Strompreisreform angestoßen: Was das für Euch bedeutet


Günstiger Strom? Klingt nach einer verstaubten Wunschvorstellung, gerade, wenn man auf die Preisentwicklung der letzten Jahre schaut. Dabei drehen sich – abseits der hitzigen Debatten über Subventionen und Entlastungspakete – längst die ersten Stellschrauben. Im Maschinenraum der Energiewende werkelt die Bundesnetzagentur an einer Reform, die das bisherige Konzept hinterfragt: Wie werden Netzentgelte berechnet, und wer zahlt eigentlich was?
Warum die Netzentgelte das eigentliche Problem sind
Bis heute finanziert sich das Stromnetz nach einem Prinzip, das in der Gegenwart immer weniger funktioniert: Wer Strom aus der Steckdose zieht, zahlt Netzentgelte – unabhängig davon, ob die Elektronen grün oder grau sind. Wer als Erzeuger produziert und einspeist, bleibt weitgehend außen vor. Dieses Modell stammt noch aus einer Ära, in der zentrale Kraftwerke in der Nähe großer Verbraucher standen und dezentrale Erzeugung kaum existierte.
Mit der Transformation zur erneuerbaren Energie ändern sich die Spielregeln. Neue Solarpanels, Windparks und Speicher treten überall auf, oft fernab der Ballungszentren. Doch die massiven Kosten für Netzausbau, Redispatch und Engpassmanagement landen weiterhin bei den Verbrauchern. Ob ein Windpark sinnvoll ins Netz passt, egal – gezahlt wird immer von denen, die Strom verbrauchen. Im schlimmsten Fall führt das zu doppelt absurden Situationen: Neue Anlagen werden abgeregelt und müssen entschädigt werden, der Verbraucher zahlt zweimal. Dabei hätte dieselbe Anlage an einem anderen Standort womöglich tatsächlich mehr Strom geliefert. Das bisherige System liefert jedoch wenig Anreize für Anlagenbetreiber, den für ihre Anlage netzdienlichsten Knotenpunkt zu finden.
Die Bundesnetzagentur: Ein Diskussionsvorschlag mit Zündstoff
Das jetzt veröffentlichte Diskussionspapier denkt das System radikal neu. Statt Verbraucher allein zu belasten, könnten künftig auch Einspeiser – also die Betreiber großer PV- und Windkraftanlagen – stärker zur Kasse gebeten werden. Es ist von möglichen Grundentgelten und Kapazitätspreisen die Rede. Netzentgelte also, die sich nicht mehr stumpf am Verbrauch orientieren, sondern dynamisch danach, wie und wo ins Netz eingespeist oder Kapazität beansprucht wird.
- Grundpreise, die auf alle verteilt werden
- Einspeiseabhängige Netzentgelte für Erzeuger
- dynamische, regional differenzierte Netzentgelte nach Netzauslastung und Anschlusskapazität
Das Ziel: Kosten dorthin verschieben, wo sie entstehen, und unnötige Ausbaumaßnahmen vermeiden. Kraftwerke sollen dort gebaut werden, wo sie im Netz den größten Nutzen bringen, nicht auf Verdacht. So sollen neue Anlagen auch regional, je nach Engpass, unterschiedlich behandelt werden können.
Der Haken: Digitalisierung und Speicher
Was technisch nach sauberem Design klingt, stößt in der Praxis schnell an seine Grenzen. Die Umsetzung so differenzierter Netzentgelte verlangt eine nahezu vollständige Digitalisierung aller Netznutzer. Ohne Smart Meter, Lastprofile und Echtzeitdaten ist daran nicht zu denken. Selbst eine aktuelle Netzauslastung nach Zonen zu bestimmen, könnte sich ohne diese Daten als schwierig erweisen, wäre jedoch eine denkbare Zwischenlösung.
Speicher bekommen obendrein eine Sonderrolle: Sie werden als eigene Nutzergruppe definiert, um zukunftsfähige Anreize für netzdienliche Flexibilität zu schaffen. Die Diskussion darüber ist offen – genauso wie die Frage, welche Konzepte sich schlussendlich durchsetzen werden.
Was bedeutet das konkret für Euch?
Je nach Ausgang der Debatte könnten Netzentgelte künftig nicht nur fairer, sondern auch insgesamt effizienter verteilt werden. Klar, der Übergang wird nicht für jeden reibungslos verlaufen – einige profitieren, andere werden zur Kasse gebeten. Wer etwa gezielt flexible Speicher betreibt oder Energie dort erzeugt, wo sie gebraucht wird, könnte Vorteile genießen. Energieversorger und Prosumer werden gezwungen, sich noch stärker mit dem lokalen Netzstatus zu beschäftigen. Aber auch: Statt pauschaler Preissteigerungen erwarten Euch vermutlich differenzierte Modelle, die mit neuen Apps und Tools messbar und steuerbar werden müssen. Die Zeit der Flatrate im deutschen Stromnetz könnte also langsam vorbei sein. Doch wenn die Kosten nicht mehr einseitig auf Verbrauchern landen, könnte das eine willkommene Reform sein.
Quelle: Bundesnetzagentur, Bundesnetzagentur
Dass die Energiepreise nachhaltig und spürbar sinken, wird Wunschdenken bleiben.
und die PV Anlagen können bei viel Sonne nicht mehr einspeisen.
Mit einem unverhältnismäßig teuren Smartmeter schon. Kostet hier bei der Avacon über 800€ 😂 Und dann noch höhere lfd. Kosten. Da speise ich lieber ein paar kWh nicht ein, als diese Frechheit zu nutzen.