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Amazon Prime Day 2023: Welche Rabatte sind echt?

Amazon Prime Day Special Article
© next-it

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Vom 11. bis 12. Juli 2023 findet der Amazon Prime Day statt. Zu diesem Anlass erklärt Euch nextpit, was hinter den Referenzpreisen auf Amazon & Co. steckt – und wie Ihr die Rabatte verifiziert, die während des Prime Day 2023 bei Amazon tatsächlich oder vermeintlich gewährt werden. Denn während es rund um den Amazon Prime Day wirklich viele spannende Deals gibt, sind die Rabatte nicht nur bei Amazon, sondern generell in Online-Shops teilweise ganz schön intransparent.

Stellt Euch vor, der Prime Day hat gerade begonnen. Ihr stürzt Euch auf Amazon, um nach Schnäppchen zu suchen. Ihr findet ein Smartphone, das für 200 Euro statt für 300 Euro verkauft wird. Aber woher kommt eigentlich dieser Referenzpreis von 300 Euro? Und was ist der Unterschied zwischen der UVP und dem "Statt-Preis", wie ihn Amazon manchmal listet?

Klar ist: Der Rabatt erscheint umso attraktiver, je größer die Differenz zwischen dem durchgestrichenen Preis und dem Kaufpreis ist – und Ihr spart Geld. Nur manchmal, oft, eigentlich zu oft, biegen die Händler die Referenzen. Sie verwenden verschiedene Referenzpreise, um die Höhe eines Rabatts künstlich zu erhöhen und das Angebot für potenzielle Kunden interessanter zu machen.

In dieser Anleitung zeigen wir Euch, wie Ihr überprüft, ob das Smartphone, das heute für 200 Euro statt für 300 Euro im Angebot ist, auch wirklich für 300 Euro verkauft wurde, bevor es in den Sonderverkauf ging.

Amazon-Screenshot
In diesem Beispiel setzt Amazon zum Preisvergleich auf die UVP des Herstellers. Mit einem Klick auf das kleine "i" erfahrt Ihr mehr über den Vergleichspreis. / © Amazon, Screenshot: nextpit

Was für Referenzpreise sind zulässig?

In einem Ende Mai veröffentlichten Bericht untersuchte die französische UFC QUE Choisir in einer Studie insgesamt 6.586 Angebote, die einen durchgestrichenen Preis anzeigten. Die Angebote stammten von verschiedenen Händlern, darunter auch von Amazon (aber nicht nur). Von den über 6.000 Anzeigen waren nur 3,4 % echte Sonderangebote.

Mehr als 9 von 10 Anzeigen haben einen "falschen" Referenzpreis aufgeführt. Aber wie können wir nun wissen, ob ein durchgestrichener Preis echt ist, oder nicht? In der EU wird das Problem der durchgestrichenen Preise durch eine EU-Richtlinie namens "Omnibus" geregelt, die bereits im Mai 2022 in Kraft getreten ist.

Die Omnibus-Richtlinie schreibt also seit einem Jahr vor, dass die Angabe eines Preisnachlasses auf der Grundlage des niedrigsten Preises erfolgen muss, den der Verkäufer innerhalb eines Zeitraums von mindestens 30 Tagen vor Anwendung des Preisnachlasses verlangt hat. Hier der exakte Wortlaut:

Artikel 6a
(1) Bei jeder Bekanntgabe einer Preisermäßigung ist der vorherige Preis anzugeben, den der Händler vor der
Preisermäßigung über einen bestimmten Zeitraum angewandt hat.
(2) Der vorherige Preis ist der niedrigste Preis, den der Händler innerhalb eines Zeitraums von mindestens 30 Tage
vor der Anwendung der Preisermäßigung angewandt hat

Bei unserem Smartphone, das zum Prime Day am 11. Juli 2023 für 200 Euro statt 300 Euro verkauft wird, bedeutet das: Der niedrigste Preis dieses Smartphones auf Amazon darf zwischen dem 11. Juni 2023 und dem 11. Juli 2023 nicht dauerhaft unter 300 Euro gelegen haben. Andernfalls würde dies bedeuten, dass Amazon einen höheren Referenzpreis verwendet hat, um seinen Rabatt aufzublähen.

Die "Lösung" für die Online-Shops wäre demnach aber denkbar einfach: Durch zwischenzeitliche kurzzeitige Preiserhöhungen lässt sich ein niedriger Referenzpreis vermeiden – und am Ende gibt es für die Endverbraucher zumindest auf der Seite des Online-Shops selbst keine Möglichkeiten, den Referenzpreis nachzuvollziehen. Aber: Es gibt Möglichkeiten, und dazu kommen wir gleich noch.

Die andere Option besteht wohl darin, die Angebote nicht als Preissenkung zu bewerben, sondern einfach als Angebote. Wenn dann gar kein Vergleich zu ehemaligen eigenen Angeboten gezogen wird, ist wohl auch die UVP als Referenz zulässig. Das kommt den Anbietern entgegen, schließlich ist diese unverbindliche Preisempfehlung der Hersteller ja vergleichsweise hoch.

Welche Vergleichspreise listet Amazon?

Während die erwähnte französische UFC Que Choisir Klage gegen den E-Commerce-Riesen und sieben andere Händler in Frankreich eingereicht hat – darunter Asos, La Redoute, Cdiscount, Rue du Commerce, E.Leclerc, Veepee und Zalando –, ist es in Deutschland eher ruhig.

Anders als in Frankreich erwähnt Amazon Deutschland auf seiner Infoseite zu Referenzpreisen keine 30-Tage-Vergleichspreise nach der Omnibus-Direktive, sondern nur diese beiden Optionen für neue Produkte:

  • Der Listenpreis/UVP ist der vorgeschlagene oder empfohlene Verkaufspreis eines Produkts, wie er vom Hersteller angegeben und vom Hersteller, einem Lieferanten oder Händler zur Verfügung gestellt wird. Amazon zeigt nur dann einen Listenpreis/UVP an, wenn das Produkt auf Amazon.de von mindestens einem Händler zum oder über dem Listenpreis/UVP angeboten wurde. 
  • Der Statt-Preis ist der mittlere Verkaufspreis, den Kunden für ein Produkt bei Amazon.de zahlen, ausgenommen Aktionspreise. Dies bedeutet, dass 50% der Kunden das Produkt zu einem Preis unter dem Statt-Preis und 50% zu einem Preis über dem Statt-Preis gekauft haben.

Wenn Ihr bei Sonderangeboten mit durchgestrichenem Preis mit der Maus über das kleine "i" neben dem durchgestrichenen Preis hovert, erfahrt Ihr, welches der beiden Vergleichsmodelle zum Einsatz kommt – die UVP oder der Statt-Preis.

Wir haben uns durch zahlreiche Blitzangebote und "normale" Sonderangebote gewühlt und mal Statt-Preise als Referenz gefunden und mal UVPs. Wann welche Referenz zum Einsatz kommt, ist uns leider völlig unklar. 

Amazon-Screenshot
Amazon listet verschiedene Referenzpreise auf seiner Hilfeseite auf. / © Amazon, Screenshot: nextpit

Warum verwendet Amazon nicht immer denselben Referenzpreis? Unter welchen Bedingungen kommt welcher Referenzpreis zum Einsatz? Wir haben Amazon Frankreich und Amazon Deutschland gefragt, aber keine direkte Antwort dazu erhalten, sondern nur diese Stellungnahme von einem deutschen Amazon-Sprecher:

Wir arbeiten kontinuierlich daran, unseren Kund:innen das beste Einkaufserlebnis zu bieten. Um ihnen zu helfen, Preise zu vergleichen, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen und die besten Angebote zu finden, informieren wir sie über Preise und Angebote in unserem Store und halten uns dabei an die aktuellen Branchenstandards und die geltenden Gesetze und regulatorischen Vorgaben.

Neben den erwähnten zwischenzeitlichen Preiserhöhungen lässt die erwähnte EU-Richtlinie noch weitere Lücken. Auf Seite 8 des Dokuments beispielsweise steht, dass die Referenzpreise nicht bindend sind für personalisierte Angebote, die durch Profiling der Nutzer oder Nutzergruppen zustandekommen. Auch sind "nicht beworbene Angebote" von der Richtlinie ausgenommen – was auch immer das genau heißt.

Das Ergebnis ist unterm Strich wenig befriedigend. Es gibt zwar eine Richtlinie für die Angaben von Referenzpreisen, aber in der Praxis ist diese ziemlich zahnlos. So zeigt auch beispielsweise der Online-Shop von MediaMarkt bei den meisten Angeboten die UVP als Referenzpreis – und nur selten den niedrigsten Kaufpreis der vergangenen 30 Tage. Auf unsere Anfrage schickte MediaMarkt ein ähnlich aussagekräftiges Statement wie Amazon.

Wie könnt Ihr jetzt prüfen, ob der Preis gut ist oder nicht?

Wir empfehlen Euch, die Preise in Werbeaktionen einfach selbst kurz zu überprüfen. Das klappt bei Angeboten von Amazon sehr einfach. Kopiert dazu einfach den Link zum Amazon-Angebot, das Euch interessiert, in die Zwischenablage. Geht auf die keepa-Plattform, entweder über den Browser oder über die App, die für Android und iOS verfügbar ist:

Fügt hier nun die URL Eures Aktionsprodukts ein und seht Euch den Preisverlauf von Amazon an. Hier erfahrt Ihr nun auf einen Blick, wie sich der Preis in den vergangenen 30 Tagen entwickelt hat – oder auch in den vergangenen drei, sechs oder zwölf Monaten. Und dann könnt Ihr entscheiden, ob sich das Angebot für Euch lohnt – oder eben nicht.

Amazon-Screenshot
Den niedrigsten Amazon-Preis in der Vergangenheit findet Ihr auf der Webseite keepa. / © Amazon, Screenshot: nextpit

Bonus-Tipp: Überprüft die Angebote auf Marketplaces

Nicht nur aufgeblähte Referenzpreise können in die Irre führen. Amazon verkauft nämlich nicht nur selbst, sondern lässt auch Drittanbieter auf seiner Webseite anbieten. Man spricht von einem Marketplace. In diesem Fall kann es sein, dass das Produkt nicht direkt von Amazon, sondern von diesem Drittverkäufer verkauft oder versendet wird.

Normalerweise ist dies während des Prime Days sehr selten der Fall. Selbst bei Angeboten von Drittanbietern werden die Produkte oft zumindest von Amazon versendet. In diesem Fall müsst Ihr Euch keine Sorgen machen. Wenn das nicht der Fall ist, kann man jedoch leicht überprüfen, ob der Verkäufer vertrauenswürdig ist.

Wenn ich "vertrauenswürdig" sage, meine ich damit vor allem, dass Ihr darauf achten solltet, dass der Verkäufer seinen Sitz in der EU hat. Wenn Euer Verkäufer in China sitzt, kann es beispielsweise Probleme mit Fristen und Kosten bei Rücksendungen oder der Lieferung geben.

Kurz gesagt: Die EU bietet zwei Online-Plattformen an, um die Umsatzsteuer- und Handelsregisternummer eines Verkäufers zu überprüfen:

Ihr findet diese Informationen auf der Seite des Verkäufers auf der Amazon-Website. Ja, es ist nervig und ja, die meisten von Euch haben keine Lust drauf. Aber so überprüfen wir bei nextpit unsere Schnäppchen und schauen bei Marktplatz-Angeboten genauer hin. Wenn Ihr das auch tun wollt, dann wisst Ihr jetzt, wie's geht.

Amazon-Screenshot
Wenn der Drittanbieter nicht in der EU ansässig ist, bedeutet das nicht unbedingt, dass er nicht vertrauenswürdig ist. Aber Ihr solltet eben genauer hinsehen. / © Amazon, Screenshot: nextpit

 

Was haltet Ihr von diesen Tipps? Kanntet Ihr die Omnibus-Richtlinie bereits? Und werdet Ihr am Prime Day 2023 ein Tech-Produkt bei Amazon kaufen?

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Zu den Kommentaren (4)
Antoine Engels

Antoine Engels
Head of Editorial nextpit France

Schwarzer Gürtel beim Lesen von Datenblättern. OnePlus-Fanboy in der Remission. Durchschnittliche Lesezeit für meine Artikel: 48 Minuten. Fact-Checker für Tech-Tipps in seiner Freizeit. Hasst es, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Wäre in einem früheren Leben gerne JV-Journalist gewesen. Versteht keine Ironie. Head of Editorial bei NextPit France.

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4 Kommentare
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  • DiDaDo 98
    DiDaDo vor 9 Monaten Link zum Kommentar

    Ich hab gestern ein Pixel 7 für 486€ geschossen. Ein absoluter No-Brainer zu dem Preis.

    Stefan Möllenhoff


    • Stefan Möllenhoff 39
      Stefan Möllenhoff
      • Admin
      • Staff
      vor 9 Monaten Link zum Kommentar

      Das ist echt nice – gratuliere :)

      DiDaDo


  • McTweet 23
    McTweet vor 9 Monaten Link zum Kommentar

    Ich google immer nach dem Produkt, dass es bei Amazon im Angebot gibt um zu prüfen, ob das Angebot auch wirklich gut ist oder überhaupt ein Angebot ist.

    Stefan Möllenhoff


  • 25
    Thomas Oppenheim vor 9 Monaten Link zum Kommentar

    Leute, achtet gut auf die Preise! Vor 2 Stunden hab ich ein Samsung Galaxy S21 FE für 589,- bestellt. Zustand gebraucht, wie neu. Dann habe ich es storniert, weil ich mich nicht wohl gefühlt habe. Und jetzt gab es ein Angebot für 449,- für ein Neugerät! Das habe ich nun bestellt.

    TentenMcTweetStefan MöllenhoffJohanna SchmidtPhonator51Marvin K.Fabien Röhlinger

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