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Schade: Die IFA 2023 war zu viel und für zu wenige

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Die IFA 2023 war – abgesehen von der Corona-IFA im Jahr 2020 – die ruhigste IFA meines Lebens. Selbst an den notorisch überfüllten Publikumstagen am Samstag und Sonntag hat sich die Messe fast nach Fachbesuchertag angefühlt. Das liegt auch an der Ausrichtung der IFA – und der aktuellen Lage.

IFA 2023: nix flashiges Gadget-Feuerwerk

Nicht nur die IFA, auch andere Messen haben sich gewandelt, etwa der MWC in Barcelona oder die CES in Las Vegas. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als man es als Journalist kaum von einer Highlight-Pressekonferenz zur anderen schaffte. Als zwischen den neuen Smartphone-Krachern von Samsung, Huawei, HTC und LG nur wenige Minuten Zeit blieben, die News irgendwie herunterzutippen – oder die idealerweise kurz vorher hastig produzierten Hands-ons zu veröffentlichen.

Es gab Zeiten, da luden Hersteller in Las Vegas die Influencer zu Supercar-Ausflügen in die Wüste oder Helikopterflügen in den Grand Canyon ein. Dass die Konkurrenz zur gleichen Zeit ihre Pressekonferenz hatte? So ein blöder Zufall aber auch. Es war ein harter Konkurrenzkampf, und es wurden alle Register gezogen.

Damit ist inzwischen Schluss.

Klar, Honor hatte auf der IFA eine großangelegte Pressekonferenz zum Magic V2 (zum Vorab-Test), die noch einigermaßen vor Glamour triefte. Die meisten anderen Highlights wurden recht unprätentiös einfach am Pressetag direkt am Hersteller-Stand vorgestellt, etwa der Dreame L20 Ultra (Test), der Jackery Solargenerator 300 Plus (Test) und Solargenerator 1000 Plus, der Anker Mach R1 oder die Waschmaschine von Roborock.

Roborock Zeo One Foto
Roborock hat auf der IFA 2023 einen smarten Waschtrockner mit Mega-Touchscreen vorgestellt. / © nextpit

Zur tragbaren Spielekonsole Lenovo Legion Go (zum Kurztest), den neuen JBL Soundgear Sense (Kurztest) oder dem neuen Überwachungssystem von Philips Hue gab es zwar eigene Events, allerdings hinter verschlossenen Türen und ohne mediales Live-Feuerwerk. Auch Sony zeigte auf der IFA hinter verschlossenen Türen das Xperia 5 V (zum Kurztest), ist aber 2023 nicht einmal mit einem Publikumsstand vor Ort. Nur zur Erinnerung: Sony hatte früher traditionell eine riesige Halle nur für sich und seine Produkte!

Rekordverdächtige Ausstellerzahl mit zwei klaren Trends

Aber bei 2.059 Ausstellern im Jahr 2023 (2019: 1.939 Aussteller) stehen Halle 4.2 oder 20 und auch die restlichen Hallen natürlich nicht leer – statt Sony Alpha, Playstation und Xperia finden wir hier zunehmend Produkte aus den Bereichen Smart Home, Smart Garden und Energie. Halle 3.2 beispielsweise fühlt sich mit EcoFlow, Bluetti, Growatt & Co. an wie eine Mini-Intersolar. Zendure hatte hier mit der Shelly-Partnerschaft auch eine aufregende News im Gepäck, die die Balkonkraftwerke in naher Zukunft noch einmal smarter machen dürfte. Aber dazu lest Ihr bald an anderer Stelle mehr.

Viele Hallen bestanden allerdings auch aus unzähligen, lieblos aneinandergeklatschten Butzen mit Ramsch. Ewige Reihen von Plastik-Hüllen, Stand nach Stand mit den viel zu oft gleichen Smart-Home-Gadgets, die sich nur durchs Logo unterscheiden. Es ist kein Zufall, dass die Namen von 275 der 2.059 Aussteller im Ausstellerverzeichnis mit "Shenzhen" beginnen – und ebenso wenig zufällig fehlt am Ende die Begeisterung bei den Zuschauern.

Honor Magic V2
Das Honor Magic V2 war eines von ganz wenigen neuen Smartphones, die es auf der IFA zu sehen gab. / © nextpit

Auch bei jenen "Großen", die weiterhin in Berlin ausstellen, ist die Marschrichtung klar: Die LG-Halle ersetzt gigantische Display-Tunnel und -Türme durch nachhaltige und smarte Holzbungalows, und bei Samsung steht Ressourcen-Recycling statt Entertainment im Vordergrund. Und wie LG und Samsung steht auch bei TCL die 2023 obligatorische Wärmepumpe am Stand, gekoppelt mit einem smarten Ökosystem, um jeden Tropfen Solarenergie auszunutzen.

Wenn das Retten der Welt nicht sexy genug ist

Klar: Wir müssen den Planeten retten, und einzelne Hersteller haben bestimmte Aspekte – etwa Samsung den Rohstoffkreislauf – mit toll gemachten Darstellungen schön aufbereitet. Und ja, es gab auch bei den Balkonkraftwerken vereinzelt Produkte, die im eher Kleinen in die richtige Richtung ziehen.

Aber viel zu oft waren die großen Themen auf der IFA einfach zu abstrakt – und spürbar für eine elitäre Zielgruppe gemacht, die eben in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit für 50.000 Euro ein neues Wärmepumpen-Solar-Energiespeicher-System planen. Natürlich kann oder will sich auch nicht jeder einen neuen 65-Zoll-Curved-Fernseher aus dem Display-Tunnel von LG leisten – oder die neue Philips-Hue-Lichterkette für 300 Euro. Aber zumindest luden diese Aufbauten Groß und Klein zum Staunen und Träumen ein. 

LG-Stand auf der IFA 2023
Mitten auf der (begehbaren!) Showküche auf dem LG-Stand herrscht tagsüber gähnende Leere. / © nextpit

Von einer vernetzten Wärmepumpe dagegen träumen die wenigsten, und damit ist dieses Jahr auch der Zauber einstiger IFAs ein Stück weit verflogen. Es wird kein Wunder sein, wenn die IFA trotz Ausstellerrekord am Ende einen Minusrekord einfährt, was die Besucher pro Aussteller angeht.

Aber so war sie eben leider in weiten Teilen, diese IFA: zu elitär und damit für zu wenige – und mit gleichzeitig zu viel Ramsch einfach nicht begeisterungsfähig genug.

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Zu den Kommentaren (7)
Stefan Möllenhoff

Stefan Möllenhoff
Head of Content Production

Schreibt seit 2004 über Technik und brennt seither für Smartphones, Fotografie, IoT besonders im Smart Home und AI. Ist außerdem ein Koch-Nerd und backt dreimal wöchentlich Pizza im Ooni Koda 16 – macht zum Ausgleich täglich Sport mit mindestens zwei Fitness-Trackern am Körper und ist überzeugt, dass man fast alles selber bauen kann, inklusive Photovoltaik-Anlage und Powerstation.

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7 Kommentare
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  • 26
    Gelöschter Account vor 7 Monaten Link zum Kommentar

    Die Messen sollen vor allem der Geschäftsanbahnung dienen. Für die Endverbraucher ist das kaum noch interessant.


  • 26
    Gelöschter Account vor 7 Monaten Link zum Kommentar

    "Klar: Wir müssen den Planeten retten"

    Klar doch.
    Dazu reist man dann mit dem Flugzeug zu den entsprechenden Treffen.
    Da muss man es nicht so genau nehmen, dass Videokonferenzen deutlich weniger Ressourcen schlucken.

    Aber es wird weiter genügend Leute geben, die nicht merken, dass sie mit dem Klima-Zirkus nur verarscht werden.

    Die glauben auch, dass sich der Golfstrom umkehren könnte - ein Highlight des Klimalügenkatalogs.

    Wenn man in der Schule aufgepasst hätte, wüsste man, dass die großen Strömungen in den Ozeanen durch die Erdrotation verursacht werden. Selbiger folgen die Wassermassen nicht mit gleicher Geschwindigkeit, so dass das Wasser über die Erdoberfläche strömt.

    Um den Klimaschwindel zu glauben, ist wenig Bildung eine gute Voraussetzung.


    • 103
      Tenten vor 7 Monaten Link zum Kommentar

      "Wenn man in der Schule aufgepasst hätte, wüsste man, dass die großen Strömungen in den Ozeanen durch die Erdrotation verursacht werden."

      Dann hast du aber in der Schule offenbar überhaupt nicht aufgepasst.

      "Um den Klimaschwindel zu glauben, ist wenig Bildung eine gute Voraussetzung."

      Schwindel verbreitet nur eine und das bist du.


  • 61
    René H. vor 7 Monaten Link zum Kommentar

    Für mich und viele andere hat die Industrie nichts (mehr) zu bieten was es wert wäre, auf eine Messe zu gehen. Was man wissen will, erfährt man im Internet.

    Stefan Möllenhoff


    • Stefan Möllenhoff 39
      Stefan Möllenhoff
      • Admin
      • Staff
      vor 7 Monaten Link zum Kommentar

      Früher gab es halt auch einfach echt spektakuläre Aufbauten, die das Publikum wirklich staunen ließen.

      Der LG-OLED-Tunnel auf der IFA 2016 (https://www.youtube.com/watch?v=G40oIJyeCrg) zum Beispiel, echte Hologramme in der gigantischen Sony-Halle 4.2 circa 2010, und und und...

      Aber dieses Jahr war's echt dröge. Klar, die verschiedenen Energiemanagement- und Wärmepumpen-Systeme bei TCL, Samsung und LG waren schon interessant... aber so wirklich hautnah erleben und ausprobieren konnte man da auch eher wenig.

      Tenten


      • 103
        Tenten vor 7 Monaten Link zum Kommentar

        Man merkt das aber ja auch im Internet, die großen Zeiten von Magazinen oder Foren zu Computern, Games oder Smartphones sind vorbei, Spaß- und Unterhaltungsgeräte, die Scharen an Interessierten anziehen, machen im Moment keine großen Sprünge. Neue Entwicklungen bei Staubsaugern, Waschmaschinen oder Mährobotern sind auch nur dann wirklich interessant, wenn man sich gerade so ein Gerät anschaffen möchte.


  • Fabien Röhlinger 72
    Fabien Röhlinger
    • Admin
    • Staff
    vor 7 Monaten Link zum Kommentar

    Danke, Stefan, für diese Meinung, die ich exakt so bestätigen kann. Die Begeisterung hat einfach gefehlt. Hinzukommt, dass die IFA in diesem Jahr auch nicht sonderlich gut organisiert war. Keine Ahnung, ob es am Management – Wechsel lag, oder an den fehlenden Ressourcen nach Corona. Auf jeden Fall dachte man sich oft: früher war irgendwie alles besser.

    Johanna SchmidtTentenStefan MöllenhoffGerry Kobold

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