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Das Jahr 2021 war für die meisten Menschen vollkommen kostenfrei. Das Universum hat es am 31.12.2021 um 23.59 Uhr weltweit als Over-The-Air-Update in unser Leben ausgerollt. Wie in jedem Jahr gab es überall auf der Welt Menschen, die das unsichtbare Update mit Feuerwerk aufhalten wollen. Dieses Vorhaben ist laut Wissenschaftler:innen aber genauso sinnfrei, wie Pandemien mit Wollen statt mit Medizin zu bekämpfen.

Trotz aller fortschrittlichen Medizin kostete 2021 vielen Menschen aber auch ihr Leben. Sie begleiten uns fortan nicht mehr auf dem Weg durch 2022. Da man Menschen niemals bevorteilen sollte, spare ich mir in diesem Test die allseits beliebte Nennung der verstorbenen Prominent:innen. Im Tod sind wir alle gleich, bei NextPit eben auch. Wenn Ihr die Promitode lesen wollt, dann geht doch zur Bild!

2021: Design und Verarbeitung

Beim Design hat sich das Universum sehr stark am Vorgänger orientiert. Anders als das kommende Jahr war 2021 kein Schaltjahr, somit gab es 12 Monate, knapp 52 Wochen und ungefähr 365 Tage. Das ist auch gut so, denn sonst hätten wir es auf der Erde ganz schön ungemütlich.

Hat mir gefallen:

  • 51 Wochenenden, an denen wir den Schlingen des Kapitalismus entkommen konnten
  • Gutes Tag-Nacht-Verhältnis in den Sommermonaten
  • Zwei Mondfinsternisse, die sind immer so schön spooky

Hat mir nicht gefallen:

  • 52 Montage, 261 Werktage – macht ingesamt 2.088 Arbeitsstunden
  • Zeitumstellung immer noch nicht abgeschafft
  • Kaum Neuerungen

Am groben Design des Jahres 2021 hat sich kaum etwas geändert. Wirklich etwas Neues gibt es aber erfahrungsgemäß eh nur jede vierte Generation. Schaltjahre machen deutlich mehr Spaß, allerdings vertraute das Universum 2021 eher auf bekannte Qualitäten.

So waren die Sommertage mal wieder sehr gut, zumindest in Mitteleuropa. Dabei gab es zahlreiche Sonnenstunden und die Nächte waren warm genug, um mit den menschlichen Fortbewegungsmitteln über den Planeten zu heizen. Wir Menschen lieben es einfach, bestimmte Distanzen in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen.

Year 2021 calendar
So sah das Jahr 2021 aus – ähnelt 2021 ziemlich, oder? / © Shutterstock: maradaisy Image source: Shutterstock: maradaisy

Dafür hatten wir aber in den meisten Gesellschaftssystemen kaum Zeit. Seitdem vor vielen Versionen die Gesellschaftsform „Kapitalismus“ ausgerollt wurde, klaut er uns jedes Jahr 2.088 Stunden unserer Lebenszeit. Im Optimalfall, versteht sich. Hier muss die Menschheitsgeschichte dringend nachbessern. Warum arbeiten wir allesamt an der Beschleunigung unserer Produktivität durch Maschinen, wenn die Arbeit dann doch nicht kürzer wird? Hier muss das Universum im nächsten Jahr eindeutig nachliefern!

Besonderheiten: Impfen, Weltraum und Squid-Game

Als Besonderheiten können wir dem Jahr 2021 Rückblickend einige positive Dinge attestieren. Die Menschheit hat in Rekordzeit Impfstoffe erfunden, um endlich wieder Harry Styles live sehen zu können. Dazu wurde die Weltraumfahrt privatisiert, damit uns die industriellen Overlords von noch weiter oben auf den Kopf spucken können. Zur Erholung gab’s Squid-Game, das wie Faust aufs Auge den Massengeschmack nach dem Lockdown traf.

Hat mir gefallen:

  • Corona-Impfstoffe in gleich mehreren Varianten
  • Harry Styles tritt wieder auf – und sehr viele andere Künstler:innen
  • Ich sagte es doch bereits: Squid-Game!

Hat mir nicht gefallen:

  • Weltraumflüge bisher nur für die oberen 0,01 Prozent
  • Terror in Afghanistan macht weiter Fortschritte
  • Umwelt scheint noch mehr durchzudrehen
  • Wirtschaftskrise

Im gleichen strukturellen Konzept hielt das Jahr 2021 aber eine Vielzahl an Überraschungen bereit. Allen voran – und das bestätigt der Google-Jahresrückblick – die Netflix-Serie Squid-Game. Ich muss zugeben, mich mit diesem Thema nicht beschäftigt zu haben. Ich habe mir aber grob sagen lassen, worum es hier geht und ich kann den Hype nachvollziehen. Sich nach dem Lockdown-Jahr 2020 anzuschauen, wie sich Menschen in Kinderspielen gegenseitig die Birne weichkloppen und dabei gehörig Kunstblut spritzt, klingt nach Ekstase und dem richtigen Befreiungsschlag nach den ganzen Lockdowns.

Einen Befreiungsschlag haben wir aber in großem Stile auch gegen das neuartige Coronavirus geschafft. Obwohl wir mit ein wenig Ungewissheit die ersten Impfnadeln in Arme steckten, sahen wir 8,47 Milliarden Impfosen später: Die Welt hat es geschafft, in weniger als einem Jahr einen effektiven und in den meisten Fällen ungefährlichen Impfstoff herzustellen. Eine Glanzleistung, die zu vergangenen Epi- und Pandemien deutlich länger dauerte.

Business Insider CoVid
So lange hat die Entwicklung anderer Imfpstoffe im Vergleich gedauert. / © Business Insider Image source: Business Insider

Für diese Dinge wird 2021 in die Geschichtsbücher eingehen, doch leider wird diese Zahl mit ihrer Quersumme von 5 auch auf den dunklen Seiten stehen. So konnten die Taliban sich die Herrschaft über Afghanistan sichern und die Umwelt scheint als Folge der Erderwärmung weiter verrückt zu spielen. Weite Teile Deutschlands wurden überflutet und zum Jahresende fegten mehrere Tornados durch die USA – 2021 zeigte somit auch vor der Haustür der wichtigsten Entscheidungsträger:innen, wie machtlos wir sein werden, wenn wir die globale Erderwärmung nicht angehen.

Gelähmt von dieser Mammutaufgabe meckerte die Menschheit lieber über scheinbar wichtigere Dinge: Unsere Pakete kamen im Jahr 2021 mit größerer Verzögerung – oder auch mal gar nicht – an! Ein Unding, das einen überraschend simplen Grund hatte. Ein Schiff steckte im Suez-Kanal fest. Und ein 200.000 Tonnen schweres Containerschiff zu befreien, ist gar nicht so einfach. Wir bräuchten ein 400.000 Tonnen schweres Schiff, um es anzuheben – da wir das nicht haben, mussten ein paar Bagger ran. Das hätte sich 2020 niemand ausdenken können!

Ship Stuck Suez Canal
Ungefähr so sahen die Rettungsversuche der „Ever Given aus“ [Computersimulation] / © Shutterstock: Evannovostro Image source: Shutterstock: Evannovostro

Performance: Schere zwischen klug und naiv öffnet sich weiter

Die Menschheit hat im Jahr 2021 viele Fortschritte gemacht – und das nicht nur auf globaler Ebene. Mit schier unbändiger Wissbegierde saugten wir dieses Jahr Informationen zu Viren, Hygieneregeln, NFTs, Crypto, Elon Musk, Billie Eilish, Biontech, Moderna und alle weiteren Impfstoffe auf. Während sich viele bildeten, sank aber das Misstrauen in den Konsens, den wir zum Wohle aller regelmäßig treffen müssen.

Hat mir gefallen:

  • Wissbegierde vieler Menschen im Bereich der Medizin
  • Fortschritte bei Gleichberechtigung, Toleranz und Offenheit
  • Bekannter Demagoge und Ex-Talkshow-Host nicht mehr im Amt

Hat mir nicht gefallen:

  • Misstrauen in die Wissenschaft wächst
  • Andere Volksverhetzer verhetzten andere Völker – Hetz, Hetz!
  • Wieder zu viel weggeguckt

Hätte mir jemand gesagt, dass ich einmal am Ostertisch mit meiner Familie über Begriffe wie „Evidenz, Reliabilität und Inzidenz“ diskutierte, ich hätte ihm oder ihr nicht geglaubt. Während die Menschheit die gewaltige Hürde namens Corona-Pandemie kämpferisch überschreitet, gewinnen wir Terabyte für Terabyte an neuen Erkenntnissen dazu. Ganz Luhmann fokussierten sich nämlich alle gesellschaftlichen Systeme im Jahr 2020 darauf, die Systeme der Medizin und der Wissenschaft zu stützen. Das sorgt für Fortschritt, auch wenn andere Bereiche zu kurz kommen. Und im Jahr 2021 hatten wir endlich Zeit, uns die Perlen dieser Erkenntnisse auf der Zunge zergehen zu lassen.

Wissenschaft begeistert und überall auf der Welt gibt es Menschen, die ihr Vertrauen in Statistiken, Expert:innenmeinungen und widerlegbare Thesen steckten. Aber das System der Wissenschaft funktioniert anders als der private Freundeskreis – und damit können einige Menschen nur sehr schwer umgehen. Wissenschaftler:innen haben keine Meinungen, sie haben Ergebnisse und formulieren anhand dieser Thesen – und diese gilt es zu widerlegen, um voran zu kommen. Und wo Wissenschaftler:innen versuchen, den Abstand zwischen Realität und Messwert zu verringern, witterten manche Menschen böse Absichten.

Es ist ja auch schwer zu verstehen, dass eine These in der Wissenschaft an Qualität dazugewinnt, wenn sie widerlegt wird. Nur so finden wir heraus, wie Dinge wirklich sind. Und wer das nicht versteht, der fühlt sich eben verarscht – und wer sich verarscht fühlt, der vertraut nicht mehr. Und Misstrauen ist in gewisser Art das Mastfutter im Halse derer, die mit ihren eigenen Ideologien Schaden verursachen wollen. Ein gefährliches Spiel, für das wir am Ende alle büßen müssen.

In einer Zeit, in der alle Opfer sind, gibt es aber niemanden, der Schuld trägt. Daher wäre es falsch, den Blick auf das Jahr 2021 finster werden zu lassen. Gleichzeitig wird es existenziell für das Jahr 2022 sein, Augen und Ohren offen zu halten. Die Menschheit spaltet sich – in Informierte, die sich wegen dieser Informiertheit überlegen fühlen, und in „scheinbar Informierte“, die sich in Folge dessen nicht mehr informieren wollen. Da wir aber 2022 alle mitnehmen wollen, müssen wir wohl oder übel miteinander reden!

Kurz und knapp: So wird 2022 richtig geil

Ihr merkt, langsam aber sicher können wir festhalten, was wir im Jahr 2022 schaffen müssen! Wie praktisch, das ist ja ganz einfach! Fangen wir doch gleich einmal an:

  • Omikron-Variante in den Griff bekommen
  • Herdenimmunität in alle Länder bekommen
  • Weltwirtschaftskrise wieder ausbaden
  • Leitplanken in den Suez-Kanal bauen
  • … Einfach mal mehr lächeln … ?
  • Facebook enteignen
  • Gleichzeitig ein Auge auf die Monopolstellung anderer Unternehmen werfen
  • Wale vor dem Aussterben retten
  • Klimawandel stoppen
  • Trotz Klimawandel-Stopp Schnelligkeit bei der Fortbewegung aufrecht erhalten
  • Captain Kirk nochmal ins Weltall schicken und dann ausreden lassen
  • Den Downvote-Button auf YouTube wieder einführen
  • Bessere Witze für diejenigen erfinden, die im Schaltjahr Ja GaR KeIN JAhR ÄlTeR WeRDEn
  • Den Menschen, die ihn verloren haben, wieder einen Zugang zu Informationen zu schaffen, die auf wissenschaftlicher Evidenz beruhen
  • … 

Okay Stopp, selbst in meinem fast noch jugendlichen Tatendrang erwäge ich gerade echt, mich 2022 ins Bett zu legen und Squid-Game zu gucken. Eins nach dem anderen und das wichtigste zuerst: Wo spielt Harry Sty … nein – erstmal müssen wir überhaupt gut und sicher ins neue Jahr kommen.

Schließen wir 2021 also mit einem Fazit ab.

Abschließendes Urteil

Der Staffelstab, den 2021 von seinem Vorgänger in die Hand gedrückt bekam, war glühend heiß. Daher ist es durchaus beeindruckend, wie viel Positives es in den vergangenen 365 Tagen gab. Die Menschheit hat es geschafft, innerhalb weniger Monate (!) einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus zu erfinden und diesen weltweit auch gleich 8,47 Milliarden mal zu verimpfen. Das ist, naja, Weltrekord halt!

Die verschiedenen Impfmöglichkeiten erlaubten es uns, endlich wieder auf Konzerte, in Stadien, durch Museen und zur Fußball-EM 2021 zu gehen. Dennoch versuchen die reichsten Menschen der Welt, die Erde gleich ganz zu verlassen – und revolutionierten dabei den privatisierten Weltraumflug. Noch gibt’s dazu zwar keine Sterne-Bewertungen, aber Meinungen scheinen Jeff Bezos ja ohnehin egal zu sein. Sorry, Kirk!

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Stimmen: 26

Allerdings spielte das Jahr 2021 auch dunkle Tasten, und die sind bekanntlich chromatisch und schräg. Das CoVid zog erst den Delta- und anschließend den Omikron-Joker und wir Menschen schafften es nicht rechtzeitig, die Uno-Reverse-Karte zu ziehen. Somit mussten wir leider in vielen Regionen der Welt eine Übersterblichkeit messen. Afghanistan fiel zurück in die Hand der Taliban und somit war der am 11. September 2011 ausgerufene „War on Terror“ endgültig Quatsch.

In den vergangenen 365 Tagen bewegte sich die Welt einmal um die Sonne herum. Die Figuren stehen also wieder auf der Startposition auf dem Schachbrett, das wir Leben nennen. War das Jahr 2021 für Euch also nicht so überzeugend, habt Ihr Glück: denn 2022 haben wir endlich wieder Zeit, die Dinge besser werden zu lassen. Also:

Macht das beste draus und bitte – ich flehe Euch an – kauft Fremden auf Facebook nicht weiter einfache Lösungen für hochkomplexe Probleme ab. Manche Dinge kann man nicht in einem Post lernen, nehmt Euch die Zeit. Denn 2022 haben wir dazu 8.760 weitere Stunden Zeit, von denen wir nur 2.088 arbeiten müsst.

Guten Rutsch!