis ihre Frauen vom Shoppen zurück sind, anstatt sie zu begleiten oder gar für sich selbst mal umzusehen. Und wenn man sich mal umschaut, was manche Männer so die Woche über tragen, dann kommt da schnell der Verdacht auf, dass man zu Marco Polo geht und dann dort das Polo-Shirt in zehn verschiedenen Farben kauft, damit man für die nächsten Jahre wieder Ruhe hat mit Klamottenkaufen ;)


      • route 9 22
        route 9 vor 1 Monat Link zum Kommentar

        Hallo Tenten!
        Also ich finde mein Beispiel treffend. Ich empfinde das jedenfalls so. Klamotten kaufen ist für Männer aus dem og Grund schwieriger als für Damen aber natürlich möglich. Ob und wer jetzt daran Schuld hat, ist, so wie ich das verstanden habe, nicht das Thema. Wir sind ja nicht im Strafverfahren. Jede Entwicklung hat ihre eigenen Ursachen, so auch die von Camila beschriebene. Es geht ums unangenehme Gefühl, dass dadurch oder dabei entsteht und wie man das ändern oder am besten damit umgehen kann. Ich empfinde das eben beim Einkaufen von Männerkleidung in der für Männleins und Weibleins über die Jahre entstandenen, ungleichen Infrastruktur.

        Andererseits kann man sich auch fragen, warum ein einfacher Kurzhaarschnitt (ohne zusätzlicher Leistung) für Frauen deutlich teuerer ist als für die gleiche Leistung bei den Männer. Auch das habe ich noch nie verstanden.


      • 104
        Tenten vor 1 Monat Link zum Kommentar

        "Also ich finde mein Beispiel treffend."

        Ich ehrlich gesagt nicht. Werden denn durch das geringere Angebot in den Geschäften Stereotype bedient? Es wird ja auch für Männer weniger Parfum oder Kosmetik angeboten, bedient auch das Stereotype? Ich würde sagen, ja. Aber nicht eine über das Männerbild, wie du das darzustellen versuchst, sondern über das Frauenbild. Wenn du also schon die von dir geschilderte Situation als ein Beispiel anführen willst, dann ist sie doch eher eines für die These des Artikels als für deine.


      • route 9 22
        route 9 vor 1 Monat Link zum Kommentar

        Wir sind eben unterschiedlicher Meinung. Das ist auch völlig in Ordnung, wie ich finde.

        Tenten

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