Kia EV3 im Test: Dieses E-Auto ist eine echte Überraschung


Er ist noch nicht lange zu haben, hat aber schon einige Auszeichnungen eingefahren: der Kia EV3. Dieses E-Auto im Crossover-Segment mag hinsichtlich seines Außendesigns polarisieren, doch eines können wir nach einem zweiwöchigen Test schon vorab verraten: die Fahreigenschaften sind richtig überzeugend. Und nicht nur das. Es gibt auch gute Nachrichten hinsichtlich des Verbrauchs zu vermelden.
Pro
- Enormer Fahrkomfort
- Verbrauch in der Stadt sehr niedrig
- Vorne sehr gutes Platzangebot
- Ladeeigenschaften sind alltagstauglich
Contra
- Hinten maues Platzangebot
- Kofferraum vergleichsweise klein
- Aufmerksamkeitsassistent kann schnell stören
- Viele Ausstattungspakete kosten extra

Preis und Verfügbarkeit des Kia EV3
Den Kia EV3 gibt es in drei Varianten zu kaufen, die alle mit fünf Sitzen ausgestattet sind. Das "Air"-Basismodell bekommt Ihr ab 35.990 Euro. Wer es ein wenig umfangreicher hinsichtlich der Ausstattung mag, zahlt für die "Earth"-Variante mindestens 38.290 Euro. In beiden Fällen ist die kleinere Batterie mit eine Kapazität von 58,3 kWh am Bord.
Wenn Ihr Interesse an einer größeren Batterie für mehr Reichweite habt, steht auch ein 81,4 kWh großer Energiespeicher zur Verfügung. Dann könnt Ihr sogar zwischen drei Ausstattungslinien, "Air", "Earth" und "GT-line", wählen. Ihr müsst aber natürlich auch tiefer in die Tasche greifen und zwischen 41.390 und 48.690 Euro auf den Tisch legen. Eine Wärmepumpe für effiziente Klimatisierung im Winter? Die gibt es nur gegen Aufpreis (1.000 Euro) im Winter-Connect-Paket. Es sei denn, Ihr nehmt die GT-line, da ist die Wärmepumpe nämlich serienmäßig mit dabei.

Unseren Testwagen der Ausstattungslinie "Earth", versehen mit ein paar coolen Extras wie einem Premium-Soundsystem von Harman/Kardon und 19-Zoll-Leichtmetallfelgen, hat kostet insgesamt 48.360 Euro. Ach ja, nur in Schneeweiß zahlt Ihr für den EV3 keinen Aufpreis. Acht andere Farben kosten extra. Und zwar bis zu 1.600 Euro! Am günstigsten ist "Frostblau" (290 Euro), am teuersten "Ivory Silber Matt", das es aber nur für die GT-line-Variante gibt.
Leistung
Keine Frage: Dieser Wagen macht echt Laune beim Fahren. Egal, für welche Ausstattung Ihr Euch entscheidet, unterm Strich habt Ihr immer 204 PS am Start. Für den Alltag reicht das dicke. Bis zu 170 km/h hat der EV3 laut Hersteller drauf, im Test auf dem digitalen Tacho waren sogar 173 km/h drin. Wie wir alle wissen, zeigt der Tacho aber immer ein bisschen mehr an. Von null auf hundert sprintet der Kia EV3 in knapp acht Sekunden – und nach einem schwungvollen Antritt zieht er dann schön gleichmäßig bis zur Endgeschwindigkeit durch.

Um das E-Auto zu starten oder den E-Motor wieder auszuschalten, müsst Ihr einen Knopf am Gangwahlhebel drücken, der hinter dem Zweispeichen-Lenkrad sitzt. Echt praktisch ist ein Extra-Knopf am Lenkrad, mit dem Ihr zwischen fünf verschiedenen Fahrmodi hin- und herschalten könnt. Und hinter dem Lenkrad findet Ihr Schaltwippen, mit denen Ihr einstellen könnt, wie stark der Wagen beim Segeln Energie zurückgewinnt, wenn Ihr vom Gas geht. Von Level 0 (da rollt er einfach) könnt Ihr die sogenannte Rekuperation bis auf Level 3 hochschalten. Dann bremst die Karre mit einer deutlich spürbaren Verzögerung ab, sobald Ihr den Fuß vom Gas nehmt.
Design und Verarbeitung
Beim Kia EV3 muss man einfach sagen: Er sieht seinem großen Bruder, dem Kia EV9, zum Verwechseln ähnlich. Aber ganz klar ist auch: Dieser "kleine Kompakte" aus Korea spaltet mit seinem Aussehen echt die Gemüter. Da fallen im persönlichen Austausch mit Bekannten schon mal Worte wie "rollender Schuhkarton", was ob des gleichermaßen kantigen wie irgendwie auch futuristischen Designs nicht mal abwegig erscheint. Aber Fakt ist auch: So ein angenehmes Fahrgefühl wie im EV3 hatten wir bei einem frontgetriebenen Elektro-SUV in der Kompaktklasse selten.
Kia EV3 im Test: Alltagstauglichkeit im Check
Mit seinen 4,31 Metern Länge und dem Radstand von 2,68 Metern ist dieses E-Auto kleiner, als es auf den ersten Blick oder auf manchen Fotos rüberkommt. Und mit 1,85 Metern Breite ist der Wagen zudem überraschend tauglich für die Nutzung in der Stadt. Auch engere Gassen stellen den Fahrer vor keine Herausforderungen. Die Höhe von nur 1,57 Metern fällt vorn kaum auf, aber hinten merkt man es dann doch. Aber dazu später mehr. Ein überraschendes Detail ist der Heckscheibenwischer, der unter dem Dachspoiler sitzt. Das Wischen "von oben" sorgt aber dafür, dass bei Regen unten rechts ein Bereich auf der Scheibe von dem Wischer nicht erreicht wird. Vielleicht gewöhnt man sich mit der Zeit dran, störend ist es aber irgendwie schon.

An der Front punktet der Kia EV3 nicht nur mit seinen auffälligen, vertikalen Tagfahrlichtern. Hier gibt's auch das neue "Tigergesicht" mit einem Beleuchtungskonzept, das Kia "Star Map" nennt. Es besteht aus zwölf Modulen, ist aber nur beim GT-line-Modell ohne Aufpreis dabei. Das Design soll an Sternbilder erinnern. An der Seite fallen unter anderem die versenkbaren Türgriffe und ein insgesamt ziemlich bulliger Look ins Auge.
Der Antrieb macht einfach Spaß
Was sofort auffällt: Das Fahrwerk ist total stimmig und komfortabel abgestimmt. Der Wagen schluckt Unebenheiten fast schon Oberklasse-mäßig weg. Die Lenkung ist schön leichtgängig und direkt. Die Sitze geben selbst in schnelleren Kurven genug Halt und sind auch nach drei Stunden Fahrt noch bequem. Elektrisch verstellen könnt Ihr die Vordersitze aber nur gegen Aufpreis. Immerhin beim Topmodell GT-line gehört der elektrisch verstellbare Fahrersitz zur Serienausstattung.
Leider ist der serienmäßige Fahreraufmerksamkeitsassistent für unseren Geschmack zu sensibel eingestellt. Der piept schon los, wenn Ihr mal länger auf das Display in der Mitte oder aus dem Seitenfenster schaut. Klar, Ihr könnt den Assistenten im Menü über das Center-Display recht fix deaktivieren, aber nach jedem Neustart des Motors ist er wieder aktiv. Richtig überzeugend ist dagegen der intelligente Geschwindigkeitsassistent, zum Beispiel auf der Autobahn. Er ist auch serienmäßig dabei und passt die Geschwindigkeit automatisch an die Tempolimits an.
Auch Spurwechsel auf der Autobahn übernimmt der Kia EV3 auf Wunsch selbstständig. Dauert zwar ein bisschen länger als manuell, hat im Test aber einwandfrei funktioniert. Windgeräusche sind bei höheren Geschwindigkeiten hörbar. Aber wir würden der Dämmung trotzdem eine gute Note geben, weil die Fahrgeräusche kaum stören.
Wer sein Handy mit dem Auto verbinden will, kann zwei USB-C-Anschlüsse nutzen. Apple CarPlay und Android Auto laufen sowohl mit als auch ohne Kabel. Schade: Ein Head-up-Display gibt es nur gegen Aufpreis. Und auch nur, wenn ihr euch sowieso für die teuerste GT-line-Version des EV3 entscheidet.
Head-up-Display kostet extra
Das Multifunktionslenkrad ist leicht und intuitiv zu bedienen und hat eine Favoritentaste, mit der ihr ausgewählte Funktionen schnell aufrufen könnt. Richtig cool sind die nahtlos verbundenen Displays. Hinter dem Lenkrad informiert Euch ein digitales Kombiinstrument über alles Wichtige. In der Mitte thront ein horizontal ausgerichteter Touchscreen. Und dazwischen gibt es noch ein kleines Display, über das ihr die wichtigsten Klima-Funktionen steuern könnt. Allerdings verdeckt das Lenkrad diesen Bildschirm vom Fahrersitz aus etwas. Je nach Sitzposition habt Ihr also nicht immer alles direkt im Blick.

Unter dem Center-Display findet Ihr ein Drehrad für die Lautstärke. Gut für den Beifahrer, denn der Fahrer wird die Lautstärke meistens eh über die Knöpfe am Lenkrad einstellen. Über dem Audio-Drehrad sind sechs praktische Sensor-Schnellwahltasten, mit denen Ihr etwa den Homescreen des Infotainmentsystems, das Navi oder die Einstellungen aufrufen könnt. Für die wichtigsten Klima-Funktionen gibt's auch physische Kippschalter. Damit könnt Ihr die Temperaturen der serienmäßigen 2-Zonen-Klimaautomatik einstellen.
Platzangebot und Kofferraum
Wer von Euch Bock auf einen Wagen hat, bei dem vorn viel Platz ist, der ist beim Kia EV3 goldrichtig. Es gibt nämlich ungewohnt viel Beinfreiheit, weil die Mittelkonsole extrem tief sitzt, und auch nach oben hin ist massig Luft vorhanden. Das schafft im Interieur ein enormes Raumgefühl. Aber Achtung, für die ganz langen Menschen unter Euch gibt es einen kleinen Haken: Durch die schmale Heckscheibe seht Ihr durch den Rückspiegel nicht immer optimal nach hinten. Je nachdem, wie Ihr sitzt, habt Ihr den Verkehr hinter Euch manchmal nicht so gut im Blick. Und noch eine kleine Sache: Bei Nacht kann sich die Ambientebeleuchtung in den Seitenspiegeln spiegeln und störend wirken.
Hinten im Fond geht es weniger chillig zu. Wenn der Fahrer oder Beifahrer ihre Sitze ganz nach hinten schieben, wird es für erwachsene Mitfahrer echt eng, primär für die Knie. Und zu groß solltet Ihr hinten auch nicht sein: Ab 1,85 Metern Körperlänge stoßt Ihr schon mit dem Kopf an den Himmel. Das könnte auch für größere Kids, die oft hinten mitfahren sollen, ein No-Go sein. Wenn vorne nicht gerade Riesen Platz nehmen, dann haben auch die Leute hinten genug Platz. Auch das ist Teil der Wahrheit.
Der Kofferraum könnte größer sein
In den Kofferraum des Kia EV3 passen ordentliche 460 Liter rein. Das ist ein bisschen mehr als beim VW ID.3 Pro oder beim Cupra Born, aber nicht ganz so viel wie beim Audi Q4 e-tron. Klappt Ihr die Rücksitze um, habt Ihr immerhin 1.251 Liter Platz. Liegt einerseits an der Kürze des Fahrzeugs, aber auch an dem sanft nach hinten abfallenden Dach. Positiv: Das Ein- und Ausladen von Ladung ist total einfach möglich, weil keine hohe Kante stört. Im Kofferraum-Boden ist ausreichend Platz für Euer Ladekabel, Verbandskasten und anderes Zubehör. Und vorn unter der Haube? Da gibt es nochmal 25 Liter extra Stauraum im Frunk.

Anhänger ziehen? Geht auch mit dem EV3! Aber nicht zu viel erwarten. Je nachdem, welche Batterie Ihr nutzt, dürft Ihr maximal 1.000 Kilo gebremst ziehen. Ab Mai 2025 soll es auch eine abnehmbare Anhängerkupplung geben. An Stützlast sind bis zu 100 Kilo zugelassen, aufs Dach packt Ihr maximal 80 Kilo zusätzlich. Insgesamt dürft Ihr 470 Kilo zuladen. Eine elektrische Heckklappe gibt es übrigens nur bei der GT-line umsonst. Bei der "Earth"-Ausstattung kostet sie 1.000 Euro extra und beim Basismodell ist nur eine manuelle Kofferraumöffnung zu haben.
Verbrauch und Reichweite
Und wie sieht es mit der Reichweite vom Kia EV3 aus? Das kommt ganz darauf an, für welche Batterie Ihr Euch entscheidet: die kleinere mit 58,3 kWh oder doch lieber die größere mit 81,4 kWh. Und auch die Größe Eurer Reifen spielt eine Rolle. Mit 17-Zöllern kommt Ihr einen Ticken weiter als mit 19-Zöllern. Kia selbst sagt, dass nach WLTP-Norm bis zu 436 Kilometer (mit der kleinen Batterie) oder sogar 605 Kilometer (mit der großen Batterie) drin sind. Wir haben auf der Autobahn bei eher kühlen Temperaturen mit einer Ladung rund 360 Kilometer geschafft. Dabei sind wir meistens mit Richtgeschwindigkeit, also 130 km/h, unterwegs gewesen. Wer das Strompedal stärker tritt, treibt den Verbrauch deutlich nach oben.
Apropos Verbrauch: Diesbezüglich können wir richtig gute Nachrichten mit Euch teilen. Der Verbrauch des Kia EV3 war bei unseren Testfahrten in der Stadt nämlich überzeugend: durchschnittlich nur 14,9 kWh auf 100 Kilometer! Das ist echt wenig und einer der besten Werte, die wir bei unseren E-Auto-Tests je messen konnten. Auf der Landstraße waren es im Schnitt 17,1 kWh/100 km und auf der Autobahn 23,3 kWh/100 km. Auf der Autobahn merkt man also schon, dass der knapp zwei Tonnen schwere SUV mehr Energie benötigt. Aber der ermittelte Wert ist immer noch okay und im Marktdurchschnitt einzuordnen.
Ladeleistung
Im Gegensatz zum Kia EV6 und dem Groß-SUV Kia EV9 hat der neue Kia EV3 leider kein 800-Volt-System an Bord. Das heißt für Euch: Blitzschnell laden, wie Ihr es vielleicht von anderen E-Kias kennt, ist hier nicht drin.
Aber keine Panik! Die Ladezeiten sind trotzdem alltagstauglich. Kia verspricht nämlich, dass Ihr sowohl den kleineren als auch den größeren Akku an einer Schnellladesäule in ungefähr 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden könnt. Und wisst Ihr was? Das stimmt tatsächlich! Wir haben es mit der größeren Batterie dreimal an verschiedenen Schnellladern ausprobiert und können die Angaben von Kia in weiten Teilen bestätigen:
- Erste Ladung (bei frischen 6 Grad): von 25 auf 80 Prozent in nur 27 Minuten!
- Zweite Ladung (bei chilligen 15 Grad): von 15 auf 80 Prozent in 33 Minuten.
- Dritte Ladung (bei milden 19 Grad): von 14 auf 80 Prozent in 31 Minuten.
Kia selbst sagt, dass die kleine Batterie mit maximal 101 kW geladen werden kann. Bei der größeren, die wir getestet haben, sollen sogar bis zu 128 kW drin sein. Und was sollen wir sagen? Bei unserem Test haben wir kurzzeitig sogar um die 130 kW auf dem Display hinter dem Lenkrad als aktuelle Ladeleistung ablesen können.

Wenn der Akku bei 80 Prozent ist, geht die Ladegeschwindigkeit aber runter auf knapp 50 kW und wird dann im weiteren Prozess des Aufladens auch immer langsamer. Praktisch ist, dass der Ladeanschluss (Typ 2 & CCS) vorne rechts am Auto sitzt. So könnt Ihr an vielen Ladesäulen besonders einfach andocken, ohne großartig beim Einparken das Lenkrad kurbeln zu müssen.
Und wer zu Hause eine Wallbox hat oder in der Nähe an einer normalen Ladesäule laden kann, der zieht Strom mit bis zu 11 kW. Ein Upgrade auf 22 kW AC-Ladeleistung gibt es von Kia leider noch nicht. Aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch in einem zukünftigen Update für den kleinen Stromer. Wäre doch eine wundervolle Sache. Denn schnelles AC-Laden erweist sich im Alltag an so vielen Stellen als ungemein praktisch.
Kia EV3: Audio
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Fazit zum Kia EV3: So macht ein E-Auto Spaß
Der Kia EV3 ist eines der aktuell interessantsten E-Autos am Markt. Zwar geht es hinten und im Kofferraum etwas beengt zu. Aber viel entscheidender: das Fahren mit dem neuen Elektroauto aus Südkorea macht richtig Laune. So viel Spaß hatte ich in einem kleinen, kompakten SUV echt selten. Und in der Stadt ist der EV3 auch noch richtig sparsam unterwegs. Wenn Ihr die Rekuperation hochstellt, erweist sich das Crossover-Modell als überraschend sparsam.
Klar, 35.990 Euro sind erst einmal kein Pappenstiel. Aber mal ehrlich, welches adäquat ausgestattete E-Auto ist heutzutage schon zum Sparpreis erhältlich? Ich sage aber auch: Das Preis-Leistungs-Verhältnis beim EV3 ist echt großartig. Selbst in der Basisversion habt Ihr schon viele Extras und Assistenzsysteme mit an Bord. Und dann noch sieben Jahre Garantie bis 150.000 Kilometer – das ist doch mal was! Ach ja: Bald soll es den EV3 wohl auch mit Allrad-Antrieb und einer leistungsstärkeren Motorisierung geben. Wenn das mal keine guten Aussichten sind.
Sorry aber wer kauft sich so eine Karre für knapp 50000 Euro ?
Hallo, knapp 50000 Euro ! dafür ? 50000 ?
Welcher Typ Mann/Frau kauft sich so ein Auto!?
4,31m sind doch ideal - so groß wie mein alter Kona Hybrid.
genau, dass ist einer der Knackpunkte. Und 2 Tonnen ist mir einfach zu viel.