Oft kolportiert wird, dass Nokia ursprünglich Gummistiefel herstellte. Das stimmt. Ist aber nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich sind die Wurzeln des Konzerns älter und liegen in der Holzstoff-Produktion, einer Vorstufe von Papier. Erst in den 1930er Jahren kamen zwei Unternehmenszweige durch Fusionen hinzu: Darunter befand sich auch die berüchtigte Gummifabrikation, die für die Gummistiefel zuständig war. Seit 1990 ist diese Unternehmenssparte abgetrennt und eigenständig. Wer sich für diese interessiert, schaut am besten in den Online-Shop von Nokian Footwear und bringt sich vom Finnland-Urlaub ein Paar mit.

Seit 1990 konzentriert sich Nokia auf die Herstellung von Handys und Netzwerk-Equipment. Zwar gab es in den 90ern noch weitere Produkte (Settop-Boxen oder Röhrenmonitore), aber vorrangig war die Handysparte bekannt und erfolgreich.

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Klassiker: Alte Nokia-Handys Side-by-Side / © Nokia Image source: Nokia

Anstatt hier verschiedene Nokia-Handys aufzuzählen, was ein völlig irrwitziges Vorhaben wäre, möchte ich mich dem Handyriesen auf eine ganz andere Weise nähern: In meinen Tagen in der Schule gab es 1998 und 1999 eigentlich nur diese Frage: Würde das erste Handy wohl ein Nokia oder ein Siemens sein? Persönlich gehörte ich zur Siemens-Fraktion, aber ich spickte immer wieder neidisch auf die Nokias: Snake war das Kultspiel der Stunde, das natürlich Nokia-exklusiv war. Ein Freund von mir hatte ein 6110 (oder den Nachfolger 6150) und konnte sich damit langweilige Schulstunden vertreiben.

Auf meinem Siemens S25, das ich etwas später bekommen habe, waren weniger spektakuläre Spiele installiert. Ja, Snake war in meinen Augen durchaus ein Knaller, obwohl mir Nokia-Smartphones von der Optik her beinahe nie wirklich gefallen haben.

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Nokia 1100, das meistverkaufte Handy der Welt / © Nokia Image source: Nokia

Trotzdem hatte Nokia einige echte Verkaufsschlager im Angebot. Vor allem das 2003 erschienene Nokia 1100: Dieses hat sich um die 250 Millionen mal verkauft und gilt als das meistverkaufte Handy aller Zeiten! Wer sich mal die Liste ansehen möchte, schaut einmal bei Wikipedia vorbei.

Gewiss: Genützt hat all das nicht. Spätestens mit der Vorstellung des iPhone vor zehn Jahren nahm Nokia die falsche Abzweigung. Zwar waren die Finnen auch lange danach noch Marktführer, aber der Marktanteil sank stetig und war vorrangig gestützt durch billige Feature-Phones. Trendsetter war nun Apple: Full-Touch-Display, ein vollwertiger Browser für das Internet und ein Design, dass sich vom grauen Allerlei der damaligen Handys wohltuend abhebt. Nicht zu vergessen: eine übersichtliche Benutzeroberfläche.

Was hatte Nokia dem entgegenzusetzen? Denn es ist ja nicht so, als hätte Nokia nicht schon länger versucht, nicht nur simple Handys zu entwickeln. Nokia N-Gage zum Beispiel: Eine handliche Spielekonsole, die Handy und Gameboy in einem Gerät vereinte. 

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Nokia N-Gage / © Nokia Image source: Nokia

Oder viel früher: Der Nokia Communicator. Mit diesem Gerät war es möglich, unterwegs E-Mails zu versenden. Sündhaft teuer war der Communicator zwar, aber eben auch wegweisend.

Doch all diese Ideen halfen letztlich nichts. Wie einige andere damalige Firmen auch, hatte Nokia nichts handfestes parat, um in der neuen Ära mitzuspielen. Für mich als Student war das iPhone damals aber zu teuer (vor allem angesichts der nötigen teuren Telekom-Verträge). Stattdessen kaufte ich mir 2009 ein Nokia E51 mit Symbian – mein erstes Smartphone.

Ein tolles Handy übrigens! Apps gab es, einen Browser und ein E-Mail-Client war an Bord. Sogar einen WLAN-Hotspot konnte man damit aufspannen. Es war kompakt, der Akku hielt lange durch und für (aus Smartphone-Sicht) bescheidene Ansprüche war es optimal geeignet.

Aber zukunftsfähig war die Symbian-Plattform kaum. Damalige Nokia-Fans forderten daher, Nokia möge doch bitte ein Smartphone mit Android auf den Markt bringen. Dieser Forderung verweigerte sich Nokia, holte den Microsoft-Manager Stephen Elop und setzte dann – etwas überraschend – auf Windows Phone! Eine riskante Entscheidung, gab es doch den Mobile-OS-Zweikampf zwischen Android und iOS. Microsoft wollte daraus einen Dreikampf machen, was aber – wie wir heute wissen – gründlich misslang.

Elop stand also für den Einstieg in das Smartphone-Business. In der zweiten Folge unseres Rückblicks widmen wir uns der Zeit der Lumia-Smartphones von Nokia.

Hattet Ihr ein Nokia-Handy im Einsatz? Welches? Teilt Eure Nokia-Geschichte mit uns!