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Fünf Dinge, die der MWC 2023 über die Smartphone-Zukunft verrät

MWC 2023 3
© Евгений Вершинин / Adobe Stock

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Morgen schließt der MWC seine Pforten für dieses Jahr, doch alle wichtigen Pressekonferenzen sind bereits abgefrühstückt. Wir blicken zurück auf die vergangenen Tage und zeigen Euch in diesem Artikel fünf Punkte, die wir über die Zukunft der Smartphones gelernt haben – von Satelliten-Handys bis zu rollbaren Smartphones.

1. Smartphones werden in den kommenden Jahren vielfältiger

Erinnert Ihr Euch noch an die ersten Smartphones? Es gab welche mit Tastatur, welche ohne Tastatur. Es gab runde und quadratische Smartphones und Smartphones mit QWERTZ-Tastatur oder T9-Keyboard. Mit Android und dem iPhone wurde alles anders. Für Smartphone-Displays wurde Anfang der 00er-Jahre zunächst das 16:9-Format Standard, das über die vergangenen Jahren ein wenig in die Länge wuchs.

Und jetzt? Flexible Displays sind endgültig im Massenmarkt angekommen, und faltbare Smartphones gehören zum Alltagsbild dazu. Auf dem MWC zeigte uns Motorola einen Konzept für ein rollbares Smartphone, und Samsung Display sorgte mal wieder mit einem Doppelfalter für große Augen. 

Fest steht: Smartphones werden vielfältiger und individueller – und das ist großartig! Ich freue mich darauf, welche Formfaktoren flexible Bildschirme in den kommenden Jahren noch hervorbringen werden.

Was hier mit Sicherheit auch das Geschäft beleben wird: Samsung bekommt Konkurrenz bei den Foldables. Ein uninspiriertes Fold oder Flip 5 können sich die Koreaner nicht leisten – Oppo mit dem Find N2 Flip und Honor mit dem Magic Vs machen kräftig Druck.

2. (Smartphone-)Marken brauchen Euch!

Bleiben wir noch kurz beim Einheitsbrei an Smartphones der vergangenen Jahre – der sogar die ganz große Fan-Marke OnePlus einlullte. Waren die "Flagship-Killer" früher echte Charakter-Smartphones, hätte auf der Rückseite des OnePlus 10T (zum Test) auch ein Logo eines x-beliebigen anderen Herstellers kleben können. Sogar der DND-Schieber war zu "anders".

OnePlus 11 Concept Rückseite
Das OnePlus 11 Concept sticht aus der Masse der gesichtslosen Smartphones heraus. / © NextPit

Nicht nur hat das OnePlus 11 (zum Test) wieder mehr Charakter gewonnen, auch das OnePlus 11 Concept macht ein paar Babyschritte in Richtung "klare Zielgruppe". Ein anderes Beispiel ist das Realme GT 3, das sich beim Design ebenfalls etwas traut. Statt Einheitsbrei für Niemanden zu produzieren, besinnen sich die Hersteller zunehmend auf ihre Fans – und das ist super. 

Auch wenn's zum MWC immer noch kein Sony-Smartphone mit austauschbarem Akku gab, um wirklich alle Fans glücklich zu machen: HMD Global beziehungsweise Nokia marschiert ebenfalls weiter auf dem klaren Nachhaltigkeitskurs und zeigt auf dem MWC ein Einsteiger-Smartphone, das den Eigen-Austausch diverser Komponenten durch den User vorsieht – beim Akku ist noch lange nicht Schluss.

3. Premium für 1.000 Euro? Forget it!

Für 1.000 Euro bekommt man ein Highend-Smartphone? Vergesst es! Nahezu alle aktuellen Flaggschiffe-Serien haben die Euro-Schallmauer in den vergangenen Monaten durchbrochen – und der MWC zeigt kein Verlangsamen dieses Trends. 

Das "kleine" Xiaomi 13 gibt's noch für 999 Euro, ebenso wie das kleinste iPhone 14 oder das kleinste Galaxy S23 (sogar 949 Euro!). Selbst für das Honor Magic 5 Pro müsst Ihr inzwischen 1.299 Euro hinlegen. Da fühlt sich ein Google Pixel 7 Pro mit 899 Euro geradezu nach Mittelklasse an.

Honor Magic 5 Pro Kamera-App
Das Honor Magic 5 Pro hat uns beim ersten Hands-on positiv überrascht. / © NextPit

Klar, es gibt auch Gründe abseits von Inflation und gierigen Herstellern: Wir haben gerade einen ausgezeichneten Prozessor-Jahrgang, und beinahe alle Hersteller haben jüngst kräftig an ihren Update-Versprechen gekurbelt. Die 36-Monate-Verträge von o2 sind also kein Zufall; Menschen nutzen ihre Smartphones länger, weil sie einfach länger halten.

4. Mixed Reality als Erweiterung der Smartphones

Ein weiteres Thema auf dem MWC war Mixed Reality. Das bedeutet, dass die VR-Brillen die Nutzer:innen nicht in ein komplett abgeschottetes Universum "entführen", sondern das per Kamera aufgenommene Bild der Realität mit virtuellen Inhalten mischen. Wichtig sind hierfür natürlich ein extrem präzises Tracking und eine möglichst gute Kamera in der Brille.

Antoine mit der Pico 4 in der MR
Die Pico 4 bekommt in den kommenden Monaten ebenfalls MR-Apps. / © NextPit

HTC hatte auf der Messe einen riesigen Stand, auf dem man die aktuelle HTC Vive XR Elite in diversen MR-Szernarien testen konnte. Und auch Pico war mit der Pico 4 vertreten, die in den kommenden Monaten echte MR-Anwendungen erhalten wird. Klar, Mixed Reality auf der Pico 4 kann nicht mit dem HTC-Flaggschiff mithalten. Aber man darf eben auch nicht vergessen, dass die Pico 4 ungefähr viermal günstiger ist.

Dieser eine Schritt wird zwar nicht die ganze Branche auf einen Schlag umkrempeln, dürfte aber dafür sorgen, dass MR-Anwendungen schnell eine viel breitere Masse erreichen.

5. Satelliten-Smartphones sind gut für die Freiheit?

Es war in den 90er Jahren, als die ersten von derzeit 66 aktiven Iridium-Satelliten ins All geschossen wurden. Ein Vierteljahrhundert später kommt mit der iPhone-14-Generation und dem breit verfügbaren Qualcomm-Modem die Satellitenkommunikation im Massenmarkt an – und bringt spannende Implikationen mit. 

Klar, Apple & Co. können in ihren Keynotes bildgewaltige Geschichten erzählen von in Not geratenen Polarforschern, denen ein Notruf per Satellit das Leben rettete. Aber Satellitentelefone haben auch Potenzial zu mehr, denn eine Satellitenverbindung lässt sich im Gegensatz zu einem terrestrischen Mobilfunknetz nicht so einfach abschalten.

Qualcomms Vice President Product Management Francesco Grilli und der Iridium-CTO Greg Pelton
Qualcomms Vice President Product Management Francesco Grilli (rechts) und der Iridium-CTO Greg Pelton (links) bei einem Roundtable auf dem MWC zu Snapdragon Satellite. / © NextPit

Die Kontrolle über die Netze liegt nicht bei der libyschen Regierung oder irgendwelchen Invasoren, die hier einfach einen Schalter umlegen können, sondern bei den Satellitenbetreibern. Nicht einmal ein großflächiges Stören ist so einfach möglich, da einerseits fast immer mehrere der sehr schnellen Satelliten in Sicht sind, andererseits die naheliegenden GNSS-Frequenzen ebenfalls betroffen wären.

Derzeit gibt es noch viele offene Fragen zu Snapdragon Satellite. Wird Google die Qualcomm-API für die Satellitenkommunikation freigeben? Welche Anwendungen werden hier via Satellit möglich und was kostet deren Betrieb? Und was passiert, wenn eine Regierung bei Qualcomm anklopft, man solle den Service bei einem Protest im Stile des arabischen Frühlings doch bitte abschalten.

Welche Lehren über die Smartphone-Branche habt Ihr aus dem MWC 2023 gezogen? Ich freue mich auf Eure Meinung in den Kommentaren!

Die besten Smartphones bis 1.000 Euro im Vergleich und Test

  Das beste Smartphone bis 1.000 Euro Das beste iPhone Beste Android-Alternative Das beste Kamera-Handy Preis-Leistungs-Verhältnis Das beste Foldable Das günstigste Smartphone
 
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Zu den Kommentaren (4)
Stefan Möllenhoff

Stefan Möllenhoff
Head of Content Production

Schreibt seit 2004 über Technik und brennt seither für Smartphones, Fotografie, IoT besonders im Smart Home und AI. Ist außerdem ein Koch-Nerd und backt dreimal wöchentlich Pizza im Ooni Koda 16 – macht zum Ausgleich täglich Sport mit mindestens zwei Fitness-Trackern am Körper und ist überzeugt, dass man fast alles selber bauen kann, inklusive Photovoltaik-Anlage und Powerstation.

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4 Kommentare
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  • 26
    Gelöschter Account 04.03.2023 Link zum Kommentar

    "Erinnert Ihr Euch noch an die ersten Smartphones?"

    Nein.
    Ich habe das nicht benötigt und mich folglich nicht drum gekümmert. Und ohne die interessanten Kameras würde ich wahrscheinlich noch heute keines besitzen.


  • Clemens C. 22
    Clemens C. 02.03.2023 Link zum Kommentar

    Schon faszinierend, dass es Satellitenkommunikation bereits seit Jahrzehnten gibt und es jetzt im Massenmarkt ankommt und wieder "hipp" wird.


  • Tim 121
    Tim 01.03.2023 Link zum Kommentar

    "Das OnePlus 11 Concept sticht aus der Masse der gesichtslosen Smartphones heraus."
    Das Ding sticht nirgends irgendwas, weil es eben nur ein Konzept ist, dass in 2 Wochen komplett vergessen wird und niemals in irgendeiner vergleichbaren Form auf den Markt kommt. Eben exakt wie OnePlus' letztes "Concept".


    • Stefan Möllenhoff 39
      Stefan Möllenhoff
      • Admin
      • Staff
      01.03.2023 Link zum Kommentar

      Ja, es ist natürlich oft so mit irgendwelchen Konzept-Fahrzeugen oder Kleidern bei Mode-Shows, die auch niemals straßentauglich wären. Aber oft findet man dann eben doch einzelne Elemente in Serienprodukten wieder, wenn auch nicht so überzeichnet wie bei den Konzepten.

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