Kann dieser 600-Euro-Kopfhörer ein Hörgerät ersetzen!?


Ein Kopfhörer für Hörgeschädigte, der Töne über eine doppelte Knochen- und Luftleitung verstärkt. Das ist das Konzept von Spokeo, einer Erfindung made in France, die mit dem Großen Preis des Wettbewerbs Lépine 2025 ausgezeichnet wurde, der vom 30. April bis zum 11. Mai in Paris stattfand. Dieses Headset arbeitet zusammen mit einem Bluetooth-Mikrofon. Er ist als Hörassistent für Hörgeschädigte, aber auch für ihre Angehörigen gedacht.
Spokeo wurde von Raphaël Zakine, einem Optiker, zusammen mit Michael Uzzan und Jonathan Goldminc, beides Fachleute für Hörgeräte, entwickelt. Die Idee hinter Spokeo ist es, eine weniger belastende und einfach zu bedienende Zusatzlösung für Menschen zu haben, die nicht ständig ein Hörgerät tragen möchten oder wollen.
Doppelte Knochen- und Luftleitung
Das Spokeo-Gerät besteht aus einem Kopfhörer und einem Ansteckmikrofon. Das Headset soll von der hörgeschädigten Person getragen werden, das Mikrofon von ihrem Gesprächspartner.
Das Ansteckmikrofon ist per Bluetooth mit dem Headset verbunden. Das Headset verstärkt die vom Mikrofon aufgenommenen Töne auf "Luft- und Knochenwegen". Der Hersteller erklärt nicht ganz klar, wie diese patentierte Technologie wirklich funktioniert. Er gibt lediglich an, dass seine Sound Boost-Technologie zwei voreingestellte Verstärkereinstellungen bietet, die in 95 % der Fälle ein gutes Verstehen wiederherstellen sollen.
Anhand der Bilder und Informationen auf der offiziellen Website sowie mit gesundem Menschenverstand kann man aber davon ausgehen, dass "Luft" nur bedeutet, dass der Ton auf herkömmliche Weise über Schallwandler wiedergegeben wird. Das ist bei jedem anderen Bluetooth-Kopfhörer der Fall.
Auf einem der Produktfotos, die auf der Spokeo-Website zu sehen sind, kann man eine kleine Öffnung in der Ohrmuschel des Kopfhörers erkennen. Vielleicht kommt hier die Knochenleitung zum Einsatz, um die Vibrationen in das Innenohr zu leiten. Das Ziel ist, dass der/die Nutzer/in den Klang des Kopfhörers auch dann hören kann, wenn ihr Gehörgang verstopft ist.
598 Euro Minimum
Spokeo ist kein Hörgerät und wurde nicht als Ersatz für ein Hörgerät entwickelt. Der Hersteller betont: Es ist kein medizinisches Gerät, Ihr benötigt keinen Termin beim HNO-Arzt, um es zu kaufen. Das bedeutet auch, dass die Kosten nicht von der Krankenkasse übernommen werden und dass Ihr die fast 600 Euro für die Kopfhörer voll bezahlen müsst.
Der Preis von 598 Euro kann sich als prohibitiv erweisen. Aber wenn Ihr den durchschnittlichen Preis für ein echtes Hörgerät in Frankreich und die durchschnittliche Kostenübernahme kennt, erscheinen die 600 Euro für Spokeo gleich weniger extravagant.
Viele der Anwendungsfälle, die für dieses Produkt in Betracht gezogen werden, sind für professionelle Anwender gedacht. Beim Augenarzt, um sich am grauen Star operieren zu lassen und die Anweisungen des Arztes zu hören, beim Notar, um die Erbschaftssteuer richtig zu verstehen. Das Zielpublikum liegt eindeutig auf der Seite der Senioren.
Aber Spokeo versichert auch, dass es die "pflegenden Angehörigen", die Familie und die Freunde der Nutzer, berücksichtigt. Die Reichweite des Geräts scheint sich also nicht auf einen rein (und kalt) utilitaristischen Rahmen zu beschränken. Die Idee ist auch, die Nutzer/innen ihren Angehörigen näher zu bringen, indem Frustrationen und Missverständnisse im Zusammenhang mit einem Hörverlust reduziert werden.
Spokeo scheint sich über Bluetooth auch mit anderen Quellen als dem mitgelieferten Ansteckmikrofon verbinden zu können. Man könnte es auch einfach mit einem Fernseher, Computer, Tablet oder anderen Geräten verbinden, um Filme und Serien anzuschauen.
Quelle: Concours Lépine