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Darum sollten wir unsere Zyklen tracken

nextpit Cycle Tracking
© nextpit

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Was ist ein Menstruationszyklus-Tracking? Welche Vorteile kann es haben, sich dessen bewusst zu sein? Dies ist der erste Artikel einer Serie zum Thema Frauengesundheit, in dem ich diese Fragen beantworte und auch auf die Geschichte des Zyklus-Trackings und die Rolle der Technologie bei seiner Weiterentwicklung eingehe.

Als Frau habe ich mich nicht immer für meinen Körper interessiert. In der Schule wurde mein Menstruationszyklus als Tabu behandelt. Als etwas, das man zwar erlebt, über das man aber nicht offen spricht. Im Biologieunterricht gab es, wenn ich mich richtig erinnere, Kichern und verlegene Blicke, wenn über das Fortpflanzungssystem gesprochen wurde. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, wird mir klar, wie unglücklich das war.

Als ich aufwuchs, hatte ich anders als viele Frauen keinen Bezug zu meinem Körper. Erzählt ihr einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt, dass ihr lesbisch seid, bekommt ihr oft die Antwort "Ihr müsst Euch also keine Sorgen machen, schwanger zu werden". Und da mein Menstruationszyklus regelmäßig war, habe ich mir wirklich keine allzu großen Sorgen gemacht.

Das sind nur einige der vorgefassten Meinungen, die ich und wahrscheinlich viele andere Frauen bezüglich unseres Körpers haben.

Vor kurzem entdeckte ich ein Buch von Dr. Mindy Pelz mit dem Titel "Fasten wie ein Mädchen", das meine Sichtweise auf meinen Körper veränderte. Ich liebäugelte bereits ab 2014 mit dem Fasten, nachdem ich die BBC-Dokumentation "Eat, Fast and Live Longer" über die 5:2-Diät von Michael Mosley gesehen hatte. Die Ergebnisse zogen mich in ihren Bann.

Im Laufe der Jahre wurde das intermittierende Fasten immer beliebter und es ist ermutigend zu sehen, dass immer mehr Menschen es praktizieren. Ich erlebte zwar einige positive gesundheitliche Veränderungen, aber ohne die tiefgreifenden Vorteile zu erreichen, die das Fasten oft verspricht – vor allem das scharfe, schnelle Denken und den Energieschub. Also gab ich auf.

Im Jahr 2020 sah ich mich nach einer besorgniserregenden Diagnose einer Ernährungsberaterin gezwungen, meine Ernährung umzustellen. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht auf intermittierendes Fasten eingestellt. Der Stress in einer anspruchsvollen Führungsposition führte dazu, dass ich meiner Ernährung nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkte.

Damals machte mich ein Freund mit der "Longevità-Diät" von Dr. Valter Longo bekannt und brachte mich auf die Fasting-Mimicking Diet (FMD) – eine fünftägige Fastenkur, bei der man nicht nur Wasser trinkt, sondern eine ganz bestimmte, begrenzte Menge an Lebensmitteln zu sich nimmt. Wie der Name schon sagt, ist es eine Diät, die das Fasten imitiert, indem sie den Körper in einen Fastenzustand versetzt und ihm alle damit verbundenen Vorteile bietet.

Ich fühlte mich deutlich besser, wenn ich die FMD alle drei bis vier Monate machte, vor allem, wenn ich mich mit einem männlichen Freund zusammentat, um ihn zu unterstützen. Allerdings stellte ich fest, dass unsere Erfahrungen bisweilen unterschiedlich waren.

Einer meiner Fasten-Partner teilte später eine Podcast-Episode mit Dr. Mindy Pelz, in der es um die unterschiedlichen Auswirkungen des Fastens auf männliche und weibliche Körper ging. Im Nachhinein ist es klar, dass Männer und Frauen aufgrund ihrer unterschiedlichen biologischen Systeme unterschiedliche Erfahrungen machen. Dennoch war ich zunächst überrascht von dieser Erkenntnis, denn sie unterstreicht, dass es in vielen Lebensbereichen eine (oft männliche) Einheitsgröße gibt.

Jetzt fragt ihr Euch vielleicht, was das Fasten mit dem Menstruationszyklus zu tun hat? Wie sich herausstellt, eine ganze Menge.

Was ist ein Menstruationszyklus-Tracking?

Im Kern geht es beim Zyklus-Tracking darum, verschiedene Aspekte des Menstruationszyklus einer Person zu beobachten und aufzuzeichnen. Dazu gehört das Beobachten und Notieren von Symptomen wie der Basaltemperatur, der Konsistenz des Zervixschleims und der Menstruationsblutung, um die verschiedenen Phasen des Menstruationszyklus zu verstehen, nämlich die Follikelphase, den Eisprung und die Lutealphase.

  Dauer Was passiert?
Follikuläre Phase Beginnt am ersten Tag der Menstruation und dauert bis zum Eisprung. Diese Phase ist durch die Reifung von Follikeln in den Eierstöcken gekennzeichnet, die durch das follikelstimulierende Hormon (FSH) angeregt wird. Reifen diese Follikel, produzieren sie Östrogen, das die Verdickung der Gebärmutterschleimhaut in der Gebärmutter anregt und sie auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet.
Eisprung Der Eisprung findet in der Regel um die Mitte des Menstruationszyklus statt, der genaue Zeitpunkt kann jedoch variieren. Der Eisprung wird durch einen Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) ausgelöst, wenn ein reifer Follikel ein Ei in den Eileiter abgibt. Diese Eizelle ist etwa 12-24 Stunden lang für die Befruchtung durch Spermien verfügbar.
Lutealphase Beginnt nach dem Eisprung und dauert bis zum Einsetzen der Menstruation. Nachdem die Eizelle während des Eisprungs freigesetzt wurde, verwandelt sich der geplatzte Follikel in den Gelbkörper, der Progesteron produziert. Progesteron bereitet die Gebärmutterschleimhaut weiter auf die mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Kommt es nicht zur Befruchtung, baut sich der Gelbkörper ab, was zu einem Rückgang des Progesterons und schließlich zum Einsetzen der Menstruation führt.

Bedenkt, dass die Länge und das Erleben der einzelnen Phasen, die in der obigen Tabelle beschrieben sind, von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen, und dass Faktoren wie Alter, Gesundheit und Lebensstil den Menstruationszyklus beeinflussen können. Deshalb ist es umso wichtiger, Euren eigenen Zyklus zu tracken, anstatt sich auf vorgegebene Zahlen zu verlassen.

Ich persönlich finde die 3D-Animation der verschiedenen Phasen des Menstruationszyklus auf dem Kanal von Dr. Paulien Moyaert sehr leicht verständlich. Daher lege ich sie Euch hier ans Herz:

Welche Vorteile kann es haben, seinen Menstruationszyklus zu kennen?

Es hat viele Vorteile, seinen Menstruationszyklus zu verstehen und zu tracken. Wenn ich über meine früheren Fastenerfahrungen nachdenke, wird mir klar, dass ich fastete, ohne die einzigartigen hormonellen Muster meines Körpers zu berücksichtigen. Dieses Versäumnis scheint bei vielen Menschen üblich zu sein.

In der Fasten-Community herrscht oft ein Einheitsansatz vor. Daher basieren die erwarteten Vorteile des Fastens in der Regel auf den Auswirkungen auf das männliche Hormon Testosteron. Frauen produzieren zwar auch Testosteron, aber auf einem anderen Niveau als Männer. Um die Vorteile des Fastens wirklich nutzen zu können, musste ich auch Hormone wie Progesteron und Östrogen berücksichtigen, was die Beachtung meines Menstruationszyklus erfordert.

Screenshot zeigt die Phasen des Menstruationszyklus
Nach Untersuchungen von Dr. Mindy Pelz sollte ich an den Tagen 1-10 meines Zyklus und unmittelbar nach meinem Eisprung länger fasten. Während des fruchtbaren Fensters und in den letzten 8-10 Tagen meines Zyklus sollte ich jedoch längeres Fasten vermeiden. / © Dr. Paulien Moyaert / YouTube

Für mich ist das Tracken des monatlichen Zyklus untrennbar mit meiner allgemeinen Gesundheit und meinem Wohlbefinden verbunden. Die Muster des eigenen Zyklus zu erkennen, hat aber noch weitere Auswirkungen. Hier sind mindestens fünf weitere Möglichkeiten, wie Menschen vom Tracken des Zyklus profitieren:

  1. Fruchtbarkeit erkennen: Viele Frauen nutzen das Zyklus-Tracking, um ihr fruchtbares Zeitfenster zu erkennen, was ihnen hilft, entweder zu versuchen, schwanger zu werden – oder eine Schwangerschaft zu vermeiden.
  2. Vorhersage der Menstruation: Mit dem Zyklus-Tracking können Frauen den Beginn ihrer nächsten Periode genauer vorhersagen und sich so besser vorbereiten.
  3. Die Rhythmen des Körpers verstehen: Dieses Wissen gibt Aufschluss darüber, wie der eigene Zyklus die Stimmung, das Energieniveau, den Appetit und vieles mehr beeinflusst.
  4. Gesundheitsüberwachung: Regelmäßige Beobachtung kann Anomalien oder Veränderungen im Menstruationszyklus aufdecken und so möglicherweise auf gesundheitliche Probleme hinweisen.
  5. Persönliches Empowerment: Eine tiefere Verbindung zu seinem Körper und ein besseres Verständnis für ihn zu bekommen, kann zu mehr Körperbewusstsein und einem Gefühl der Selbstbestimmung führen.

Die Geschichte der Zyklus-Überwachung und die Rolle der Technologie

Seit Jahrhunderten sind Frauen mit ihren Menstruationszyklen im Einklang und nutzen die Mondphasen als natürlichen Kalender, um sie im Blick zu behalten. Diese tief verwurzelte Praxis entwickelte sich in den 1930er-Jahren mit der Einführung der Basaltemperaturmethode (BBT), die den leichten Temperaturanstieg einer Frau nach dem Eisprung nutzte. Spätere Innovationen führten zu kalenderbasierten Strategien wie der Rhythmusmethode, die eine genauere Vorhersage des Eisprungs durch Aufzeichnung des Zyklus ermöglicht.

Apple Watch am Handgelenk zeigt das Cycle Tracking an
Moderne Geräte wie die 2022 von mir getestete Apple Watch SE vereinfachen das Leben derjenigen, die ihren Zyklus genau verfolgen. / © nextpit

Das digitale Zeitalter hat das Zyklus-Tracking revolutioniert. Mit dem Aufkommen von Computern und Smartphones gab es eine Fülle von Apps, die die Menstruationsdaten digitalisierten. Heute überwachen Wearables wie Smartwatches nicht nur die Körpertemperatur, sondern auch die Herzfrequenzvariabilität und verbessern so die Vorhersage des Eisprungs.

Moderne Apps wie Clue oder Natural Cycles, die durch fortschrittliche Analysen unterstützt werden, bieten eine unvergleichliche Genauigkeit in Bezug auf Fruchtbarkeitsfenster und Menstruationsvorhersagen. Darüber hinaus bietet die Integration mit umfassenden Frauengesundheitsplattformen eine ganzheitliche Gesundheitsperspektive, während die wachsende Zahl von Online-Communities in diesen Apps Diskussionen und gemeinsame Erfahrungen zum Thema Menstruationswohlbefinden fördert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Überwachung des weiblichen Zyklus auf eine lange Geschichte zurückblickt, die in alten Praktiken wurzelt, aber durch moderne Technologien erheblich verändert und verbessert wurde. Egal, ob es darum geht, die Fruchtbarkeit zu erkennen, die Gesundheit zu überwachen oder den eigenen Körper besser zu verstehen: Das Zyklus-Tracking bietet zahlreiche potenzielle Vorteile.

Wie geht es hier weiter?

Wie bereits erwähnt, markiert dieser Artikel den Beginn einer siebenteiligen Serie. In dieser Serie werde ich den Einfluss der Technologie auf die Gesundheit von gleichgeschlechtlichen Frauen, nicht-binären Menschen, menstruierenden Trans*Männern und anderen untersuchen. Ich möchte betonen, dass ich versuche, so inklusiv zu sein, wie es mein Wissen zulässt. Aber das ist ein Prozess – ich lerne also noch, wie ich es angehen soll. Seht mir daher bitte frühere und zukünftige Fehler nach.

Ich werde mich mit den Funktionen von Wearables wie der Apple Watch Series 8 (zum Test) und der Samsung Galaxy Watch 5 Pro (zum Test) befassen. Freut Euch außerdem auf Diskussionen zum Datenschutz im Zusammenhang mit Zyklus-Tracking und Eisprung, die durch Interviews mit Frauengesundheitsexperten ergänzt werden.

Der nächste Artikel erscheint am Samstag, den 19. August, und befasst sich mit der Apple Watch Series 8, die den Zyklus und den Eisprung aufzeichnet. Bleibt also dran.

Seit ich mich auf meinen Östrogen- und Progesteronspiegel konzentriere, hat sich meine Fastenreise übrigens deutlich zum Besseren gewendet. Ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass meine letzten Bluttests so vielversprechend sind wie seit Jahren nicht mehr. Endlich zeigt sich die belebende Energie, die von der Fasten-Community oft angepriesen wird. Meine Haut strahlt und ich fühle mich tief mit meinem Körper verbunden.

Ich bin jedoch überzeugt, dass dieses neue Gefühl der Vitalität nicht nur mit dem Fasten zu tun hat. Die genaue Beobachtung meines Zyklus hat dazu beigetragen, dass sich meine Stimmung in letzter Zeit deutlich verbessert hat. Wie ist es bei Euch gelaufen?

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Zu den Kommentaren (6)
Camila Rinaldi

Camila Rinaldi
Head of Editorial

Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung im Testen von Smartphones und Wearables hat mich vor kurzem die Smart-Home-Sucht gepackt. Und obwohl ich vor zwei Jahren ins Apple-Ökosystem eingetaucht bin, bleibt Android eine meiner Leidenschaften. Zuvor war ich Chefredakteurin von AndroidPIT und Canaltech in Brasilien, jetzt schreibe ich für den US-Markt. Ich liebe meine Schallplatten und bin überzeugt, dass man neue Orte am besten übers Essen kennenlernt.

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6 Kommentare
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  • Matthias Zellmer 27
    Matthias Zellmer vor 8 Monaten Link zum Kommentar

    Auch wenn ich dachte schon gut informiert zu sein, habe ich in diesem Beitrag wichtige Informationen gelernt, über die ein verantwortlicher Partner verfügen sollte.
    Ich möchte meine Partnerin auch bei diesen Themen nicht allein lassen.
    Und auch die Familienplanung, die ja damit einhergeht, ist eh ein Thema für beide Eltern.
    Ich freue mich schon auf die Serie!

    Johanna Schmidt


    • 25
      Thomas Oppenheim vor 8 Monaten Link zum Kommentar

      Ein moderner Mann! Und das in dem Alter, hihihi


  • Johanna Schmidt 31
    Johanna Schmidt
    • Admin
    • Staff
    vor 8 Monaten Link zum Kommentar

    Sehr schöner und informativer Artikel, Camila! Ich freue mich sehr auf die Serie und hoffe, dass es anderen Lesern genauso geht.

    Gelöschter AccountMatthias ZellmerCamila RinaldiFabien RöhlingerThomas KernTenten


    • Fabien Röhlinger 72
      Fabien Röhlinger
      • Admin
      • Staff
      vor 8 Monaten Link zum Kommentar

      Vor allem Leserinnen... :-)

      Camila Rinaldi


      • 50
        paganini vor 8 Monaten Link zum Kommentar

        Und nicht-binären Menschen… ;-)

        Johanna Schmidt


      • 9
        Gelöschter Account vor 8 Monaten Link zum Kommentar

        Und :außen 🙄

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