KI verändert unser aller Leben – ob Ihr wollt oder nicht!


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Der KI-Hype nervt Euch? Dann ist dieser Artikel auch für Euch. Wir sprechen darüber, was da wirklich auf uns zurollt und wieso der Ex-Google-Boss Eric Schmidt sogar glaubt, dass das Thema künstliche Intelligenz "underhyped" ist. Von mir aus seid genervt von nervigen KI-Songs und lustigen "ich als Actionfigur"-Bildchen. Aber verschließt nicht die Augen vor dem, was da auf uns zurollt. Es ist so viel mehr als das, was die meisten aktuell sehen können. Legen wir los!
2025
Es ist 2025 und die Zukunft klopft an unsere Tür. Sie klopft nicht leise an, sie hämmert laut, entschlossen und unaufhörlich. Eigentlich ist es nicht einmal klopfen: Sie tritt uns die Tür ein und ist einfach da! Mit ihr im Türrahmen stehen nicht nur KI, Robotik und die Aussicht auf millionenfaches Jobsterben. Sie hat nämlich auch die alten Hits dabei: Klimakrise, ungerechte Verteilung von Geld, Kriege, mangelnde Digitalisierung und noch ein paar mehr.
Ja, es ist so: Zumindest der Teil der Zukunft, der die dringendsten Probleme der Welt möglichst heute, besser noch gestern, gelöst bekommen muss, erreicht unsere Gegenwart. Der Teil der Zukunft, in der sich künstliche Intelligenz zum beherrschenden Thema aufschwingt – egal, wie sehr Euch KI heute schon zu den Ohren raushängt.
KI ist so viel mehr als ChatGPT, auch wenn wir in der Regel beim Begriff "KI" zunächst fast immer an generative LLMs denken. KI wird täglich klüger und das in einem Maße, in dem der Mensch schon bald nicht mehr mithalten kann und das intelligenteste Wesen des Planeten nicht länger der Mensch sein wird.
Mehr als alles andere wünsche ich mir, dass endlich von wirklich allen wahrgenommen wird, in was für Zeiten wir leben. Das Ignorieren der technischen Möglichkeiten und der daraus resultierenden Folgen stellt ein Problem dar, das ein technisches, aber auch politisches und gesellschaftliches ist.
Schon wieder ein KI-Artikel? Es nervt!!
Wisst Ihr, es ist so wie mit dem Bild vom Auto, das mit Vollgas auf eine Mauer zurast: Wir sehen die Wand, kennen die physikalischen Gesetze, besitzen das Wissen und die Tools zum Bremsen – aber wir reden lieber übers Entertainment-System im Cockpit oder darüber, wer vorne sitzen darf. Gleichzeitig erklären wir lässig: "Ich komme der Wand mit Höchstgeschwindigkeit immer näher und näher – und dennoch ist bis jetzt nichts Schlimmes passiert, obwohl mich alle warnen, nicht volle Pulle in die Wand zu donnern."
Ein sehr schönes Beispiel für dieses Verhalten sehen wir bei der Klimakrise: Wir sehen das Problem seit Jahrzehnten, haben auch hier das Know-how und kennen die Dringlichkeit, aber kümmern uns nicht bzw. zu wenig drum. Weil es uns nicht so akut vorkommt, wie es beispielsweise bei der Pandemie der Fall war.
Wir bauen nicht die Welt um, sondern halten uns an Kleinigkeiten fest. Darf Bratwurst auch dann Bratwurst heißen, wenn sie vegan ist? Wie gendern wir richtig? Welche Rechte dürfen Menschen haben, die anders denken oder fühlen oder lieben als wir? Anscheinend wollen wir lieber erst all das besprechen – danach können wir ja immer noch überlegen, wie wir die Klimakrise bewältigen. Oder das Artensterben und den damit einhergehenden Verlust von Biodiversität. Oder wie wir die globale Ungerechtigkeit, die Armut und den Welthunger besiegen. Oder Kriege beenden. Oder Demokratieabbau und autoritären Machtstrukturen Einhalt gebieten.
Was redet der? Was hat das jetzt mit künstlicher Intelligenz zu tun? Mein Punkt ist, dass wir gesellschaftlich gerade katastrophal performen, wenn es darum geht, die wichtigen Dinge zu erkennen. Das müssen wir verstehen und darauf müssen wir reagieren. Erst dann können wir uns auch wirklich mit Chancen und Risiken von KI beschäftigen. Was müssen wir also als Gesellschaft tun? Erst mal wieder Zuhören lernen. Gerade brauche zum Beispiel ich Eure Aufmerksamkeit und Eure Bereitschaft, neue Informationen an Euch heranzulassen. Wir stehen an einem Scheideweg und deshalb brauche ich Euch bei klarem Verstand!
Uns brechen die Jobs weg – und es geht schon los!
Bereits vor zwei Jahren war man sich bei Goldman Sachs sicher, dass durch Automatisierung und künstliche Intelligenz weltweit 300 Millionen Jobs wegfallen könnten. IBM hat zwar neue Jobs schaffen können, erwähnte gegenüber dem Wall Street Journal aber auch, dass bereits "einige hundert Mitarbeitende" durch künstliche Intelligenz ersetzt wurden. Microsoft will trotz sprudelnder Milliardeneinnahmen etwa drei Prozent seines Personals (etwa 6.000 Vollzeitarbeitsplätze) abbauen. Der Grund auch hier: "Umstrukturierungen des Unternehmens" und Fokus auf KI. Meta, Alphabet (Google), Amazon –überall findet die Transformation statt, die mit Massenentlassungen einhergeht.
Auch Eric Schmidt haute passend dazu jüngst eine steile These raus, als er sagte:
"[...] Dies geschieht schneller, als unsere Gesellschaft, unsere Demokratie, unsere Gesetze es verkraften können, und es hat viele Auswirkungen. Deshalb wird es so unterschätzt. Die Menschen verstehen nicht, was passiert, wenn man eine Intelligenz auf diesem Niveau hat, die weitgehend kostenfrei ist. Daher glauben wir als Branche, dass in einem Jahr die überwiegende Mehrheit der Programmierer durch KI-Programmierer ersetzt werden wird."
Programmierern geht es also nach Schmidts Meinung an den Kragen. Und das schon in den nächsten Jahren. Das trifft dann natürlich nicht jeden Programmierer. Aber die meisten eben schon. "Interessiert mich nicht, weil ich ja kein Programmierer bin!" Ja, denke ich mir, dass zu viele so denken. Aber das ist genau das Level wie beim Klima-Thema: "Schade, dass da tropische Trauminseln absaufen – aber das ist ja weit weg!"
Der Future of Jobs Global Report 2025 spricht davon, dass bereits 41 Prozent der Unternehmen darüber nachdenken, wegen KI ihr Personal zu kürzen. "Aber es entstehen ja auch neue Jobs". Ja, ich weiß! Aber nicht so viele, wie wegfallen, glaubt man Expert:innen. Selbst der nagelneue Beruf des Prompt Engineers könnte sich schon wieder erledigt haben, wenn die KI einfach die besseren Prompts für jede Gelegenheit formulieren kann.
Was soll denn der neue Job beispielsweise des Busfahrers sein, der dank eines autonom fahrenden Busses seinen Job verloren hat? Nehmen wir an, der Mensch fuhr 30 Jahre lang Bus, und zwar richtig gut. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der sich mit 55 Jahren jetzt in einen IT-Job reinfuchst, von dem er dann aber auch nicht weiß, ob KI diesen längst besser erledigen kann? Soll heißen, die tollen neuen Jobs bringen uns nicht viel, wenn die Menge arbeitsloser Menschen und die Menge offener neuer Stellen nicht matchen.
Jetzt trifft es bereits die jungen, intelligenten Talente
Ein riesiges Problem hängt da auch wie ein Damoklesschwert über jungen Menschen, die sich aktuell für ein Studium entscheiden müssen. Wie wählt man den richtigen Zweig aus, wenn wir in Zeiten leben, in denen wir heute nicht wissen, welcher Beruf morgen noch existent ist? Lest dazu gerne mal den Blogartikel bei Blood in the Machine. In dem sehr klugen Beitrag verweist Brian Merchant auf eine Beobachtung des "Atlantic". Dort hat man festgestellt, dass die Arbeitslosenquote bei Hochschulabsolventen ungewöhnlich hoch ist – und im Verhältnis zur allgemeinen Arbeitslosenquote liegt sie sogar historisch hoch.
Nach dem Studium steigt Ihr ja in der Regel erst einmal mit leichteren Aufgaben in den Job ein. Exakt die leichten Aufgaben, die KI heute schon prima meistert. Bislang waren junge Hochschulabsolventen eine Bank für Unternehmen: Sie haben Bock, die entsprechende Qualifizierung – und sie arbeiten für relativ kleines Geld. Aber schon jetzt sehen wir, dass der sogenannte "New Grad Gap" – die Lücke zwischen der Arbeitslosigkeit dieser jungen Absolventen im Vergleich zur gesamten Arbeitskraft – so groß ist wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr.

Du arbeitest besser als die KI? Wen interessiert's?
Eine weitere Veränderung ist spürbar, die weniger mit KI an sich zu tun hat, dafür aber mehr mit überambitionierten (oder geizigen?) Unternehmen. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Wirtschaft bereits heute auch dann schon auf KI setzt, selbst wenn das von künstlicher Intelligenz Geleistete schlechter ist als das, was der menschliche Mitarbeitende zustande bringt.
Duolingo macht das derzeit vor mit seiner "AI First"-Strategie. Die Qualität verschlechtert sich in den Kursen, aber das scheint das Unternehmen erst einmal nicht zu jucken. Wenn Ihr Euch also in Sicherheit wähnt, weil Ihr die KI-Szene beobachtet und genau wisst, dass Eure Arbeit nicht so einfach ersetzt werden kann: Sorry, aber das schützt Euch nicht. Dabei ist es dann auch egal, ob ein Unternehmen aus Dummheit so handelt, oder einfach die Gelegenheit nutzt, mit der KI-Ausrede Personal loszuwerden.
Aber natürlich erwischt es nicht jeden Job und auch nicht in den nächsten 2-3 Jahren – logisch. Aber fühlt Euch bitte auch als Handwerker:innen nicht zu sicher, denn mit humanoiden KI-gestützten Robotern steht die nächste Revolution schon vor der Tür! Aber über Roboter unterhalten wir uns mal separat.
Wir stehen vor einer sozialen Zerreißprobe
Aber wenn ich Euch von der Dringlichkeit unserer Probleme berichte, geht es ganz sicher nicht nur um Arbeitsplätze. Nehmt mal unser Rentensystem: Zumindest hier in Deutschland sieht das so aus, dass das Umlagesystem an seine Grenzen gelangt. In den 60er Jahren verteilte sich die Finanzierung der Rente einer Person auf die Schultern von sechs Beitragszahler:innen. Heute sind es bereits weniger als zwei und bis 2030 prognostiziert das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung lediglich 1,3 Personen pro Renter:in.
Was passiert nun, wenn durch KI und Automatisierung ein signifikanter Teil der Erwerbsarbeit wegfällt? Marginale Anpassungen werden in einer Welt, in der KI ganze Berufsfelder auf links krempelt, einfach nicht ausreichen. Wir stehen nicht vor einer evolutionären Anpassung unseres Sozialsystems, sondern vor einer revolutionären Neugestaltung.
Während einige wenige Unternehmen und Individuen künftig enormen Reichtum anhäufen, droht die breite Masse bei diesem Wandel auf der Strecke zu bleiben und ja: Diese Schere geht derzeit tendenziell weiter auseinander.
Euch muss hier eine Sache klar werden: Es gibt nicht die einfache Formel, mit der alles plötzlich wieder rund läuft. Sowas wie ein paar Jobs schaffen, ein paar weniger Leute ins Land lassen und das Renteneintrittsalter anheben funktioniert nicht mehr. Welche soziale Hängematte soll auffangen, dass wir in absehbarer Zeit Hunderte Millionen Klima-Flüchtlinge auf der Welt haben und gleichzeitig ebenso viele ihre Jobs verlieren?
Neue Systeme für eine neue Zeit
Aber hey, good News: Wir haben die Chance, diesen technologischen Umbruch für ein gerechteres, freieres Gesellschaftsmodell zu nutzen. Doch dafür müssen wir jetzt handeln und mutige neue Wege gehen. Ideen gibt es einige, die uns nach vorne bringen könnten:
Da wäre beispielsweise eine Robotersteuer: Wer menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzt,gibt einen Teil der dadurch entstehenden Gewinne an die Gesellschaft zurück. Diese Mittel könnten direkt in die soziale Sicherung oder in Bildung fließen. Ein Teil dieser Steuereinnahmen könnte auch zur Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens beitragen.
Damit wäre auch ein zweiter Ansatz erwähnt, bei dem ich es nahezu unverschämt finde, dass er derzeit in der Politik so überhaupt keine Rolle spielt: Das BGE, also das bedingungslose Grundeinkommen. Es handelt sich dabei um ein existenzsicherndes Einkommen, das jeder Person in der Gesellschaft unabhängig von Herkunft und Leistung gezahlt wird.
Das BGE könnte auch eine globale Finanztransaktionssteuer speisen. In einer Zeit, in der Hochfrequenzhandel und KI-gesteuerte Algorithmen in Millisekunden Milliarden über die Finanzmärkte bewegen, könnte bereits eine minimale Besteuerung jeder Transaktion erhebliche Summen in die Staatshaushalte spülen, ohne die Wirtschaft zu belasten. Roboter- oder Finanztransaktionssteuer könnten helfen, das soziale System zu sichern – oder sie fließen direkt ins BGE ein.
Oft wird beim BGE gefragt, wer denn noch arbeiten geht, wenn es die Kohle auch ohne Leistung gibt. Gegenfrage: Wenn wegen der Automatisierung eh kaum noch jemand arbeitet: Wer soll dann all das kaufen, was die Wirtschaft so produziert?
Es wird darum gehen, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Potenzial auch jenseits klassischer Erwerbsarbeit zu entfalten. In einer Welt, in der KI und Roboter immer mehr Routineaufgaben übernehmen, könnten wir uns dann verstärkt kreativen, sozialen und pflegenden Tätigkeiten widmen.
Die Bombe tickt: Warum wir jetzt handeln müssen
Lasst mich klarstellen: Wir reden hier nicht über Zukunftsvisionen. Das alles passiert jetzt, in dieser Sekunde! Die Entwicklungsgeschwindigkeit von KI übertrifft alle bisherigen technologischen Revolutionen. Während die industrielle Revolution sich über Jahrzehnte erstreckte, vollzieht sich der KI-Umbruch in wenigen Jahren – erinnert Euch an das Eric-Schmidt-Zitat weiter oben.
Wir stehen vor einer Zeit extremer gesellschaftlicher Spannungen, wenn wir nicht JETZT die Weichen neu stellen. Denn die größte Gefahr ist nicht die KI selbst, sondern unsere verdammte Unfähigkeit, unsere Gesellschaftsordnung an diese neue Realität anzupassen. Wir können auch nicht auf die Pause-Taste drücken. Der Geist ist aus der Flasche! Jedes Unternehmen und jeder Staat, der jetzt bremst, weil er zunächst die Kontrolle über die KI sicherstellen möchte, wird links und rechts überholt – von Unternehmen und Staaten mit anderemr ethischen Verständnis, die sich einen Dreck um unsere Werte und Vorstellungen scheren.
Ohne tiefgreifende Reformen droht Folgendes: Eine kleine Elite kontrolliert die mächtigsten KI-Systeme, während die breite Masse in Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit versinkt. Diese Dystopie ist nicht unausweichlich, aber sie wird Realität, wenn wir nicht jetzt gegensteuern. Zwei Gedanken dazu, die Mo Gawdat, Ex-Manager von Google X, mit uns teilt:
- Eine wirklich üble Phase mit einer noch weiter gespaltenen Gesellschaft bei noch reicheren Eliten kommt. Die Frage ist nicht, ob sie kommt, sondern wie lange sie anhält.
- Wir als Gesellschaft bestimmen mit, wie lang diese üble Phase dauert, die uns von der Utopie trennt.
Was wir als Gesellschaft tun können: Der Weg zur digitalen Utopie
KI selbst ist nicht gut oder böse, sie ist neutral. Sie kann in falschen Händen die Menschheit ausrotten oder versklaven, und in guten Händen die ganze Welt retten. Die gute Nachricht ist: Wir haben es in der Hand, die KI-Revolution zu einer Chance für alle zu machen. Hier sind konkrete Schritte:
1. Bildungsrevolution starten
Unser Bildungssystem bereitet Menschen noch immer auf Jobs vor, die es morgen nicht mehr gibt. Das Thema hatten wir ja oben bereits. Wir brauchen eine radikale Neuausrichtung, die junge Leute zu kritischem Denken, Kreativität und sozialen Kompetenzen verhilft. – Fähigkeiten, bei denen Menschen KI (noch) überlegen sind. Überlebenswichtiger Skill: Flexibel sein, um sich an neue Situationen anpassen zu können.
2. Demokratische Kontrolle von KI fordern
KI-Systeme mit gesellschaftlicher Tragweite dürfen nicht allein von Techkonzernen oder einzelnen Regierungen kontrolliert werden. Wir brauchen Regulierung, wirksame öffentliche Aufsicht und demokratische Mitbestimmung.
3. Neue Steuer- und Sozialsysteme entwickeln
Wir müssen jetzt mit der Entwicklung und Erprobung neuer Steuer- und Sozialsysteme beginnen, die den Wohlstand einer automatisierten Wirtschaft gerecht verteilen. Robotersteuer, Finanztransaktionssteuer und bedingungsloses Grundeinkommen sind keine Utopien – sie sind pragmatische Antworten auf reale Herausforderungen.
4. Gemeinwohlorientierte KI-Entwicklung vorantreiben
KI muss dem Gemeinwohl dienen – nicht nur privaten Profitinteressen. Wir brauchen öffentliche Investitionen in KI-Forschung und -Entwicklung, die explizit auf gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, unsere Gesundheitsversorgung und Bildung ausgerichtet ist.
Fazit: Die Zeit zu handeln ist jetzt
Wir stehen an einem historischen Wendepunkt. Die KI-Revolution wird unsere Gesellschaft tiefgreifender verändern als jede technologische Revolution zuvor. Ob diese Veränderung in eine dystopische oder utopische Zukunft führt, liegt jetzt in unserer Hand. Nagelt mich dabei bitte nicht auf ein bestimmtes Jahr fest. Denn wenn jemand wie Eric Schmidt glaubt, dass fast jeder Code in einem Jahr von KI generiert wird, ist es scheißegal, ob das dann "erst" 2027 oder gar 2028 geschieht. Nach Alternativen müsst Ihr dennoch heute schauen!
- Lest unbedingt auch: Heute ist der Tag, an dem Ihr Eure Angst vor KI besiegt
Eine zeitweise Dystopie – eine Phase tiefgreifender Umwälzungen und Unsicherheiten – lässt sich wahrscheinlich nicht vermeiden, wie ich es sehe. Aber wir können Dauer und Intensität der Dystopie beeinflussen. Und wir können dafür sorgen, dass am Ende eine gerechtere, freiere Gesellschaft steht, in der Menschen nicht trotz, sondern dank technologischem Fortschritt ein erfülltes Leben führen können. ein Leben, bei dem der Sinn nicht mehr länger "40 Jahre Lohnarbeit" lautet.
Die Alternative zum Handeln ist nicht das Bewahren des Status quo. Die Alternative ist eine unkontrollierte Disruption, die unsere Gesellschaft zerrüttet, schlimmstenfalls zerstört. Die Entscheidung liegt bei uns – und die Zeit zu handeln ist jetzt! Behaltet die Entwicklungen im Blick. Befasst Euch beruflich und privat mit KI und tretet Euren Politiker:innen auf die Füße. Aber taucht bitte nicht verängstigt oder genervt ab, wenn Ihr dem Thema "KI" begegnet. Darum bitte ich Euch ganz inständig! Danke fürs Lesen dieses ja doch etwas länger geratenen Textes!
Als vor etlichen Jahrzehnten PCs für alle erschwinglich und bedienbar wurden, wurde auch schon die völlige Veränderung von Gesellschaftlich und Arbeitswelt vorhergesagt, in den Neunzigern dann mit dem Internet noch einmal. Natürlich gab es Veränderungen, aber unterm Strich hat sich doch gar nicht so viel verändert Einiges hat sich verschoben, anderes wurde abgeschafft und Neues etabliert, aber summa summarum hat sich seit den Achtzigern oder Neunzigern doch nicht so viel verändert wie damals heraufvisioniert wurde. Ja, es gab viele Möglichkeiten und Chancen, aber wie so oft scheitern diese an der Realität. KI bietet ebenfalls viele neue Möglichkeiten, ich denke aber nicht, dass die Basis für all deren Umsetzungen bereits existiert.
Endlich sind wir mal nicht einer Meinung ;) Also ich finde schon, dass sich seit den Achtzigern die Welt massiv weitergedreht hat. Allein, wenn ich mir überlege, ich würde meinem Achtziger-Jahre-Ich erzählen, dass ich Musik unterwegs nicht mit einem Billig-Walkman und nahezu unbrauchbarem Kopfhörer höre, wo nach wenigen Stunden die Batterien abkacken und dadurch meine Musik schon lange vorher anfängt, langsamer zu werden oder zu eiern. Stattdessen nutze ich kabellose Over-Ears, die Umgebungsgeräusche ausblenden und höre nicht eine 60-Minuten-Kassette, sondern wähle per Smartphone beliebig aus über 100 Millionen Songs aus.
Wie hast Du in den Achtzigern denn unterwegs Videos geschaut? Ach, gar nicht? ;) Ich kann an jedem Ort der Welt zu jeder beliebigen Zeit Musik hören, Filme schauen, Briefe oder sogar Bewerbungen schreiben, kann arbeiten, finde mich auf Anhieb in jeder Stadt zurecht und verstehe Leute, die nicht meine Sprache sprechen.
Und mein PC? Allein die Möglichkeit, dass ich Dir diese Zeilen gerade schreibe, während ich zu Hause im Homeoffice sitze, spricht doch Bände.
Bei Leuten, die mir ausgerechnet in der Kommentar-Sektion einer Tech-Seite erzählen, dass weder PC, das Smartphone oder das Internet wirklich einen spürbaren Impact auf die Gesellschaft hatten, bin ich künftig vermutlich erst einmal etwas skeptisch ^^
... und verglichen mit dem Impact, den KI haben wird, sind die genannten bisherigen Tech-Entwicklungen eher ein Kindergeburtstag. Möglich, dass die KI-Entwicklung an einem Punkt in naher Zukunft ins Stocken geraten könnte. Aber wir sind schon viel zu weit fortgeschritten, als dass man auf irgendeiner Grundlage behaupten könnte, dass die Veränderungen lediglich überschaubarer Natur sein werden.
Ja gut, das ist aber nur technischer Fortschritt und keine gesellschaftliche Veränderung. Dass ich jetzt in der U-Bahn Filme gucken kann ist für mich keine gesellschaftliche Veränderung. Mit dem Aufkommen von PC und Internet wurden ebenfalls Millionen Arbeitslose prognostiziert, das Verschwinden von zig Berufen und gleichzeitig ein goldenes Zeitalter für all diejenigen, die sich rechtzeitig mit der Materie befassen würden. Eben genau so, wie es heute ja der KI zugeschrieben wird. Nichts davon ist eingetreten. Im kleinen natürlich, es gibt heute Berufe, die es vorher nicht gab, aber eben nicht im vorhergesagten Ausmaß und schon gar nicht als einschneidende gesellschaftliche Veränderung. Mails schreiben statt Briefen, Streaming statt Videothek, das sind technische Bequemlichkeiten, aber im gesellschaftlichen Durchschnitt betrachtet, sind wir dadurch nicht zu Millionären geworden, aber Gott sei Dank auch nicht alle arbeitslos. Dass ich mich mit moderner Technik mit anderen in fremden Sprachen unterhalten kann, ist technisch fantastisch, gesellschaftlich betrachtet bringt es uns nicht näher oder baut gar Rassismus ab. Ich bin durchaus davon überzeugt, dass KI vieles verändern wird, aber wie gesagt glaube ich nicht an derart drastische gesellschaftliche Umbrüche, wie sie aktuell von vielen Medien im Rausch des KI-Hypes hervorgesagt werden.
Es ist Dein gutes Recht, das so zu betrachten - und mein Job, Dich davon in nächster Zeit zu überzeugen, dass KI eben doch eine andere Hausnummer ist und selbstverständlich die Gesellschaft verändern wird. Gerade dieser gerne gezogene Vergleich zu früheren Stufen der Industrialisierung zeigt, dass das Potenzial von KI von den meisten noch nicht im Ansatz erahnt wird. Wir lesen uns hier wieder unter einem meiner kommenden Artikel ;)
Es gab schon richtig große Hausnummern, welche die Gesellschaft - oder besser gesagt: die Geschichte der Menschheit durch eine Handvoll epochaler Revolutionen unwiderruflich verändert haben – jeder dieser Durchbrüche war von so existentieller Bedeutung, dass sie unsere Spezies auf eine völlig neue Entwicklungsstufe hob.
Die landwirtschaftliche Revolution war nichts weniger als die Geburtsstunde der Zivilisation selbst. Als unsere Vorfahren vor 12.000 Jahren begannen, Getreide anzubauen und Tiere zu domestizieren, schufen sie die Grundlage für alles, was folgen sollte: Städte, Schrift, Gesetze, Kultur. Dieser Übergang von der nomadischen Lebensweise zur Sesshaftigkeit war so fundamental, dass er das biologische und soziale Wesen des Menschen für immer veränderte.
Die wissenschaftliche Revolution des 16.-18. Jahrhunderts befreite das menschliche Denken aus den Fesseln von Dogma und Aberglaube. Durch die systematische Anwendung von Beobachtung und Experiment verwandelte sie unser Verständnis der Natur und legte den Grundstein für alle modernen Technologien. Ohne diese geistige Revolution gäbe es keine Medizin, keine Raumfahrt, keine moderne Welt.
Die industrielle Revolution katapultierte die Menschheit ins Zeitalter der Massenproduktion und schuf innerhalb weniger Generationen mehr Wohlstand als alle vorangegangenen Jahrtausende zusammen. Sie veränderte nicht nur unsere Wirtschaftsweise, sondern die gesamte gesellschaftliche Ordnung – mit Folgen, die bis in unsere Gegenwart nachwirken.
Die digitale Revolution unserer Zeit hat Wissen und Information demokratisiert, die globale Kommunikation revolutioniert und eine völlig neue Ära der Vernetzung eingeläutet. Sie hat die Art, wie wir arbeiten, lernen und miteinander interagieren, grundlegend neu definiert.
Doch all diese welterschütternden Umbrüche könnten möglicherweise von der KI-Revolution übertrumpft werden. Denn während frühere Revolutionen unsere physischen Fähigkeiten erweiterten oder unsere kognitiven Grenzen verschoben, zielt die KI darauf ab, das menschliche Denken selbst zu reproduzieren – und zu übertreffen. Sie stellt nicht weniger als unsere Rolle als intelligenteste Spezies auf diesem Planeten in Frage.
Wenn wir uns hier wieder lesen werden, dann hoffentlich ohne "Bad news are good news", dramatisierende Darstellungen und manipulativer Angstmache.
"in absehbarer Zeit Hunderte Millionen ... ihre Jobs verlieren?"
Du sprichst von "Hunderten Millionen" verlorener Jobs in "absehbarer Zeit". Während ich die potenziellen Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt in Industrienationen nicht unterschätzen möchte, sehe ich hier eine notwendige Differenzierung.
Die von Dir genannte extrem hohe aber dennoch unbestimmte Zahl ("hunderte Millionen") scheint mir die globale Realität zu überzeichnen. In Schwellen- und insbesondere Entwicklungsländern, die einen Großteil der Weltbevölkerung ausmachen, werden KI und Automatisierung in meiner/Deiner Lebensspanne kaum dieselben Jobverluste verursachen wie in hochdigitalisierten Industrienationen. Infrastruktur, Kosten und sozioökonomische Faktoren bremsen dort eine derart rasche und flächendeckende Automatisierung aus.
Diese Zeitspanne "in absehbarer Zeit" bleibt in Deinem Artikel vage. Wenn Du von Hunderten Millionen Jobs sprichst, ist es entscheidend, ob wir von 5, 10, 20, 30 oder gar 50 Jahren reden. Die Auswirkungen verteilen sich über verschiedene Zeiträume und Regionen. Deine Sichtweise ignoriert die Mehrheit der Weltbevölkerung - wohlwissend, dass wir auf der sonnigen Seite des Globus leben - und zementiert und fördert die Ungerechtigkeit(en) der Welt.
"Roboter- oder Finanztransaktionssteuer könnten helfen, das soziale System zu sichern – oder sie fließen direkt ins BGE ein."
Du schlägst vor, Mittel in Bildung fließen zu lassen. Doch die Erfahrung (wie die PISA-Studien und die Situation an deutschen Schulen: youtube.com/watch?v=a3LchBY_0R4 ) zeigt, dass der bloße Einsatz von Geld und/oder Technologie (wie iPads) nicht automatisch zu besseren Bildungsergebnissen führt. Das Problem liegt tiefer, oft in Lehrplänen, Methoden und der Motivation. Geld macht nicht intelligent und iPads allein lösen keine fundamentalen Defizite.
Dein Vorschlag eines BGE, das unabhängig von Leistung gezahlt wird, klingt für viele attraktiv, birgt aber das Risiko der Ungerechtigkeit. Wie erklären wir einer Pflegekraft, die 40 Stunden hart arbeitet, dass andere, auch solche die durch KI "abgelöst" wurden oder schlicht keinen Bock auf Arbeit haben, "schmarotzen" können? Ein BGE könnte ein Gefühl der Ungleichheit verstärken. Zudem kann es die Motivation für (Weiter-)Bildung oder anspruchsvolle Tätigkeiten untergraben. Wer sollte dann noch die oft ungeliebten, aber systemrelevanten Arbeiten wie Pflege, Sanierung, Produktion oder Instandhaltung übernehmen, wenn "viele in der Hängematte liegen"?
Ein BGE bedeutet in erster Linie Konsum, keine Investition. Es saniert keine Bahnstrecken, repariert keine Häuser und produziert keine Güter. Wenn die Produktion durch mangelnden Arbeitsanreiz sinkt, während die Kaufkraft durch das BGE und/oder auch der Anhebung des Mindestlohnes (Stichwort Lohnabstandsgebot) theoretisch steigt, führt dies unweigerlich zu Inflation – und wir stünden vor demselben Problem, nur auf einem höheren Zahlen-Niveau. Das bringt uns gesellschaftlich nicht weiter und könnte zudem einen zusätzlichen Anreiz für Migration aus Krisenregionen schaffen.
Du beschreibst die Gefahr, dass eine kleine Elite die KI-Systeme kontrolliert, während die breite Masse in Abhängigkeit versinkt. Doch das von Dir vorgeschlagene KI-finanzierte BGE könnte genau diese Abhängigkeit manifestieren und verfestigen.
"...ein Leben, bei dem der Sinn nicht mehr länger "40 Jahre Lohnarbeit" lautet."
Sondern???
Ein Leben ohne produktive (auch nicht-monetäre) Beteiligung kann zu Sinnkrisen, Frustration und gesellschaftlicher Isolation führen.
Deine "Bombe tickt"-Sichtweise ist sehr stark westlich geprägt. Die gesellschaftlichen Spannungen haben wir übrigens bereits jetzt – und das nicht erst seit KI. Das Klima, soziale Ungleichheit, Kriege und der Abbau von Demokratien sind seit Langem bestehende Konflikte, die oft ignoriert oder unzureichend angegangen werden und die nicht (allein) durch und seit KI-Fortschritt verursacht werden.
Deine Forderung nach einer radikalen Neuausrichtung der Bildung, die kritisches Denken und Kreativität fördert, ist absolut richtig. Doch hat dies nichts mit KI zu tun, sondern ist ein Jahrzehnte altes Problem. Als jemand aus der Privatwirtschaft kann ich und fast ausnahmslos alle meiner Bekannten bestätigen, dass guter Nachwuchs schon lange die Ausnahme statt die Regel ist. Hier hapert es an Grundlagen, die weit vor KI gelegt werden müssen.
"KI muss dem Gemeinwohl dienen – nicht nur privaten Profitinteressen."
Ein frommer Wunsch, der in den nächsten Jahrzehnten eher nicht erfüllt werden wird. KI wird uns keine paradiesischen Zustände bescheren, in denen der Mensch in der Hängematte liegt. KI wird die Arbeit in einigen Branchen grundlegend verändern, andere kaum berühren. Die Realität zeigt, dass Profitinteressen oft dominieren werden und Milliarden Menschen davon ausgeschlossen bleiben. Auch aktuelle Studien (z.B. Weltbank, OECD, McKinsey) gehen zwar von Jobverlusten in Entwicklungsländern aus, diese liegen aber bis 2050 bei 10-20% – weit entfernt von den Dimensionen, die Du für die Industrienationen suggerierst.
Wir brauchen einen realistischen Plan, der sowohl die Potenziale als auch die Risiken von KI berücksichtigt, ohne in eine utopische oder dystopische Falle zu tappen. Ein Fokus auf Anpassung, Qualifizierung und die Stärkung der sozialen Sicherheit ist unerlässlich, aber nicht durch naive Ansätze, die die Realität von Arbeitsanreizen und Finanzierbarkeit ignorieren.
"...dass am Ende eine gerechtere, freiere Gesellschaft steht..."
Deine Vision einer "gerechteren, freieren Gesellschaft" hat mich zum Schmunzeln gebracht. Dies ist tatsächlich ein zentrales, theoretisches Ziel des Kommunismus und Sozialismus. Angesichts der jüngsten Tendenzen in Deinen Artikeln scheint dies auch Deine präferierte Richtung zu sein.
Ich weiß es zu schätzen, dass Du Dir so viel Mühe machst, lange Kommentare zu schreiben. Aber es ist ermüdend, dass Du entweder des Lesens nur überschaubar mächtig bist, oder ganz bewusst über Dinge hinwegliest, die ich schrieb. Alternativ dazu dichtest Du mir manchmal Dinge an, die ich gar nicht gesagt habe.
Ich kann und will jetzt nicht auf alles eingehen, weil ich wenig Zeit habe und die lieber anderweitig nutze. Aber zwei, drei Sachen will ich loswerden.
"Hunderte Millionen ... in absehbarer Zeit"
Du merkst, dass Du den echt nicht unwichtigen Klima-Teil meiner Aussage weggelassen hast, oder?
Ich schrieb:
"Welche soziale Hängematte soll auffangen, dass wir in absehbarer Zeit Hunderte Millionen Klima-Flüchtlinge auf der Welt haben und gleichzeitig ebenso viele ihre Jobs verlieren?"
Die Weltbank spricht im Groundswell Report von 216 Millionen Menschen, die aufgrund des Klimawandels ihre Heimat bis 2050 verlassen könnten. Der Bericht ist allerdings von 2022, sodass davon auszugehen ist, dass die Lage sich diesbezüglich weiter zugespitzt hat.
Und weil ich ahne, wie Du antworten willst: Ja, 25 Jahre sind für mein Empfinden ein überschaubares Fenster, welche wir beiden - toi toi toi - noch erleben werden - und ja, "216 Millionen" sind tatsächlich "Hunderte Millionen".
Mich stört auch der Blick auf Entwicklungs- und Schwellenländer. Diese Länder haben zum Beispiel bei der Internetnutzung quasi eine Generation übersprungen, das sogenannte Leapfrogging ersparte vielen Menschen in Afrika die Festnetz- und Telefax-Mentalität, die uns hier innewohnt. Man hat das quasi ausgelassen und ist direkt in einer "Mobile First"-Welt gelandet. Ähnliches kannst Du auch sehen, wenn Du Dir dezentrale Energieversorgung in solchen Ländern oder auch die Verbreitung von Mobile Banking ansiehst.
Glaub also nicht, dass die anfangen, in ihren neu errichteten Bürotürmen Behördenakten zu stapeln, während wir total toll digitalisiert sind und KI nutzen.
Den Teil mit dem BGE überspringe ich. Da sind für mich zu viele Punkte von Dir angesprochen worden, die ich für mindestens unlogisch halte. Allein die Frage danach, ob es überhaupt irgendwas Erfüllendes im Leben geben könne anstelle von 40 Jahren Lohnarbeit. Der Mensch ist nicht als Angestellter geschaffen worden und es ist ein bisschen traurig, dass Du Dir jenseits von Arbeit nichts Erfüllendes vorstellen kannst.
"Die gesellschaftlichen Spannungen haben wir übrigens bereits jetzt – und das nicht erst seit KI. Das Klima, soziale Ungleichheit, Kriege und der Abbau von Demokratien sind seit Langem bestehende Konflikte, die oft ignoriert oder unzureichend angegangen werden und die nicht (allein) durch und seit KI-Fortschritt verursacht werden."
Da stimme ich Dir sogar zu. Allerdings habe ich auch überhaupt nichts anderes behauptet. Lies einfach nochmal nach, dann wirst Du sehen, dass ich auch davon spreche, dass die Zukunft anklopft und eben die alten Probleme auch noch alle im Gepäck dabei hat.
"Der Bericht ist allerdings von 2022..."
Wenn man den (Bericht) - als Leser Deines Artikels - permanent vor Augen hat, ist die Zahl 216 Million bekannt. Diese Bildungslücke hast Du aufgedeckt. Danke für die Aufklärung. Dann hätte ich natürlich auch gewusst, dass diese Zahl bis 2050 gilt.
Einen Unterschied zwischen diesen Klimaflüchtlingen und denen, die durch KI ihren Job verlieren, gibt es aber schon, oder? Oder sind das alles Klimaflüchtlinge, die gleichzeitig durch KI ihren Job verlieren werden?
Ist in diesem Bericht ebenfalls zu lesen, dass die Zahl der Klimaflüchtlinge und die Zahl derer, die durch KI ihren Job verlieren "zufällig" die gleiche ist - aber nicht (oder doch) etwas miteinander zu tun haben? Ist dort auch zu lesen, dass die Zahl der "KI-Arbeitslosen" ebenfalls bis 2050 zu befürchten ist?
Ist es nicht eher so, dass beide Phänomene nicht kausal verknüpft sind und/oder einfach nur in derselben Zeitspanne (bis 2050) mit gleichen Zahlen auftreten? Tatsächlich gibt es keine direkte Verbindung zwischen der Weltbank-Prognose zu Klimaflüchtlingen und KI-bedingter Arbeitslosigkeit – hier werden zwei separate, unterschiedliche Themen vermischt. Es handelt sich um zwei unabhängige Krisen – auch wenn sie zeitgleich auftreten können. Oder täusche ich mich?
Aber bitte - sollte ich falsch liegen, korrigiere mich.
"Diese Länder haben zum Beispiel bei der Internetnutzung quasi eine Generation übersprungen...
Glaub also nicht, dass die anfangen, in ihren neu errichteten Bürotürmen Behördenakten zu stapeln, während wir total toll digitalisiert sind und KI nutzen."
Nach neuesten Schätzungen der ITU (Stand Ende 2024 / Anfang 2025) haben rund 2,6 Milliarden Menschen weltweit keinen Internetzugang. Dies entspricht etwa einem Drittel (32%) der Weltbevölkerung. Vermutlich sind diese 2,6 Milliarden gar nicht in den neu errichteten Bürotürmen zu finden? Weil die noch nie neu errichtete Bürotürme zu sehen bekommen haben und froh sind, überhaupt irgend ein Dach über dem Kopf zu haben? Die bleiben schlicht (bewusst?) unberücksichtigt, werden übergangen und noch mehr abgehängt. Wie kommen die an ihr (Internet, KI, ... und) BGE???
Dein Blick geht offensichtlich nur nach oben - überheblich, opportunistisch und mit überschaubarer sozialer Sensibilität.
"...es ist ein bisschen traurig, dass Du Dir jenseits von Arbeit nichts Erfüllendes vorstellen kannst."
Doch, doch! Ich kann mir so einiges vorstellen! Und gerade das alles lässt manches an nicht wirklich sinnvollen "Erfüllungen im Leben" vermuten. Deshalb interessiert mich Deine Antwort darauf ganz besonders.
Fragen über Fragen.... Es wäre echt nett, wenn ich darauf Antworten bekäme.
Ich halte den Artikel für zu pessimistisch und auch die Aussage, dass es in wenigen Jahren fast keine Programmierer mehr geben wird, für unrealistisch.
Es sind meiner Meinung nach Aussagen von Visionären, die das große Ganze sehen, aber dabei vergessen, das die Realität voll von Widrigkeiten, Widerspenstigkeiten und unvorhersehbaren Ereignissen ist. Clausewitz nannte das, in völlig anderem Zusammenhang, "Friktionen". Da der Begriff gut zusammenfasst was ich meine, will ich ihn im weiteren verwenden.
Ginge es den Visionären nach, müsste auf unseren Straßen längst autonome Fahrzeuge der Stufe 5 unterwegs sein.
Von einzelnen Projekten abgesehen ist das aber nicht der Fall und es wird wahrscheinlich noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis das der Fall ist.
Dabei ist, das zeigen die Pilotprojekte, im Grunde, aber eben nur im Großen und Ganzen, alles vorhanden.
Es sind tausende kleiner Widrigkeiten, nicht nur technischer Natur, die es momentan unverantwortlich machen würden Fahrzeuge im großen Stil autonom fahren zu lassen.
Apple Intelligence hinkt dem ursprünglichen Zeitplan hinterher. Das liegt nicht an der prinzipiellen Machbarkeit, mangelnden Ressourcen oder gar den Entwicklern, da bin ich mir ziemlich sicher, auch wenn ich gar nicht in das Projekt involviert bin, sondern an vielen kleinen, unvorhersehbaren "Friktionen". Wer selber schon Software entwickelt hat, und das ist weit mehr als nur zu codieren, wie es KI macht, weiß was ich meine.
Es sind die kleinen Dinge, die große Projekte verzögern, oder gar zum Scheitern bringen. Friktionen eben. Da tauchen unerwartet Speicherfehler auf oder Stacküberläufe und natürlich nur sporadisch. Es kann viel Zeit und ein erhebliches Maß an Kreativität kosten, solche Fehler zu finden.
Softwareentwicklung erfordert ein tiefes Verständnis für die Problemstellung, ihre Möglichkeiten zur Umsetzung und die Limitierungen der Zielhardware. Ein tiefes Verständnis, im Sinn kognitiver Intelligenz, das hat mir ChatGPT selbst bestätigt, geht KI aber derzeit noch ab. KI ist immer noch schwache künstliche Intelligenz, wie starke aussehen kann ist derzeit unklar, da auch das menschliche Gehirn viele Fragen noch offen lässt. KI kann immer mehr Parameter haben und immer mehr Wissen akumulieren, und diesbezüglich auch Menschen überlegen sein, aber in Bereich kognitiver und kreativer Intelligenz ist sie noch weit von der Leistungsfähigkeit menschlicher Gehirne entfernt, von sozialer Intelligenz ganz zu schweigen.
Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass es auch in zwanzig Jahren noch Softwareentwickler gibt, auch wenn die zunehmend auf KI als Codierhelfer zurückgreifen werden.
Und wer soll denn KI großflächig einführen, wenn nicht Softwareentwickler mit ihrem tiefen Verständnis für die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten und ihrer einzigartigen Fähigkeit, diese zu überwinden.
Während also die "Friktionen" bei der KI die Entwicklung bremsen werden, und damit Zeit verschaffen für neue Anwendungen.und Produktideen und damit auch für neue Berufsfelder, gibt es sie auch beim Klimawandel bzw. den Bestrebungen, ihn aufzuhalten, hier allerdings ohne erkennbaren Vorteil. Man weiß auch hier, was prinzipiell zu tun ist, im Großen und Ganzen sollte es ganz einfach sein, ihn zu stoppen. Man muss nur die Emissionen von Treibhausgasen stoppen. Aber wieder sind es die Friktionen, die die Visionen zunichte machen. Millionen Heizungen und Autos lassen sich nicht von heute auf morgen tauschen, dazu fehlt es an industrieller Kapazität, Personal und nicht zuletzt Geld. Ausserdem wächst die Weltbevölkerung immer noch, verbunden mit der Rodung von Wäldern und erhöhter Produktion, was der Reduzierung des Ausstosses von Treibhausgasen eher entgegenwirkt. Ausserdem ist denkbar, dass sich die Entwiclung bereits verselbständigt hat, wenn nämlich durch das Auftauen von Permafrostböden und ozeanischen Gashydraten mehr Treibhausgase freigesetzt werden, als durch menschliche Aktivitäten reduziert werden können. Die lang erscheinenden Zeitvorgaben sind aber nichts weiter als ein Tribut an die Realität.
Obwohl ich den Artikel als in hohem Maß visionär und damit unrealistisch halte, spricht er auch Aspekte an, die durchaus richtig sind. Sollte menschliche Arbeit einmal tatsächlich weitgehends überflüssig werden, braucht man tatsächlich neue gesellschaftliche Lösungen wie z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen. Aber obwohl Deutschland momentan eher im Krisenmodus ist, Aufträge fehlen und jeden Monat gehen tausende von Industriearbeitsplätzen verloren, sollen alle, selbst Rentner, mehr arbeiten und es wird ernsthaft über die Abschaffung von Feiertagen diskutiert.
Auch das zeigt einmal mehr: die Realität ist voller Widrigkeiten, Widerspenstigkeiten und unvorhersehbarer Ereignisse, Friktionen eben. Es ist zwar möglich, dass menschliche Arbeit irgendwann weitgehend überflussig wird, aber diese Friktionen werden das, so befürchte ich (wirklich, die Vorstellung einer paradisischen Gesellschaft ohne zwingend notwendige Arbeit aber zum Beispiel auch ohne Krankheiten oder sonstige Widrigkeiten durch Technologie finde ich fantastisch) noch sehr lange dauern lassen. Die Probleme werden nicht ausgehen und die Arbeit auch nicht, da bin ich mir sicher.
Lieben Dank auch Dir für Deinen langen und spannenden Kommentar. Ich kann auch sehr vieles von dem nachvollziehen, was Du sagst - gerade, was "Friktionen" angeht. Und ja, es kann möglich sein, dass die KI-Entwicklung vielleicht schon bald an einem Punkt angelangt, von dem aus es erst einmal langsamer vorangeht oder gar vorläufig ins Stocken gerät.
Aber allein das Wissen um die heutigen Skills von KI reichen mir aus, um zu befürchten, dass wir mit all unseren Krisen in eine massive Dystopie rauschen. Es wird meiner Meinung nach da zu einem riesigen Knall kommen, weil eben Klimawandel, der demografische Wandel, die Digitalisierung etc. keine Pause erlauben.
Die Umbrüche, von denen Du glaubst, dass sie aus der Erfahrung heraus sehr langsam vonstattengehen, werden schneller passieren in so einer dystopischen, disruptiven Phase. So wie sich Dinge in der Corona-Zeit auch viel flotter entwickelten, als wir es vorher für möglich hielten. Auf einmal konnte noch der altmodischste Chef Homeoffice ermöglichen und der Staat konnte plötzlich eine Struktur schaffen, die Betroffenen unbürokratisch Hilfsgelder zukommen ließ.
Ich denke also, dass die Entwicklung nicht trotz, sondern möglicherweise sogar wegen dieser "Friktionen" schneller vorangeht, als wir es alle auf dem Zettel hatten. Aber wir werden sehen - lass uns in fünf oder zehn Jahren nochmal schauen, was sich getan hat ;)