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Betrugsmasche? Kickstarter-Projekt verspricht 3x effektivere Solar-Panels

tipa solar panel by kickstarter 02
© TIPA Tech

Die Energiewende ist auf dem Vormarsch und immer mehr Unternehmen beteiligen sich an der umweltfreundlichen Stromerzeugung. Sei es in der Umsetzung mit einem heimischen Balkonkraftwerk, mit Solar-Paneelen auf dem Dach des Einfamilienhauses oder im kleinen Stil, wie zum Beispiel zur Aufladung unseres Apple- und Android-Smartphones. So auch das englische Start-up-Unternehmen TIPA Tech, welches auf Kickstarter mit einem dreimal effizienteren Solar-Panel gegenüber der herkömmlichen Technologie wirbt. 

Update (vom 05.10.23):

Die Kickstarterkampagne hat weite Kreise gezogen. Frau Dr. Juliane Borchert (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme) und Herr Prof. Martin Hundhausen (Physiker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) haben sich gegenüber dem YouTuber Andreas Schmitz zu der angepriesenen 3x effizienteren Solar-Technologie geäußert!

Beide sind sich einig: TIPAs Versprechen sei wissenschaftlich nicht haltbar, da die physikalischen Gesetze hier nicht berücksichtigt würden und es auch keinerlei Bestätigung durch ein unabhängiges Labor gebe.

Eine derartige Erhöhung des Ertrages durch einen optimierten Wirkungsgrad (mehr als 22 Prozent) sei so nicht möglich. Es würden nicht wie angegeben 80 Prozent der Energie reflektiert, sondern 34 Prozent. Die Differenz werde unter thermischen Verlusten verbucht und könne insofern auch nicht durch Reflexionen genutzt werden.

Physikalische Formeln
Formel für Reflexionen und Wirkungsgrad von Solarmodulen / © Prof. Martin Hundhausen

Es wird also demzufolge dringend von einer Investition des oben genannten Kickstarter-Projektes abgeraten. Wer tiefer in die Materie eindringen möchte, dem empfehlen wir folgendes Video.

TIPA verspricht 3x effizientere Solar-Panels

Aktuell hat die Bundesregierung das Solarpaket I verabschiedet, da Solar-Module und Photovoltaik-Anlagen aufgrund der anhaltenden Energie- und Klima-Krise dringend gebraucht werden. Somit ist natürlich auch die Forschung gefragt, welche aktuell auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter ein vielversprechendes Projekt des Unternehmens TIPA Tech präsentiert.

TIPA Solar-Modul
Kickstarter-Projekt TIPA will 3x effizientere Solar-Panels bieten! / © TIPA Tech

Das englische Start-up-Unternehmen verspricht durch seine patentierten 3D-Solar-Panels dreimal effektiver zu sein als herkömmliche Paneele. Denen wird eine Effektivität von 20 Prozent nachgesagt, wenn einstrahlendes Sonnenlicht in kostbaren Strom verwandelt wird. TIPA hingegen – was für "Total Internal Photonic Absorption" steht, will mit seinem Solarsystem 60 Prozent der Sonnenenergie in Strom wandeln. Es wäre eine Art Revolution, an die allen Anschein auch die britische Regierung glaubt, da sie das Projekt mit 560.000 Pfund unterstützt (ca. 650.00 Euro). Das könnte auch der Grund sein, warum das angesetzte Crowdfundingziel mit knapp 6.000 Euro sehr gering ausfällt.

Das IP65-zertifizierte sechseckige zeltartige Solarmodul reflektiert innen die einstrahlenden Sonnenstrahlen durch Spiegel mehrfach und kann so deutlich effektiver arbeiten, als herkömmliche Solarpaneele, welche die einstrahlende Sonnenenergie nur einmal nutzen können. Ein "TIPA"-Modul bietet 45 Wp (Watt Peak) und gibt diese über zwei USB-Type-C- (max. 100 W) und einem USB-Type-A-Port (10 W) wieder ab.

Natürlich können die 33,5 x 38,4 cm großen TIPA-Solar-Module auch zusammengeschaltet werden. So beanspruchen beispielsweise 20 Einheiten (900 Wp) nur eine Fläche von 2,5 x 1 m und lassen sich hervorragend auf dem Dach eines Wohnmobils platzieren. Das Ganze ist bis zu einer kleinen Solar-Farm denkbar, welche mit 10.000 Einheiten lediglich eine Fläche von 1.285 qm benötigt und dafür 450.000 Wp an Strom liefert.

TIPA Solar-Modul
Zwanzig TIPA-Einheiten bieten bereits 900 Wp und finden locker Platz auf einem Wohnmobil. / © TIPA Tech

Gestartet ist das Projekt im März 2019 mit der Idee. Erste Solar-Module sollen im Mai 2024 ausgeliefert werden. Wer von Euch ein solches Basis-Modul kaufen möchte, ist mit 59 Euro dabei – das Risiko, welches bei einem Crowdfunding-Projekt einhergeht inklusive.

Der ultimative Tipp für alle nextpit-Leser: Balkonkraftwerk selber bauen!

Was haltet Ihr von dem "TIPA"-Projekt? Klingt das für Euch vertrauenerweckend? Wollt Ihr Euch ein "TIPA" zulegen? Schreibt uns Eure Meinung unten in die Kommentare.

Quelle: Kickstarter, Tipa

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Zu den Kommentaren (8)
Matthias Zellmer

Matthias Zellmer
Senior Editor

Mit dem Palm groß geworden und mit Qtek 1010, sowie HTC Hero die unstillbare Lust an Android OS bis zum heutigen Tage entdeckt. Als Gründer von Android TV (später GO2mobile), 2022 bei NextPit eine neue Heimat gefunden und freut sich nun auf Bestenlisten, News, Tests und Videos. Spezialagent für alles Kreative.

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8 Kommentare
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  • Conjo Man 52
    Conjo Man vor 6 Monaten Link zum Kommentar

    Im Artikel sind Fakten der beiden Experten im Bereich Solartechnologie geäußert worden. Das reicht mir persönlich schon aus, was davon zu halten ist.


  • 2
    AnnaJ vor 7 Monaten Link zum Kommentar

    Leider wird dieses auf Kickstarter beworbene Solarmodul niemals die versprochene Effizienz liefern. 60% Effizienz sind mit einem solchen Aufbau physikalisch unmöglich. Dieses System basiert auf der Annahme dass bei konventionellen Solarpanelen 80% des Lichtes reflektiert würden. Das stimmt aber nicht, nur ein sehr geringer Anteil des einfallenden Lichtes wird reflektiert (ca. 5%) es macht also keinen Sinn zu versuchen diesen kleinen reflektierten Anteil mit einer weiteren Solarzelle einfangen zu wollen. Normale Solarzellen haben eine Effizienz von über 20%, die 'fehlenden' 80% gehen nicht durch Reflexion verloren sondern durch Thermalisierung. Sie werden also in der Solarzelle absorbiert aber nicht alles kann in Strom umgewandelt werden, ein großer Teil der Energie geht als Wärme verloren. 'TIPA' basiert auf der falschen Annahme die Verluste lägen in der Reflexion.
    Dieses Produkt kann nicht funktionieren, bitte verschwendet nicht euer Geld dafür.

    Matthias ZellmerManuel S.


    • C. F. 79
      C. F.
      • Admin
      vor 6 Monaten Link zum Kommentar

      "60% Effizienz sind mit einem solchen Aufbau physikalisch unmöglich."

      Sagt wer? Wo kann man das technisch fundiert nachlesen?

      "...nur ein sehr geringer Anteil des einfallenden Lichtes wird reflektiert (ca. 5%) "

      Und die restlichen 95% schluckt das Solarpaneel? Wo geht das Sonnenlicht hin? Da fällt mir die Werbung im Fernsehen mit den Damenbinden ein:...."Wo ist es hin???"

      Bitte erleuchte mich Unwissenden.


      • 69
        Michael K. vor 6 Monaten Link zum Kommentar

        Das sagen dem Artikel nach Frau Dr. Juliane Borchert (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme) und Herr Prof. Martin Hundhausen (Physiker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg).
        Und die wären nicht in ihren Positionen, wenn sie nicht über profunde Kenntnisse über die Physik von Solarzellen verfügen würden.
        So gesehen haben ich auch große Zweifel, ob die Effizenzversprechen eingehalten werden können.
        Was mich nur wundert ist, dass die britische Regierung derart hohe Fördergelder zur Verfügung gestellt hat, ohne das Vorhaben vorher gründlich zu prüfen.
        Wenn ich allerdings mitbekomme, welche Flops hierzulande möglich sind, wundert es mich auch wieder nicht.
        Nur ein Beispiel:

        https://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-funkgeraete-100.html

        Matthias ZellmerManuel S.


      • C. F. 79
        C. F.
        • Admin
        vor 6 Monaten Link zum Kommentar

        Danke für die Info. Ist interessant, das weiter zu verfolgen. Und das mit den Funkgeräten: die Geräte selbst funktionieren ja. Man kann sie nur fast nirgends einbauen.


      • 69
        Michael K. vor 6 Monaten Link zum Kommentar

        Ja, das ist das Problem. Da hat sich anscheinend niemand vorher mit befasst, und entsprechende Anforderungen im Lastenheft formuliert.
        Ich hoffe nur, dass ein Großteil der Geräte, die Technik vom Feinsten enthalten dürften, jetzt nicht im Elektroschrott landen, sondern ggf. nach entsprechender Modifikation, sich zumindest noch an befreundete Staaten verkaufen lassen.
        Vielleicht kann man ja zukünftige Panzer und LKW um sie herum konstruieren.^^


      • C. F. 79
        C. F.
        • Admin
        vor 6 Monaten Link zum Kommentar

        Lastenheft? Beschaffungsamt? 😂


      • Matthias Zellmer 27
        Matthias Zellmer vor 6 Monaten Link zum Kommentar

        Um es ganz simpel auszudrücken: Durch die thermische Erhitzung geht der größte Anteil verloren.
        Es gibt schon Mittel und Wege, durch Kühlung den Wirkungsgrad zu erhöhen, allerdings steht der Aufwand nicht mehr im Verhältnis zum Ergebnis.
        Es sei denn, man kann das erwärmte Wasser anderweitig effizient nutzen.

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