Insolvenz bestätigt: E-Bike-Hersteller VanMoof ist insolvent
VanMoof hat nicht nur den Verkauf von Fahrrädern und Ersatzteilen gestoppt, sondern inzwischen auch ganz offiziell die Insolvenz bestätigt. Am Ende des Artikels findet Ihr das Original-Statement von VanMoof. Und außerdem solltet Ihr jetzt unbedingt den digitalen Fahrradschlüssel Eures VanMoof-Bikes sichern. Wie das geht, lest Ihr im nachfolgend verlinkten Artikel.
- Ganz wichtig für VanMoof-Besitzer: So sichert Ihr den digitalen Schlüssel von Eurem VanMoof-Fahrrad
Hier lest Ihr die Chronologie der Ereignisse seit dem 10. Juli, die jetzt schließlich in der Insolvenz von VanMoof gipfelten.
VanMoof setzt den Verkauf von E-Bikes und Ersatzteilen aus
Wer regelmäßig bei nextpit vorbeischaut, wird vermutlich schon über den einen oder anderen Test von einem E-Bike gestolpert sein. Zuletzt hatte der Kollege Ben den Cowboy Cruiser zu einer Spritztour ausgeführt und entsprechend berichtet. Aber auch E-Bikes des niederländischen Unternehmens VanMoof wurden bereits von uns ausgiebig getestet:
- In dem Zusammenhang mal einen Blick wert: VanMoof S3 im E-Bike-Test
- Oder: VanMoof S5 im Test
Seit ein paar Tagen scheint VanMoof aber einige Probleme mit dem Verkauf von neuen E-Bikes der gesamten Produktpalette als auch den Ersatzteilen zu haben. Prinzipiell wäre hier von erneuten Produktions- und Lieferschwierigkeiten auszugehen. Doch einen unangenehmen Beigeschmack liefert der Jahresabschlussbericht 2021, aus dem hervorgeht, dass das niederländische Unternehmen nur noch eine Finanzierung bis zu Frühjahr gesichert hat. Soll bedeuten, es werden dringend neue Investoren benötigt.
Auf dem Social-News-Aggregator Reddit ist eine heftige Diskussion entbrannt, ob das Unternehmen kurz vor einer Insolvenz stehen würde. Das hätte auch für Bestandskunden schwerwiegende Folgen, da an den elektrischen Fahrrädern keine Ersatzteile von Dritt-Herstellern verwendet werden können.
Angebliches VanMoof-Statement
Ein mutmaßlicher VanMoof-Mitarbeiter hat sich zu der angeregten Unterhaltung mit einem internen Schriftstück beteiligt. Der Inhalt gibt ausdrücklich bekannt, dass es sich hier explizit nicht um eine Insolvenz handelt. Man habe technische Probleme und man wird als bald die Arbeit wieder aufnehmen.
Eine von uns gestellte Anfrage blieb bislang unbeantwortet. Es war aber auch das Wochenende dazwischen. Wir werden nach neuen Informationen diesen Beitrag unmittelbar aktualisieren.
Update 13.07.2023
Nachdem VanMoof nun einen Führungswechsel vorgenommen hat, Zinszahlungen versäumt und mehrere Filialen im Heimatland den Niederlanden schließen musste, suchte das Unternehmen Zahlungsaufschub vor dem Bezirksgericht Amsterdam. Folgendes Statement wurde veröffentlicht:
Am Mittwoch, den 12. Juli hat das Bezirksgericht Amsterdam der VanMoof Global Holding B.V. (vorläufigen) Zahlungsaufschub gewährt ('surseance van betaling') und zwei Verwalter ('bewindvoerders') bestellt. VanMoof B.V. und VanMoof Global Support B.V. haben ebenfalls einen Antrag auf Zahlungsaufschub gestellt. Gemeinsam mit der Geschäftsleitung von VanMoof prüfen die Verwalter derzeit die Situation, um eine Lösung zu finden, damit VanMoof seine Aktivitäten fortsetzen kann.
Aufgrund der jüngsten Entwicklungen haben wir beschlossen, die Markengeschäfte vorübergehend zu schließen, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter in den Geschäften zu gewährleisten. Wir arbeiten hart daran, unsere Dienstleistungen fortzusetzen und werden alle Kunden so schnell wie möglich separat über ausstehende Lieferungen oder Reparaturen informieren.
Der Zahlungsaufschub wurde vorerst für zwei Monate gewährt.
Update 16.07.2023
E-Bike-Besitzer des von der Insolvenz bedrohtem Start-up-Unternehmens VanMoof machen sich große Sorgen, dass die Funktionalität ihrer Fahrräder in Zukunft nicht mehr gewährleistet ist. Denn sollte das niederländische nicht nur die Filialen schließen, sondern auch die Server abschalten, so wäre die VanMoof-App außer Funktion. Diese ist aber maßgeblich für das automatische Aufschließen der Fahrrad-Sicherung, das Ein- und Ausschalten des Lichts und der Geschwindigkeitsregulierung verantwortlich.
Die VanMoof-App verbindet sich via Bluetooth mit dem E-Bike, welches zur Authentifizierung einen Encryption-Key von dem VanMoof-Server herunterlädt. Mit einem Key-Exporter, wie er beispielsweise auf GitHub zur Verfügung gestellt wird, könnte dieses Problem umgehen.
Aber auch der belgische Mitbewerber Cowboy (Test Cowboy Cruiser) bietet mit seiner Bikey-App eine Alternative. Auch hier werden nach einer einmaligen VanMoof-Anmeldung die Keys extrahiert, um sie für künftige Entsperrungen zu verwenden. Leider gibt es die Bikey-App bislang nur für iOS-Smartphones von Apple.
Update 18.07.2023
VanMoof hat heute das nachfolgende Statement veröffentlicht. Demzufolge ist der Fahrradhersteller insolvent:
On 17 July 2023, the court of Amsterdam withdrew the suspension of payment proceeding of the Dutch legal entities VanMoof Global Holding B.V., VanMoof B.V. and VanMoof Global Support B.V. and declared these entities bankrupt.
The two administrators Mr. Padberg and Mr. De Wit have been appointed as trustees. The trustees are continuing to assess the situation at VanMoof and are investigating the possibilities of a re-start out of bankruptcy by means of an asset sale to a third party, so that the activities of VanMoof can be continued.
The VanMoof legal entities outside the Netherlands are not in insolvency proceedings.
There will be no further comments at this time.
Umso wichtiger ist es, dass Ihr den digitalen Fahrradschlüssel Eures VanMoof-Bikes so bald wie möglich sichert. Denn sollte VanMoof irgendwann die Server abschalten, kommt Ihr nicht mehr an diesen Schlüssel dran – und Euer Fahrrad ist ein teurer wie unpraktischer Briefbeschwerer. Hier lest Ihr, wie Ihr den digitalen Schlüssel von Eurem VanMoof-Fahrrad sichert.
Und? Von Euch Besitzer mit einem VanMoof-E-Bike dabei? Schreibt Eure Meinung gern in die Kommentare.
"Über die Gründer
2009 gründeten Taco und Ties Carlier VanMoof. Aus dem Industriedesign kommend - und komplett ohne Fahrradindustrie know-how - konnten sie das Konzept eines Fahrrads von Grund auf neu denken und Fahrradfahren durch die Städte der Zukunft neu gestalten."
Quelle: Seite von VanMoof / about
Ich hatte ursprünglich den Link zur Webseite drin, da ist beim "senden" nichts passiert.
Mögen demnach möglichst viele Betroffene euren Artikel zur Sicherung des digitalen Fahrradschlüssels lesen. Denn nur noch die Wenigsten hängen sich Surfbretter und Fahrräder als Statement oder Accessoire an die Wohnzimmerwand - allerdings hätte zumindest ein VanMoof bei abgeschalteten Servern keinen anderen Zweck mehr. Und es sieht ja nach wie vor schick aus.
Wenn allerdings auch die Ersatzteilversorgung und Reparatur fortan nicht mehr gewährleistet sein sollte - und so scheint es zu sein, denn bereits vor der Insolvenz wurden ja scheinbar mangels Liquidität kaum mehr Teile geliefert - dann verschwinden die VanMoofs ohnehin nach und nach aus dem Straßenbild. Denn die Hobel können in einer normalen Fahrradwerkstatt nur schwerlich bis gar nicht gewartet werden.
Ohne Serververbindung keine Nutzung des Fahrrades möglich?!
Heiliges Kanonenrohr...wer kommt auf so eine smarte Lösung und vor allem...wer lässt sich auf so einen Fahrrad Kauf ein...käme für mich persönlich niemals in Frage.
Aus dem Grund hätte ich auch kein Mitleid mit Käufern eines VanMoof Rads. So einen Unsinn sollte man Bedenken bevor man 2500€ zum Fenster rauswirft. Bei manchen hilft dann einfach auch nur "lernen durch Schmerz". Beim nächsten Rad vielleicht dann einfach mal die Kugel, die aufm Hals sitzt nutzen. Die ist nicht nur dazu da, damit es nicht reinregnet.
Davon abgesehen wäre der fest verbaute Akku alleine schon ein KO-Kriterium beim Kauf eines VanMoof Rads gewesen.
Naja wieder mal ein Beispiel das Smart nicht immer smart ist.
Finde jedes Gerät muss auch unabhängig einer App voll bedienbar sein. Ganz wichtige Geschichte.
Ist das selbe wie ein Verstärker an dem man Bass und Treble nur via Fernbedienung einstellen kann.
Aufschließen und Licht nur bei Online-Verbindung? Wem ist den dieser Unsinn eingefallen? Und das hat eine STVZO-Zulassung?
Ich nehme an, wie das Licht ein- und ausgeschaltet wird, dürfte für die Zulassung egal sein, wenn es bei Dunkelheit nur brennt, und wie das Fahrrad aufgeschlossen wird, erst recht.
Ein Fahrrad nur dann nutzen zu können, wenn eine Internetverbindung zum Server des Herstellers besteht, halte ich aber auch für unsinnig. Solche Dinge müssen mindestens lokal auf dem Smartphone funktionieren, am Besten aber auch davon unabhängig.
Ich habe ein Vanmoof S3.
Mittlerweile ist es offiziell, dass Vanmoof in schieflage steckt und Zahlungsaufschub beantragt hat.
Ich denke nicht, dass diese Firma im Nichts verschwindet. Dafür sind die Patente zu “wertvoll” und das Design und Marke zu markant. Ähnlich wie bei Autos bin ich optimistisch, dass findige Köpfe den Support mit Ersatzteilen aufrecht erhalten.
Noch optimistischer bin ich, dass irgendeine Firma den Laden aufkaufen wird.
Vielleicht eine Bekannte Fahrrad Marke oder sogar eine chinesische Firma. Die investieren doch laufend in sowas.
Eine Pleite wäre natürlich bitter für die Besitzer der bisherigen VanMoof-Baureihen. Und auch für diejenigen, die in dem erst jüngst vorgestellten S4 nicht zu Unrecht ein passendes Preis-Leistungs-Verhältnis sahen und zugeschlagen haben.
Ohne spezielle Ersatzteile und auf VanMoof getrimmtes Werkstättennetz dürfte es auf Dauer schwierig werden, das gute Stück am Laufen zu halten. Ich drücke daher allen Besitzer:innen die Daumen, dass die bislang beschwichtigenden Worte VanMoofs der Wahrheit entsprechen. Und bin - zugegeben egoistisch - froh, dass ich bei meinem Kalkhoff geblieben bin .
Wegen des in meinen Augen gelungenen Designs hatte ich zwischenzeitlich mit VanMoof geliebäugelt, habe mich wegen des fest verbauten Akkus aber letztlich immer dagegen entschieden.
Das ist eindeutig ein Job für Super Elon!
Einfach das Car-Netzwerk/Mitarbeiter für E-Bikes nutzen. Die 20 Millionen für VanMoof wird Musk ja wohl noch haben. Da verballert er ja mehr SpaceEx-Raketen an einem Tag!
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vor 9 Monaten Link zum KommentarDas wäre wirklich sehr bitter. Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass die gesamte Branche gerade nicht nur schwächelt, sondern regelrecht kurz vor dem Exitus steht. In den fetten Coronajahren hatte man sich an extreme Absatzzahlen gewöhnt und außerdem die Produktionskapazitäten ausgebaut. Nun ist bei allen die Realität zurückgekehrt und man kommt in große Cashflow-Probleme.
Dabei könnte es längst so schön sein, eine vernünftige innerstädtische Verkehrspolitik voraussetzend. Damit wäre Corona erst der Anfang des Booms gewesen. Aber die hier z.B. dysfunktionale Berliner Realität sieht natürlich wieder vollkommen anders aus. Da wird nichts vorangetrieben, man baut eher auf parteipolitische Grabenkämpfe und ideologischen Stillstand. Daher wird hier wohl weiterhin verstärkt der SUV genutzt, wenn es um die 300 m bis zum nächsten Bäcker geht.
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vor 9 Monaten Link zum KommentarSehe ich ganz genau wie Du.
Dazu ist eine Marktsättigung erreicht und E-Scooter sind auch eine große Konkurrenz.
Zum Glück können die Hersteller bei E-Bikes keine Sollbruchstellen einbauen. Sonst bräuchten wir alle 3 Jahre ein neues Radl, und die Hersteller könnten so die Marktsättigung aushebeln. ;)
"Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass die gesamte Branche gerade nicht nur schwächelt, sondern regelrecht kurz vor dem Exitus steht."
Ich weiß es nicht.
Ich selbst trage mich schon längere Zeit mit dem Gedanken, mir ein E-Bike zuzulegen. Ich nutze mein Tourenrad touristisch aber auch leicht sportlich. Mittels E-Bike könnte ich meinen Aktionsradius etwas vergräßern. Dazu gehören aber eben auch Gepäckträger/Packtaschen (letztere müssen angebracht werden können) in die eine Jacke für die kühlen Stunden morgens und Abends und vor allem viele Liter Mineralwasser, Speisen und Foto-Gerätschaften Platz haben.
Das Fahrrad selbst sollte Nabenmotor und natürlich abnehmbaren, in der Wohnung aufladbaren Akku haben und von der ganzen Konstruktion her solidem Stand der Technik entsprechen und natürlich nicht HochEnde sein - ich will es ja schließlich noch bezahlen können - also 1.500 bis maximal 2.000 Euro höchstens.
Ergänzung:
Wenn der Akku mal das zeitliche segnet, und der Hersteller nicht mehr existiert, würde ich natürlich deswegen das Bike nicht verschrotten wollen. Dann sollte auch ein anderer Akku passen.
Ein Gewicht von 19 kg ist mir auch zu hoch. Wenn ich das Fahrrad mal tragen muss, beispielsweise auf einem Bahnhof ohne Fahrstuhl oder um über eine Brücke zu kommen, dann sind mir 19 kg + vielleicht 5 Liter Mineralwasser (im Sommer) und weitere Mitnehmsel etwas schwer. Mehr als 14 kg sollte das E-Fahrrad nicht wiegen, eher weniger.
In letzter Zeit habe ich da Euren Internetauftritt ein wenig verfolgt, aber es scheint da nicht so einfach zu sein, was zu finden.