Meta Quest Pro im "Heads-on": Das ist aktuell die teuerste Standalone-VR-Brille!

Die Meta Quest Pro ist aktuell die fortschrittlichste Standalone-VR-Brille auf dem Markt. Zumindest so lang, bis Apple endlich die "Apple Reality One"- oder "Apple Reality Pro"-Mixed-Reality-Headsets zum offiziellen Pflichtgerät für jeden Haushalt kürt. Bis dahin bleibt das All-in-One-Headset von Mark Zuckerberg das Maß aller Dinge, welches wir in der Meta-Zentrale in Berlin das erste Mal testen durften. Hier unser erster Eindruck!
Pro
- Sehr gute Darstellung durch Pancake-Linsen
- Schnellster Prozessor am Markt
- Face and Eye Tracking
- Hoher Tragekomfort
- Gute Speicherkonfiguration
- Selbstrackende Controller
Contra
- Zu teuer
- RGB-Passthrough
- Akku-Ladezeit
- Nur 72/90 Hz Bildwiederholrate
Meta Quest Pro: Preis und Verfügbarkeit
Mit der Oculus Quest und Quest 2 (später in Meta Quest 2 umbenannt) gab uns der ehemalige Facebook-Konzern das Gefühl, dass die virtuelle Realität auch mit All-in-One-Headsets bezahlbar bleibt. Doch bereits die als deutlich leichter angekündigte Meta Quest Pro sollte diese Seifenblase platzen lassen. Seit dem 9. Dezember kann man die "professionelle" Meta Quest für 1.799,99 Euro (12/256 GB) weltweit kaufen.

Kleine Zusatzinformation: Die Meta Quest 2 war lange Zeit aufgrund der damaligen Pflicht zu einem Facebook-Konto in Deutschland nicht erhältlich. Zusammen mit der Präsentation des Pro-Modells wurde die Auflage gestrichen und auch diese hierzulande ab einem Preis von 449,99 Euro (128 GB) verkauft.
Nun hat Mark Zuckerberg nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass die Meta Quest 2 mehr oder weniger subventioniert ist. Wie? Mit Euren Daten. Mehr Details rückt der Konzern nicht raus. Sprich, niemand weiß so genau, inwieweit die durch die VR-Brille gesammelten Informationen selbst ausgewertet oder zu Werbezwecken verkauft werden. Spannender wäre jedoch die Frage, wie es sich mit der Meta Quest Pro verhält: Sammelt diese trotz des horrenden Preises noch Daten? Auf die Antwort warten wir allerdings noch.
Design und Display
Ja – die Meta Quest Pro ist im Vergleich zur Quest 2 bedeutend schlanker und ergonomischer gebaut. Sie erinnert optisch ein wenig an eine Skibrille und ist weniger ein Kasten auf der Nase, wie es die Quest 2 darstellt. Die Waage zeigt jedoch gegenüber den 503 g der Quest 2 stolze 722 g an. Sind wohl Muskeln, oder? Nein, es ist das rückseitige "Headstrap", in welchem der Akku verbaut ist und für einen deutlich besseren Tragekomfort sorgt. Gleiche Haltefunktion hatte ich für die Quest 2 nachträglich erworben. Dann kommt die "preiswertere" Standalone-VR-Brille auch auf ihre 670 g.
Dennoch scheint mir die Halterung an der Stirn ein wenig zu schmal gestaltet, beziehungsweise zu wenig gepolstert zu sein. Ich habe daher den Verdacht, dass bei intensiven Spielessessions die Stirn als Erstes leidet. Langes Tragen der 265 x 127 x 196 mm großen Quest Pro war uns leider bei der Veranstaltung nicht vergönnt, sodass diese Beurteilung nachgereicht werden muss.

Generell kommt das Pro-Headset je nach Einsatzgebiet insgesamt auf knapp zwei Stunden Betrieb mit einer Akku-Ladung. Nutzt Ihr viele Mixed-Reality-Anwendungen, dann wird es deutlich weniger. Dann muss das Headset in die Ladeschale, welche für die Controller gleichermaßen vorgesehen ist. Die durchschnittliche Ladedauer beträgt ebenfalls zwei Stunden, für die Ihr nun eine Zwangspause verordnet bekommt. Das hat die HTC Vive XR-Elite tatsächlich in unserem Test besser gelöst.

Das Display
Entschädigt werden wir aber beim Aufsetzen der VR-Brille. Meta verbaut zwei Pancake-Linsen, welche je mit einer Auflösung von 1.920 x 1.800 Pixel bei 72 oder 90 Hz Bildwiederholrate pro Auge daher kommen. Korrekt, das ist geringfügig weniger als die Meta Quest 2 (zum Test) und ordentlich weniger als die Pico 4 von ByteDance (2.160 x 2.160). Aber genannte Linsen bieten ein gleich scharfes Bild ohne einen Sweetspot über das gesamte Sichtfeld von 106 Grad in der Horizontalen (96° vertikal).
Wüsste ich es nicht besser, würde ich aufgrund der guten Kontraste, Farben und Schwarzwerte von einem OLED-Panel ausgehen. Es sind aber eben wie bei der Konkurrenz nur zwei LCDs.

Meta Quest Pro im Einsatz
Meta hatte auf dem Event in Berlin für die Pressevertreter mehrere Spots aufgebaut, bei der die Meta Quest Pro auf ihre jeweiligen speziellen Fähigkeiten getestet werden konnte. Also unter anderem das Eye- und Face-Tracking, die Mixed-Reality-Funktionen oder das spezielle Hand-Tracking.

Schnell wurde mir klar, was später auch in einem Video-Call mit dem Team im Menlo Park, Kalifornien bestätigt wurde: Die Meta Quest Pro sucht seine Zielgruppe nicht bei dem typischen Konsumenten, der VR-Spiele zockt, Fitness in der virtuellen Welt betreibt oder via Link, bzw. Air-Link (WiFi 6E) mit dem PC verbindet und sich im Oculus- und Steam-VR-Store verlustigt.
Nein, die 1.800 Euro teure Meta Quest Pro ist für den gewerblichen Einsatz vorgesehen, auch wenn man mit ihr all das kann, was man auch mit der Consumer freundlichen Quest 2 kann – und noch viel mehr. Im Nachgang kommt mir das ein wenig wie eine Ausrede vor, weil sich natürlich kaum einer, der in der virtuellen Reality spielen will, 1.800 Euro ans Bein bindet. Der wird sein Glück vermutlich eher bei der knapp 600 Euro teuren PlayStation VR2 suchen.
Doch man darf bei den Überlegungen nicht vergessen, dass Mark Zuckerberg mehr oder weniger auch schon die Meta Quest 3 für den Herbst 2023 angekündigt hat. Diese dürfte mit angrenzender Sicherheit einige Features der Quest Pro übernehmen.
Mit diesem Hintergrundwissen verwunderten uns auch die auf dem Meta-Event aufgestellten Teststationen nicht. So simulierte der Konzern praktisch ein Architekturbüro in der Mixed Reality, wo Straßen, Häuser und Räume virtuell geplant und auch erlebt werden konnten. Neben einem virtuellen DJ-Pult wurde auch ein Arbeitsplatz im Büro simuliert. Hier ging es primär darum, mit seinem eigenen Avatar das Face- und Eye-Tracking zu erleben. Die Meta Quest Pro ist nun die erste All-in-One-VR-Brille, die ein solches Tracking beherrscht. Vive möchte das seiner XR-Elite (zum Test) optional nachträglich bieten.

Kurze Frage: funktioniert das? Kurze Antwort: Ja. Aber es benötigt schon deutliche Gesichtsverrenkungen, damit Euer Gegenüber etwas von Deiner Mimik erkennt. Führt Ihr ein ganz normales Gespräch, wird man nur einfache Lippenzuckungen erkennen. Aber hey, wir sind noch ganz am Anfang. Eine weitere Station widmete sich dem Hand-Tracking, welches in seiner Entwicklung schon deutlich weiter erscheint, als es die Quest 2 realisiert. Aber auch hier wartet bitte unseren ausführlichen Testbericht ab.
Meta Quest Pro: Performance
Meta verbaut in der Quest Pro als einziger Hersteller einen Snapdragon XR2+ Gen 1. Das Witzige daran ist, niemand will sich so richtig in die Karten schauen lassen, wozu der in einer 7 nm Strukturbreite gefertigte Octa-Core-Prozessor in der Lage ist.
Von Qualcomm-Seite ist lediglich zu hören, dass der Snapdragon XR2+ Gen 1 hochmoderne Interaktionen mit 50 Prozent höherer Dauerleistung im Vergleich zur vorherigen Generation leistet. Vermutet wird von Fachleuten ein von 2,84 GHz auf 3,2 GHz hoch getakteter Prime-Core. Fabian Nappenbach (HTC) behauptet hingegen, es wäre lediglich eine bessere Kühlung. Wie auch immer: Die Adreno 650 GPU (Graphics Processing Unit) bleibt in beiden Fällen gleich.
Einen echten Unterschied bietet die Meta Quest Pro jedoch auf der Speicherseite. Hier startet der ehemalige Facebook-Konzern mit stattlichen 256 GB internen Programmspeicher und 12 GB LPDDR5 Arbeitsspeicher. Inwieweit dieser unter Umständen über den zweiten USB-Type-C-Port (Oculus Link) erweitert werden kann, muss noch geklärt werden.

Tracking-Kameras & Sensoren
Der Vorteil einer Standalone-VR-Brille ist, dass sie kein Kabel zu einem Computer oder einer NextGen-Konsole benötigt, wie es bei der jüngst präsentierten PlayStation VR2 der Fall ist. Auch sogenannte Basisstationen müssen nicht montiert werden. Die gesamte Technik steckt in der Brille und den beiden Hand-Controllern.

In unserem Fall sind es vier 6DoF-Inside-out-Tracking-Cameras und eine RGB-Passthrough-Kamera. Diese hat in unserem ersten Test vor Ort unsere spezielle Aufmerksamkeit erregt. Wer unser "Heads-on" der HTC Vive XR-Elite gelesen hat, erinnert sich unter Umständen an meine Begeisterung der Mixed Reality welche die "drübergelegte" Farbkamera bietet.
Die funktionierte bei HTC so gut, dass wir sowohl das Smartphone oder Notebook ablesen und bedienen konnten. Tatsächlich ist das mit der Quest Pro nicht so gut möglich. Dafür konnte der Tiefensensor durchaus beeindrucken. Er erscheint uns ein wenig präziser als bei der 1.400 Euro teuren Vive XR-Elite.
Die Meta Quest Pro kommt mit zwei neuen "Pro-Controllern" welche optisch aufgrund des fehlenden Trackingring auffallen. Sie besitzen jetzt je Controller drei 6DoF-Tracking-Cameras und einen eigenen Snapdragon 662. Ihr eigenes Tracking ermöglicht ihnen nun praktisch eine 360-Grad-Nutzung – also auch hinter Eurem Rücken. Das bedeutet ein deutlich präziseres Tracking, welches gerade bei schnellen Spielen seine Stärken ausspielen kann.
Meta Quest Pro: Akku
Das Thema Stromversorgung gehört bei den One-in-All-Headsets zu einem wahren Dreh- und Angelpunkt. Denn schließlich macht ja die autarke Nutzung ein All-in-One-Headset aus. Da enttäuscht es fast schon ein wenig, dass nach ersten Aussagen die Laufzeit des unbekannt großen und fest verbauten Akkus auch nur mit zwei Stunden angegeben wird. Gleiches gilt für eine volle Aufladung in der Ladestation.

Hier ist wiederum die HTC Vive XR-Elite klar im Vorteil, dessen Akku sich im Betrieb (Hotswap) wechseln lässt. Natürlich kann die Meta Quest Pro über den USB-Type-C-Port mit einem externen Akku versorgt werden, was die Laufzeit rein theoretisch verlängern würde.
Ein wenig enttäuscht waren wir, als wir erfahren haben, dass die Akkus der Controller nicht wechselbar sind. Vermutlich sagt man sich, bei einer Laufzeit von durchschnittlichen 8 Stunden, werden diese ohnehin automatisch häufiger durch die Zwangsladungen der VR-Brille mehr als ausreichend Strom speichern.

Das stimmt auch so weit, insofern man die neuen 164 g Controller in der Zwischenzeit nicht anderweitig einsetzt. Denn diese funktionieren auch für die Quest 2 und könnten im "Beat Saber"-Gefecht durchaus Vorteile bieten.
Meta Quest Pro: Technische Daten
Technische Daten | |
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Name des Geräts | |
Abbildung |
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Display und Optik |
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Maße |
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Gewicht | 722 g (inkl. Akku) |
SoC |
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Speicher |
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Erweiterbarer Speicher | unbekannt |
Kamera / Tracking |
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Akku / Laufzeit |
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Konnektivität |
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Sound |
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Sonstiges |
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Controller | Angaben pro Controller:
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Betriebssystem | Android |
Verkaufsstart und Preis |
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Vorläufiges Urteil
Die Meta Quest Pro kostet in Deutschland 1.800 Euro, was für sich schon ein vernichtendes Urteil ist. Ich bin mir sicher, dass der ehemalige Facebook-Konzern sich dieses Umstands im Klaren ist und sich mehr als jeder andere den Apple-Launch der Reality One oder Reality Pro herbeiwünscht. Denn nur Apple ist in der Lage, diesen Preis noch zu überbieten.
Nachvollziehbar, dass Meta die Quest Pro als reines B2B-Device (Business zu Business) einstuft und die Consumer lieber mit der Meta Quest 3 abholen will. Doch was kann ich unabhängig von dem Preis, von meinem kleinen Ausflug zum Berliner Meta-Headquarter noch zusammenfassen?

Die VR-Brille macht viele Dinge besser als ihr Vorgänger, wenngleich ich doch gerade beim Thema RGB-Passthrough mehr erwartet habe. Die Quest Pro hat das wuchtige Design der Quest 2 abgelegt. Die Pancake-Linsen bieten eine deutlich bessere Optik, auch für Brillenträger. Der Stereo-Sound konnte überzeugen und wenn nicht, können optional Stereo-Kopfhörer mit entsprechendem Klinkenstecker angeschlossen werden.
Die neuen überarbeiteten Controller sind spürbar besser als beim Vorgänger und auch die Augen- und Gesichtsverfolgung scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Insofern bleibt es eine kleine Überraschung, was uns Meta mit der Quest 3 zu bieten hat, was dann auch wieder in bezahlbare Regionen landet. Dennoch sind wir mehr als gespannt, wenn die Standalone-VR-Brille dann endlich in der NextPit-Redaktion eingeht, um all die verpassten Dinge nachholen zu können.