Beliebtheit von Balkonkraftwerken ungebremst: Darum will jeder Vierte Bürger sie


Manche Trends entziehen sich allen Erwartungen. Sie laufen leise los und treffen dann mitten ins Herz aktueller Technikdebatten. Balkonkraftwerke begannen als ein solches Phänomen. Ein einfaches, doch passendes Wort, das plötzlich in einem gesamten Land zur Bekanntheit gelangte. Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Balkonkraftwerke in Deutschland mehr als verdoppelt. Doch wieso also erobern kompakte Solaranlagen mit Schukostecker Deutschlands urbane Fassaden und Gärten – und was bedeutet das fürs eigene Strommanagement? Eine Verivox-Analyse gibt Aufschluss darüber.
Balkonkraftwerke bleiben auf dem Vormarsch in Deutschland
Wer durch die Innenstädte schlendert, entdeckt auf vielen Balkonen diese typischen schwarzen Module. Sie kleben förmlich an Brüstungen, manchmal auch neben dem Tomatenkübel oder der DIY-Wetterstation. Irgendwann landen die ersten Erfahrungsberichte in der Nachbarschaftsgruppe. Dabei sind Balkonkraftwerke mehr als eine reine Modeerscheinung, wie die Zahlen hinter dem Trend beweisen.
Der Blick in die Statistik zeigt: Laut aktueller Verivox-Erhebung hat sich jeder vierte Haushalt inzwischen für Plug-and-Play-PV entschieden. Rund 9 Prozent der Befragten in einer Umfrage erklärten, dass sie bereits eine Mini-PV-Anlage betreiben. 17 Prozent hingegen möchten sich ein Balkonkraftwerk anschaffen. Ein erstaunlicher Wert, der angesichts der ansonsten schleppenden Energiewende erstaunt. Wer tiefer einsteigt, erkennt schnell die Motivation: der direkte Draht zur eigenen Stromerzeugung. Sauber, unkompliziert, irgendwie fast ein wenig rebellisch – und verbunden mit dem gewissen Kniff, aus dem eigenen Alltag so viel Effizienz wie möglich herauszukitzeln.

Was liefern die kleinen Kraftwerke an Stromausbeute?
Mini-Solaranlagen mit rund 800 W Leistung lässt sich bereits ein ordentlicher Anteil am Jahresstrombedarf einsparen. Jährlich lassen sich im Schnitt etwa 760 kWh aus Sonnenlicht gewinnen, wenn das Balkonkraftwerk unter idealen Bedingungen aufgestellt wurde, davon bleiben idealerweise rund 60 Prozent im Haushalt. Unterm Strich sind das 456 kWh direkte Versorgung, fernab vom Stromnetz.
Die Stromersparnis? Bei aktuellen Tarifen summiert sich das ohne viel Aufwand auf bis zu 160 Eurp pro Jahr. Zieht man die Anschaffungskosten von rund 500–800 Euro ab und nimmt die üblichen Gerätelebensdauern von 20 Jahren an, landet man schnell bei mehreren Tausend Euro Einsparung. Die Amortisationszeit? Irgendwo zwischen zweieinhalb und fünf Jahren – je nachdem, wie oft die Sonne scheint, wo das Modul hängt und ob beim Einkauf ein bisschen Glück Euer Begleiter war.
Zwischen Förderung und Platznot: Was beeinflusst die Entscheidung?
Mit 21 Prozent der Befragten ist der Platzmangel für ein Steckersolargerät der häufigste Grund, warum sie sich bisher gegen eine Anlage entschieden. 15 Prozent der Befragten erklärten, dass sich das Balkonkraftwerk für sie nicht rentieren würde. 19 Prozent waren bisher unentschlossen, was die Anschaffung eines Balkonkraftwerks betrifft. Lediglich 19 Prozent erklärten explizit, dass sie grundsätzlich keine Mini-PV-Anlage wollen.
Für viele Haushalte sind gewiss auch Zuschüsse ein attraktiver Kaufmotivator. Sowohl Landkreise, einzelne Städte als auch einige Bundesländer fördern den Kauf von Steckersolargeräten derzeit. Dazu darf auch der ständige Preisdruck im wachsenden Markt nicht unterschätzt werden. Wer zur richtigen Zeit zuschlägt, kann mit Komplettpaketen für unter 400 € einsteigen. Die Technik ist aber nicht für alle gleich praktisch: Wer eine kleine Nordloggia besitzt oder das Modul senkrecht aufstellt, wird automatisch ausgebremst. Hier lassen sich lediglich ein Drittel der Erträge erzielen, die man mit einer passenden Südausrichtung erreichen könnte.
Das Balkonkraftwerk bleibt der leichteste Einstieg in die Stromproduktion
Balkonkraftwerke sind mehr nur ein kleines technisches Gadget, das es auszutesten gilt. Sie sind ein Stück Unabhängigkeit in einer Phase, in der Energie zunehmend zu einem teuren Gut wird. Gerade da sich die Amortisationszeiten der Anlagen in den letzten Jahren stark verbessert haben, ist es verständlich, dass das Interesse in Deutschland weiter anhält. Wer weiß? Vielleicht findet auch Ihr in den kommenden Monaten ein passendes Set, mit dem Ihr hohen Energiepreisen den Kampf ansagt. Das Risiko bleibt dank der geringen Investitionskosten in jedem Fall deutlich überschaubarer als bei der Investition in große PV-Anlagen.
Quelle: Verivox