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Mit iOS 17 habt Ihr die Kontrolle, nicht andersherum | Meinung

nextpit Apple iOS 17
© nextpit

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Ich habe die letzten zwei Wochen damit verbracht, iOS 17 zu erkunden. Passend zum Launch der Public Beta lest Ihr hier mein erstes Zwischenfazit zu der Marschrichtung, die Apple mit der neuesten Version einschlägt.

Das Buzzword "künstliche Intelligenz" wird gerade zum Schlüsselwort einer ganzen Generation. Das geht so weit, dass man vergessen mag, zu fragen: Was bedeutet es, ein Mensch zu sein – und: Was brauchen wir eigentlich? 

Technik muss nicht immer höher, weiter und schneller, um zu begeistern. Nehmt das Google Pixel 7a, das ich kürzlich getestet habe, als Beispiel. Weder gibt's hier überbordende KI-Einflüsse noch Highend-Hardware, und trotzdem hilft das Smartphone blendend dabei, den Alltag zu organisieren.

Versteht mich nicht falsch, ich bin ein großer KI-Enthusiast. Ich kann nicht genug von KI bekommen.

Die Sache ist aber die: Damit eine Software ein großartiges Erlebnis ist, muss sie manchmal einfach nur so funktionieren, wie sie soll. Und ich glaube, dass iOS 17 mein iPhone menschlicher macht als jedes andere Betriebssystem auf dem Markt. Und warum? Weil es die Aufmerksamkeit vom Gerät an sich weglenkt, indem es das bestmögliche Mittel zum Zweck wird.

Kürzlich stieß ich auf einen Artikel von Amber Case, in dem mir ein Zitat von Mark Weiser von Xerox PARC immer wieder in den Sinn kam:

Ein gutes Werkzeug ist ein unsichtbares Werkzeug. Mit unsichtbar meinen wir, dass das Werkzeug nicht in Euer Bewusstsein eindringt; Ihr konzentriert Euch auf die Aufgabe, nicht auf das Werkzeug.

Ihr nehmt z. B. eine Funktion Eures Handys nicht wahr, wenn sie einwandfrei funktioniert; Ihr nutzt sie als Verlängerung Eures Körpers, um Aufgaben zu erledigen. Ihr bemerkt die Funktion nur, wenn sie durch eine Störung beeinträchtigt wird. In ähnlicher Weise hat mich das neue Update auf iOS 17 mit seiner Effizienz und Unaufdringlichkeit beeindruckt. Kurz gesagt: Es steht nicht im Weg!

Ich glaube, der Grund dafür ist, dass sich Apple in den vergangenen Jahren darauf konzentriert hat, die Bedürfnisse derjenigen zu erfüllen, die auf der anderen Seite des Bildschirms sitzen: uns Menschen! Und ich glaube, dass dieser Wandel mit drei wichtigen Trends in der Entwicklung von iOS zusammenhängt, von Version 14.5 bis zum aktuellen iOS 17.

iOS 14.5 brach mit der Norm

Um zu verstehen, wie ausgeklügelt die Version 17 ist, müssen wir zunächst die Verbesserungen betrachten, die Apple in den letzten Jahren an seinem mobilen Betriebssystem vorgenommen hat.

Erinnert Euch an das Jahr 2021. Als alle erwarteten, dass iOS 15 bedeutende Änderungen an Apples Datenschutzeinstellungen mit sich bringen würde, entschied sich das Unternehmen stattdessen für die Einführung der App Tracking Transparency (ATT) bereits in iOS 14.5. Das Feature hat die Tech-Szene über Nacht erschüttert.

Apples iOS Privacy Features
Eine Unterversion von iOS 14 brachte die App-Tracking-Transparenz auf das iPhone. / © Screenshot: Apple; Montage: nextpit

Falls Ihr Euch nicht mehr erinnert: Die ATT-Funktion war eine der meistdiskutierten Neuerungen des iPhone-Betriebssystems. Der Grund dafür? Sie hat den Markt für die Datenerfassung auf Smartphones und iPads auf den Kopf gestellt, und viele andere Unternehmen folgten Apples Beispiel.

Das vielleicht am stärksten betroffene Unternehmen war Meta (damals noch Facebook), das Verluste in Höhe von 8 Milliarden Dollar hinnehmen musste. Auch bei anderen sozialen Diensten wie Snapchat und Twitter wurden die Einnahmen durch die ATT stark beeinträchtigt.

Alles, was Apple tat, war, die Leute zu fragen, ob eine Anwendung auf ihren iPhones Daten über sie sammeln darf. Mit anderen Worten: Das Betriebssystem respektierte die Entscheidung der Nutzer, ihre Aktivitäten mit Anwendungen und anderen Diensten zu teilen oder nicht zu teilen, während sie diese benutzen.

iOS 16 umarmt Euch

Der nächste Schritt hin zu einer menschenähnlicheren Software erfolgte im vergangenen Jahr, als Apple endlich anerkannte, dass Personalisierung der Schlüssel zur Zufriedenheit ist. Der personalisierbare Sperrbildschirms war zwar keine Revolution, aber die wohl augenscheinlichste Neuerung in die Richtung, dem Nutzer die Kontrolle über seine Technologie zu geben.

Sperrbildschirm unter iOS 16
Seit iOS 16 könnt ihr mehrere Stile für den Sperrbildschirm erstellen und sie ändern, wann immer Ihr wollt. / © nextpit

Ich glaube nicht, dass dies die originellste Idee von Apple war. Im Jahr 2021 veröffentlichte Google Android 12 und überdachte seine Designrichtlinien mit dem Konzept "Material YOU". Ich erinnere mich, wie ich in Berlin (wo ich wohne) all diese Werbespots für das Google Pixel 6 gesehen habe, auf denen die Bilder der Leute auf ihren Sperrbildschirmen zu sehen waren und die Farben des Betriebssystems mit den Hintergrundbildern übereinstimmten. Genau genommen war das Konzept der Personalisierung bereits erfunden.

Sicher, Apple hat sich von dieser Idee inspirieren lassen, und ich freue mich, dass sie ihre Software aktualisiert haben, um den Nutzern mehr Möglichkeiten zur Anpassung zu geben. Zu der Zeit hatte ich das Gefühl, dass beide großen Betriebssysteme sagen wollten: "Hier, Ihr könnt uns so nutzen, wie IHR es für richtig haltet!"

Natürlich ist auch Google nicht die erste Firma mit dieser Idee. Anpassungen sind seit Anbeginn der Zivilisation ein Teil des menschlichen Lebens. Aber: Apple war nicht immer gerade das flexibelste Unternehmen, wenn es darum ging, Wahlmöglichkeiten bei der Nutzung seiner Produkte zu bieten. Und das hat sich mit iOS 16 geändert.

iOS 17 versteht Euch

Und jetzt ist iOS 17 da. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich konnte die Eröffnungskeynote der WWDC 2023 nicht anschauen, da ich an einem Seminar teilgenommen habe. In den darauffolgenden Tagen galt meine Aufmerksamkeit ausschließlich der Apple Vision Pro, die auf der gleichen Veranstaltung vorgestellt wurde. Für mich flog iOS 17 also anfangs unter dem Radar.

Irgendwann habe ich im Rahmen unserer Berichterstattung hier bei nextpit dann doch Entwickler-Beta-Version von iOS 17 für die Arbeit heruntergeladen. Ich schlüpfte für Euch in die Rolle des "Early Adopters" und fühlte mich wie ein Versuchskaninchen. Denn bei den Beta-Versionen ist immer unklar, was alles schon funktioniert – und was nicht.

Erstens war ich überrascht, dass ich mich dieses Jahr mit meiner Apple ID für das Entwicklerprogramm anmelden konnte – denn: Ich bin kein Entwickler. Apple hat sein iOS-Entwicklerprogramm vor kurzem dahingehend überarbeitet, dass jede(r) mit einer gültigen Apple ID daran teilnehmen kann. Und gleich nachdem ich iOS 17 heruntergeladen und installiert hatte, fühlte sich alles ganz anders an.

Apple NameDrop
Eine der vielen Funktionen von iOS 17 ist NameDrop. Es ermöglicht die einfache Übertragung von Kontaktinformationen zwischen iPhones, indem man die Geräte in die Nähe des anderen bringt. / © nextpit

Bei den Hauptfunktionen haben wir natürlich jene, die für Schlagzeilen gesorgt haben, wie z. B. die Nutzung von FaceTime auf dem Apple TV mit der Continuity-Kamera, animierte Sticker von Live Photos, der StandBy-Modus, NameDrop und Kontakt-Poster, die Check-In-Funktion – und so weiter.

Das sind alles nette und nützliche Funktionen. Ich persönlich habe mich in NameDrop verliebt. Für mich ist der Austausch von Kontaktinformationen häufig etwas komplizierter, da ich keine sozialen Medien nutze. Die Leute fragen sich oft, ob ich tatsächlich von diesem Planeten stamme! Jedenfalls scheint NameDrop in solchen Situationen eine nützliche Rolle für mich zu spielen. Wenn es jedoch darum geht, Geschäftskontakte zu teilen, bevorzuge ich immer noch den alten und zuverlässigen LinkedIn-QR-Code.

Nichtsdestotrotz haben viele Funktionen, die klein oder trivial erscheinen mögen, meinen Alltag vereinfacht, beispielsweise interaktive Widgets, der Safari Private Browser Locker und die Hinzufügung des Wi-Fi-Toggles direkt in der Suchfunktion. Ich habe jetzt das Gefühl, dass mein iPhone mich wirklich unterstützen will, anstatt die Dinge zu verkomplizieren.

Trotzdem vermisse ich die Android-ähnlichen Navigationsgesten auf meinem iPhone 14 Pro Max. Ich werde nicht zu tief in dieses Thema einsteigen, denn mein Kollege Antoine Engels hat die Wissenschaft dahinter bereits in einem anderen Artikel behandelt. Es wäre eine wunderbare, menschenähnliche Erfahrung, wenn ich in einem Browser einfach zurückstreichen könnte, anstatt mit beiden Händen dieses riesige Telefon zu jonglieren und schließlich auf das Display zu tippen, um den Zurück-Pfeil anzuzeigen, und dann darauf zu klicken. Das ist nach wie vor einer der kontraintuitivsten und benutzerunfreundlichsten Aspekte von iOS.

iOS 17 Screenshots zu Widgets, Berechtigungen von WhatsApp, Wi-Fi und Mondphasen in der Wetter-App
Einige meiner neuen Lieblingsfunktionen in iOS 17 sind (von links nach rechts): Aktionen auf Widgets, die Berechtigungswarnung, die Wi-Fi Umschaltfunktion in der Suche und die Mondphasenanzeige in der Wetter-App! / © nextpit

Zu guter Letzt: Eine der ersten neuen Funktionen von iOS 17, die ich kennengelernt habe, wurde auf sehr intuitive Weise präsentiert. Zumindest behaupte ich, dass es sich um eine neue Funktion handelt, da ich diese Option vor der Installation der Beta-Software noch nicht gesehen hatte. Als ich die WhatsApp-App öffnete, wurde ich gefragt, ob ich die Berechtigung beibehalten wollte, die WhatsApp den Zugriff auf meine in den letzten sechs Monaten aufgenommenen Fotos erlaubt. Natürlich habe ich sie widerrufen.

Manchmal nehme ich Dinge als selbstverständlich hin und vertraue der Technik zu sehr. Auch wenn das, was ich jetzt sage, widersprüchlich erscheinen mag, erinnern mich diese kleinen Hinweise – dass ich die Wahl habe, den tiefen Zugriff von Unternehmen auf meine Daten zu widerrufen, oder dass ich einen Podcast ganz einfach fortsetzen kann, indem ich auf einem Widget auf "Play" klicke – an mein menschliches Empfinden. Ich muss keine Bilder mit Apps teilen. Ich muss nicht mehr als einen Klick auf meinem Handy machen, um das zu bekommen, was ich will.

So habe ich die Möglichkeit, achtsamer zu sein, weniger Sorgen zu haben und weniger in mein Gerät vertieft zu sein, denn schließlich ist es nur ein Werkzeug. Diese Eigenschaften schätze ich an Technologie. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass iOS 17 ein Schritt ist, der mich weniger abhängig von meinem Telefon macht und mich mehr mit meinen menschlichen Pflichten beschäftigt.

Die öffentliche Version von iOS 17 Beta wurde Anfang dieser Woche veröffentlicht und ich lade Euch ein, iOS 17 in unserem großen Guide zu endecken. Hier lest Ihr auch, wie Ihr die Beta selbst auf Eurem iPhone installieren könnt.

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Zu den Kommentaren (5)
Camila Rinaldi

Camila Rinaldi
Head of Editorial

Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung im Testen von Smartphones und Wearables hat mich vor kurzem die Smart-Home-Sucht gepackt. Und obwohl ich vor zwei Jahren ins Apple-Ökosystem eingetaucht bin, bleibt Android eine meiner Leidenschaften. Zuvor war ich Chefredakteurin von AndroidPIT und Canaltech in Brasilien, jetzt schreibe ich für den US-Markt. Ich liebe meine Schallplatten und bin überzeugt, dass man neue Orte am besten übers Essen kennenlernt.

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5 Kommentare
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  • 103
    Tenten vor 9 Monaten Link zum Kommentar

    Ein sehr schöner Artikel. Ich lese Camilas Beiträge immer sehr gerne, weil sie oft einen anderen Blickwinkel einbringt, als immer nur aufs Datenblatt zu schielen.

    Gelöschter AccountJohanna Schmidt


    • 25
      Gelöschter Account vor 9 Monaten Link zum Kommentar

      Dem ist nichts hinzuzufügen. Sehr interessanter Artikel.

      Tenten


  • C. F. 79
    C. F.
    • Admin
    vor 9 Monaten Link zum Kommentar

    Danke für den interessanten Artikel. Auf iOS17 war ich schon ganz gespannt, aber leider ist da bei meinem iPhone 8 Schluss. Mal sehen, vielleicht ist kommendes Jahr dann doch ein neues iPhone dran.

    Johanna Schmidt


    • 5
      w.eck vor 9 Monaten Link zum Kommentar

      Hallo, da würde ich zum SE 2022 wechseln. Als ehemaliger 8 Nutzer war ich mega begeistert vom SE. Heute noch für mich ein genialer Begleiter im Alltag.


      • 25
        Gelöschter Account vor 9 Monaten Link zum Kommentar

        Wenn man unbedingt den Homebutten behalten will, dann gebe ich dir recht. Ansonsten würde ich, falls die geringe Größe ausschlaggebend ist, wärmstens das 13 mini empfehlen, alleine schon wegen der guten Akkulaufzeit. Ist die Gerätegröße nicht wichtig, ist die Auswahl wesentlich breitgefächerter.

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