Balkonkraftwerke in Gefahr: Wird der Solar-Boom jetzt gestoppt?


Es ist paradox: Während überall kleine PV-Anlagen auf Balkonen sprießen, ziehen dunkle Wolken am Normungshimmel auf. Was Millionen begeistert, könnte schon bald auf neue Hürden treffen. Die Zukunft der Steckersolargeräte hängt an einem entscheidenden Punkt – und Ihr seid näher dran, als Ihr vermutet. Über eine Million Balkonkraftwerke liefern in Deutschland Strom, jeder vierte Bürger wünscht sich eine Mini-PV-Anlage. Doch neue Normen könnten den Solarsommer für Mini-PV-Anlagen bald beenden. Worauf müsst Ihr jetzt achten?
Das große Fragezeichen: Was droht Balkonkraftwerken?
Statt ungetrübtem Wachstum steht dem Balkonkraftwerk-Boom in Deutschland ein herber Dämpfer bevor. Neue Produktnormen der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) könnten dafür sorgen, dass Mini-PV-Anlagen nicht mehr einfach an vorhandene Steckdosen angeschlossen werden dürfen. Nach dem aktuellen Stand der Pläne müsste künftig eine separate Leitung gelegt werden. Das Ergebnis? Für Euch hieße das: teure Zusatzinstallationen, mehr Handwerkerbedarf – und vermutlich monatelange Wartezeiten. Die Aussicht auf eine schnelle, unkomplizierte Energiewende für jedermann wäre damit dahin. Und das, nachdem erst kürzlich bereits eine mögliche Sonnensteuer für PV-Anlagen für Aufruhr gesorgt hatte.
VDE vs. IEC: Hoffnung für deutsche Balkone
Doch Hoffnung keimt auf: Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) arbeitet mit Nachdruck an einer eigenen Lösung. Ziel ist, den Anschluss via Schukostecker auf 800 Watt offiziell zu erlauben – so, wie es viele von Euch längst gewohnt sind. Studien wie die der HTW Berlin attestieren den deutschen Regeln ein hohes Maß an Sicherheit. Der VDE will verhindern, dass internationale Normen die in Deutschland bewährte Steckdosenlösung verdrängen. Dafür legt sich der Verband in den Normungsgremien ins Zeug.
Normen – nationales Spiel mit globalen Regeln
Zum Glück stehen IEC-Normen nicht wie ein Gesetz in Stein gemeißelt. Der VDE kann entscheiden, nationale Besonderheiten zu übernehmen und anzupassen. Die finale deutsche Norm könnte also der bisherigen Praxis treu bleiben – sofern sie rechtzeitig verabschiedet wird. Aktuell gehen die Prognosen von einer Fertigstellung bis Ende 2025 aus. Erst dann, sobald offizielle Klarheit herrscht, wären Balkonkraftwerk-Fans wieder auf der sicheren Seite.
Vor dem Stichtag handeln – Bestandschutz clever nutzen
Bis zur Umsetzung der neuen Norm bleibt eine wichtige Chance: Wer jetzt auf ein Balkonkraftwerk setzt, dürfte dank Bestandsschutz auch nach strengeren Vorgaben sicher sein. Wer allerdings zu lange zögert, läuft Gefahr, von neuen, teureren Anschlussvorgaben kalt erwischt zu werden. Da keine höhere Einspeisung über den Schukostecker zu erwarten ist, gibt es wenig Gründe, den Kauf aufzuschieben.
Da habe ich ja wohl noch Glück gehabt: ich habe mir den Anschluss, also Steckdose und Sicherung, vom Elektriker mit 2,5mm2 direkt an den Verteilerkasten anschließen lassen.
Aber ich kann das verstehen. Wer sein Balkonkraftwerk mit z.B. 2kW Leistung im Altbau, wo die Leitungen vielleicht noch stoffummantelt sind, anschließt und den Wechselrichter auf 800W oder mehr einstellt, spielt regelrecht mit dem Feuer, bzw. Wohnungs- oder Hausbrand.