Sony WF-C710N im Test: Das war nicht zu erwarten


Mit den WF-C700N brachte Sony Kopfhörer auf den Markt, die bis heute zu den beliebtesten In-Ear-Modellen gehören. Sie sind nicht nur gut, sondern auch noch günstig. Die Sony WF-C710N wollen nun in die großen Fußstapfen treten, haben aber ein Problem: Sie kosten doppelt so viel. Doch sind die Kopfhörer auch das Doppelte wert?
Pro
- Gute Akkulaufzeit
- Hoher Tragekomfort mit passenden Ohrpolstern
- Sony-App mit vielen Einstellmöglichkeiten
Contra
- ANC zu schwach
- Preis-Leistungs-Verhältnis nicht gut
- Dem Klangcharakter fehlt die Feindynamik
- Nur 3 unterschiedlich große Ohrpolster im Lieferumfang

Sony WF-C710N: Preis und Verfügbarkeit
Wer Kopfhörer haben möchte und etwa nach Amazon nach einem guten und günstigen Modell sucht, stolpert dabei vermutlich auch über die Sony WF-C700N. Allein bei Amazon haben die Kopfhörer über 5.000 Bewertungen mit durchschnittlich 4,1 von 5 Sternen. Und: Sie kosten gerade einmal 62 Euro*. Für knapp das Doppelte hat Sony Ende März 2025 das Nachfolgemodell präsentiert: die Sony WF-C710N. Doch bekommt man für 120 Euro auch doppelt so gute Kopfhörer? Kurz: Nein.

Passform und Bedienung
Inzwischen kennt man es von Sony und Kopfhörern, die nicht gerade in der absoluten Königsklasse mitspielen: Im Lieferumfang befinden sich nur drei unterschiedlich große Ohrpolster aus Silikon. Das ist einfach zu wenig für einen Artikel, der wenige Cent kostet. Es müssen ja nicht gleich acht sein wie bei Beyerdynamic. Aber zumindest ein weiteres, kleineres Paar würde dafür sorgen, dass Menschen mit kleinen Ohren diese nicht zusätzlich in den Warenkorb legen müssten. Findet man aber aus den drei beiliegenden Ohrpolstern eines, das passt, sitzen die Kopfhörer gut und sicher in den Ohren.

Wer In-Ear-Kopfhörer hat oder kauft, geht davon aus, dass man Musik, Lautstärke und Co. per Touch steuern kann. Das war bei den älteren Sony WF-C700N anders. Das knapp 70 Euro günstige Modell besitzt Drucktasten, die beim Drücken haptisches Feedback geben. Die neuen WF-C710N hat Sony aber mit berührungsempfindlichen Touch-Tasten ausgestattet. Geschmackssache. Im Test reagierten die Touch-Flächen der Kopfhörer aber präzise auf die Eingabe und leiteten die Befehle schnell weiter. Apropos Präzision: Davon fehlt dem Klang eine ganze Schippe.
Klang und ANC
Greift man zu Kopfhörern von Sony, kann man sich in der Regel auf eine Sache verlassen: guten Klang. Dass das nicht immer der Fall ist, zeigen die WF-C710N. Sie bemühen sich zwar, neutral aufzuspielen, doch zu oft liefern sie einen dumpfen und verwaschenen Sound, dem es an Feindynamik und Raum fehlt. Alles klingt wie aus einem Guss. Das ist okay, wenn man keine Vorlieben hinsichtlich des Klangs hat. Für mich waren aber einige Klangkorrekturen nötig. Ich wollte es satter und voluminöser haben und zugleich die Höhen etwas anheben. Das lässt sich mit dem 5-Band-EQ in der Sony-App bewerkstelligen, dachte ich. Doch am Ende war mir der Klangcharakter insgesamt immer noch etwas zu gepresst, verhangen und ohne luftige Freiheit.
Keine Frage: Für den Alltag, während der Pendelei zur Arbeit oder unterwegs, ist der Klang völlig ausreichend. Auch deshalb, weil sich das Gehör irgendwann daran gewöhnt. Doch dafür müsst ihr nicht 120 Euro ausgeben. Hier tun es auch 100 Euro weniger*.

Aber nicht nur der Klang enttäuscht. Auch beim ANC hätten wir von Sony mehr erwartet. Logisch ist ein Modell der Mittelklasse, was die Sony WF-C710N nun mal sind, kein High-Class-Kopfhörer wie die WF-1000XM5. Dass man beim Schnickschnack also Abstriche machen muss, ist daher vollkommen klar. Aber eine Geräuschunterdrückung, bei der es kaum einen Unterschied macht, ob sie eingeschaltet ist oder nicht, ist Sony-untypisch. Schwacher Trost: Verstärken lassen sich die Umgebungsgeräusche immerhin und sogar in der Intensität einstellen. Zudem gibt es die Option "Fokus auf Stimme". Die Namensgebung verrät hier bereits, was passiert, wenn man ihn aktiviert.
Akkulaufzeit und weitere Ausstattung
Sony gibt für die WF-C710N eine Akkulaufzeit von 8,5 Stunden mit eingeschaltetem ANC an. Diesen Wert konnten wir im Test bei mittlerer Lautstärke in etwa ebenfalls erreichen. Schaltet man das ANC aus, kommt man auf 12 Stunden. Und fehlt den In-Ear-Kopfhörern irgendwann mal doch der Strom, um die Membranen in Schwingung zu versetzen, müssen sie für anderthalb Stunden ins Case. Anschließend sind die Akkus wieder zu 100 Prozent gefüllt.

Bluetooth 5.3 und die Audio-Codecs SBC und AAC zeichnen die Sony WF-C710N aus. Auf den eigenen und im Vergleich zu SBC und AAC qualitativ besseren LDAC-Codec verzichtet Sony aber. Der bleibt den teuren Modellen vorbehalten. Dafür aber schafft es die Digital Sound Enhancement Engine – kurz DSEE – in die Kopfhörer. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die komprimierte Musikdateien – etwa im MP3-Format – in Echtzeit optimiert. DSEE erkennt dynamisch Instrumente, Musikgenres und einzelne Elemente eines Musikstücks, wie etwa Gesang oder Instrumentalteile, und stellt die verloren gegangenen Töne wieder her. Doch auch diese vermeintliche Superkraft hilft dem Klang nicht wirklich auf die Beine.
Fazit
Sony wollte zum Marktstart rund 120 Euro für die WF-C710N haben. Dass dieser Preis zu hoch angesetzt war, hat man bereits selbst gemerkt und ihn auf rund 100 Euro angepasst. Dennoch kostet das Vorgängermodell nur gut 60 Euro und bietet nahezu alles, was die neuen Kopfhörer auch bieten. Ein Vergleich der Daten zeigt: Unterschiede muss man mit der Lupe suchen.

Die Sony WF-C710N sind damit fast doppelt so teuer wie das Vorgängermodell, aber bei Weitem nicht doppelt so gut. Die Akkulaufzeit ist in Ordnung, und der Tragekomfort hoch, sollte eines der nur drei Ohrpolsterpaare passen. Der Klang und das ANC lassen uns aber enttäuscht zurück. Das ist zu wenig, Sony. Zu wenig für derart teure Kopfhörer.